Wenn der Gemeindeammann tanzt

Mit einem Budget von 400 000 Franken feiert Lengnau Jubiläum. Höhepunkte des Fests wurden im Rahmen des Neujahrsapéros präsentiert.
Gemeindeammann Viktor Jetzer und OK-Präsident Kurt Schmid (in den hellen ­Kutten) werden von Ivan Angst (rechts) fit für den Lengnauer Tanz gemacht. (Bild: bkr)

Wetterpech zum Auftakt des Lengnauer Jubiläumsjahrs am Montag. Statt auf dem Dorfplatz – dem Epizentrum des 1225-Jahre-Fests im Sommer – mussten Neujahrsansprache und Schlaglichter auf die anstehende Jubiläums-Highlights in der Turnhalle Dorf über die Bühne gehen. Was zwischen dem 22. Juni und dem 2. Juli mit einem Budget von rund 400 000 Franken geplant ist, skizzierte OK-Präsident Kurt Schmid. Für ihn gehört es zur Dorftradition, dass periodisch immer wieder grosse Feste gefeiert werden. «Neu an der Ausgabe zu 1225 Jahre Lengnau ist die Aufführung eines Festspiels, das auf dem Dorfplatz stattfindet.» Dieses umrahmt unter dem Titel «Stein auf Stein» das Dorf- und Regionalfest und zeigt unter Leitung von Gallus Ottiger dreissig «Zeitdokumente» – so auch, wie und weshalb es vor 1225 zur ersten urkundlichen Erwähnung Lengnaus gekommen ist.

Apropos Geschichte. Unter Leitung von Marion Joos hatte die Schulkasse 6b Premiere ihres Lengnauer Lieds, das quasi zur Jubiläumshymne werden soll. Darin kommt natürlich auch das Wappen mit dem im Passgang schreitenden Pferd vor. Schmunzelnd erzählte Schmid, wie Lengnau zu seinem Wappentier kam. Nach der Gründung des Kantons wurden die Gemeinden aufgefordert, Wappen für ihre Siegel zu benennen. In Lengnau amtete damals Kaspar Josef Bucher als Ammann, der Inhaber der Wirtschaft zum Rössli mit entsprechendem Tavernen-Schild. Er habe das Pferd auf das Siegel sitzen lassen – was mit Dokumenten belegt ist.

Heimattag, Oldtimer, Jugendfest
Zurück zu den Fest-Highlights. Dazu gehören zahlreiche Beizli ebenso wie ein Dorfmarkt mit Zurzibieter Produzenten. Ein Corso mit Oldtimer-Traktoren rundet das erste Festwochenende ab. Eingebettet ins Fest sind auch die Neuzuzügerbegrüssung sowie die Jungbürgerfeier der Gemeinden Lengnau, Schneisingen, Endingen und Tegerfelden.

Für die Schülerinnen und Schüler der Kreisschule Surbtal findet ein Jugendfest statt – und es gibt einen «Heimattag der Lengnauer Bevölkerung». Begrüsst werden ehemalige Dorfbewohnerinnen und -bewohner. «Beim Fest ‹1212 Jahre Lengnau› sind unserer Einladung rund 350 Personen gefolgt», unterstrich Schmid die Bedeutung des Anlasses. Unter Leitung von Ivan Angst entstand zudem ein Lengnauer Tanz, in welchem sich auch OK-Präsident Kurt Schmid und Gemeindeammann Viktor Jetzer vor der grossen Gästeschar des Neujahrs­apéros versuchten.

Die Schulklasse 6b hat unter Leitung von Marion Joos ein Lengnauer Lied einstudiert. (Bilder: bkr)

Gallati und Burkart kommen
Am Jubiläumsakt könnte es sein, dass nicht nur «de Gmeindamme tanzäd», sondern auch der «Landamme», wie es im Volkslied «Zoge am Boge» heisst – jedenfalls hat Jean-Pierre ­Gallati seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier ebenso wie der in Lengnau wohnhafte Ständerat und FDP-Schweiz-Präsident Thierry Burkart zugesagt.

Politischen Themen nahm sich Gemeindeammann Viktor Jetzer in seiner Ansprache an, die von Vertreterinnen und Vertretern der Gemeindebehörden aus der Nachbarschaft interessiert verfolgt wurde. So sprach er über das Thema Gemeindefusion Surbtal. In den vier Gemeinden hätten 36 Prozent der Bevölkerung an einer Befragung teilgenommen – 70 Prozent eine vertiefte Prüfung der Fusion begrüsst.

«Innenpolitisch» kam Viktor Jetzer auf die zahlreichen Referenden und Rücktritte aus dem Gemeinderat zu sprechen. Speziell mit den beiden letzten Rücktritten von Marcel Elsässer und Hanni Jetzer «ist grosses Wissen und viel Know-how verloren gegangen». Und was die Neubesetzung der Sitze anbetrifft: «Die wird immer schwieriger – die Bereitschaft, ein verantwortungsvolles Amt zu übernehmen, ist geschwunden.»