Mit 119 Ja zu 9 Nein hatte die Gemeindeversammlung Turgi am 17. November der Fusion mit Baden zugestimmt. Im Badener Einwohnerrat war das Geschäft anlässlich der Sitzung vom 6. Dezember traktandiert. Eine Behördendelegation aus Turgi, angeführt von Gemeindeammann Adrian Schoop (FDP), sowie zahlreiche Badenerinnen und Badener verfolgten die ausgiebige Debatte und die Abstimmung von der Tribüne aus. Nachdem bereits im Vorfeld bekannt worden war, dass sich nur die SVP gegen eine Fusion aussprach und die FDP einige Vorbehalte einbrachte, war nicht mit grossen Überraschungen zu rechnen.
Gelungene Fusionen
Die gute Anbindung von Turgi mit Bus und Bahn wurde praktisch in allen Voten angesprochen. Bestätigt wurde auch, dass die Fusionen mit Dättwil, Rütihof und Münzlishausen in der Vergangenheit wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg der Stadt beigetragen haben. Durch die Fusion mit Turgi besteht die Möglichkeit, in Zukunft weiteres Entwicklungspotenzial zu nutzen. Zudem werde durch eine Fusion mit Turgi die grösste Aargauer Gemeinde entstehen, was sich auch auf das politische Gewicht in Aarau auswirken dürfte.
Zu vernehmen waren aber auch kritische Stimmen. So wurde nebst möglichen finanziellen Auswirkungen das Schulraumproblem angesprochen. Mark Füllemann (FDP) vermisst eine Effizienzsteigerung in der Verwaltung, und die Chance hinsichtlich einer Verwaltungsreorganisation wurde verpasst. Das Verwaltungspersonal der 3000-Seelen-Gemeinde Turgi werde übernommen. Durch die Bevölkerungszunahme werde sich auch die Pro-Kopf-Zahl, gemessen an den Verwaltungsmitarbeitenden, erhöhen, erklärte Stadtammann Markus Schneider (Die Mitte). Doris von Siebenthal (EVP) bekräftigte ihre Zustimmung mit den Worten: «Zur Heirat ist Liebe Voraussetzung. Und Liebe ist auch Arbeit.»
In seinem Appell an den Einwohnerrat warf der Stadtammann vor der Abstimmung nochmals alle Argumente in die Waagschale: die Erreichbarkeit, das Entwicklungspotenzial, den Industriestandort, das Kraftwerk, den Standort eines Fernwärmeverbundes, den Wakkerpreis und die Nähe zum Wasserschloss als Naherholungsgebiet.
Mit 41 Ja zu 7 Nein fiel die Zustimmung zum Zusammenschlussvertrag schliesslich deutlich aus. Einigkeit herrscht aber darüber, dass es bis zur obligatorischen Volksabstimmung an der Urne vom 12. März 2023 noch viel Überzeugungsarbeit braucht. Kommt es in beiden Gemeinden zu einer Zustimmung, muss der Fusionsvertrag durch den Grossen Rat des Kantons Aargau per 1. Januar 2024 genehmigt werden.
Velofreundliche Stadt
Das mit Spannung erwartete Velokonzept wurde mit 35 Ja zu 9 Nein zur Kenntnis genommen. Es zeigt auf, welche Massnahmen notwendig sind, um den Anteil der Velofahrenden zu erhöhen und Baden zu einer velofreundlichen Stadt zu machen. «Um die Lebensqualität zu erhalten, führt kein Weg am Velo vorbei», stellte Fritz Bosshardt (Team) überzeugt fest. Gleichzeitig wird aber auch angemerkt, dass das Bevölkerungswachstum zu mehr Veloverkehr führt und das Konzept auch kein Allerheilmittel darstellt.
Obwohl alte Bilder beweisen würden, dass Baden bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts eine Velostadt war, müsse die Stadt durch das Mobilitätskonzept für alle erreichbar bleiben. Sollte für entsprechende Projekte Geld gesprochen werden, bezweifelt Adrian Humbel (FDP) die entsprechende Zustimmung. Erste Sofortmassnahmen, für welche im Budget 2023 bereits Mittel eingestellt wurden, sollen zeitnah umgesetzt werden.