Seine Dorfmetzg erfindet sich neu

Er ist Metzger, Koch und Landwirt. Aktuell baut Pädi Schmid sein Geschäft um – doch auch beim Neustart setzt der 34-Jährige auf Bewährtes.
7-Tage-Woche für den Chef: Pädi Schmid bei der Intensivreinigung des Bodens am vergangenen Sonntag. (Bild: is)

Keine halbe Stunde nach Ladenschluss ist die Fleischtheke in der ­Lägeremetzg gähnend leer. Auch in der Selbstbedienung und in den Regalen ist keine Ware mehr ausgelegt. Trotzdem herrscht Hochbetrieb im Geschäft an der Dorfstrasse: Inhaber Pädi Schmid reisst mit seinem Helferteam in den nächsten Stunden sämtliches Interieur heraus, verlädt es in Lieferwagen und bringt es zur Entsorgung. Den Waren­bestand habe er zu einem grossen Teil schon in der Altjahreswoche verkauft, «manches habe ich auch an meine Mitarbeiter verschenkt», sagt der 34-Jährige.

Punkt 13 Uhr am 7. Januar haben in der Dorfmetzgerei die Umbau- und Sanierungsarbeiten begonnen. Zwei Wochen lang hat das traditionsreiche Geschäft nun geschlossen und soll bei der Wiedereröffnung am Dienstag, 24. Januar, um 7.30 Uhr in neuem Glanz erstrahlen. Die Inneneinrichtung wird komplett erneuert. Die Wände werden saniert, eine neue Decke und Beleuchtung eingebaut, das Kassensystem wird moderner. Auch der sperrige Holzpfosten hinter der Theke, um den die Mitarbeiter beim Bedienen immer einen Bogen machen mussten, wird versetzt und eingemauert. «Dadurch werden unsere Abläufe am Buffet ganz anders», freut sich Pädi Schmid.

Vertrag bis 2032 verlängert
Bleiben sollen hingegen die rötlich-braunen Bodenplatten, die der Dorfmetzg seit Jahrzehnten ihren urtüm­lichen Charme verleihen. Das Laden­geschäft wurde vermutlich 1984 in seiner heutigen Form gebaut, denn diese Zahl hat Schmid im Schaufenster entdeckt. Das Haus selbst ist eines der ältesten im Dorf und gehört der Gemeinde. Patrick Schmid hat den ­Betrieb 2018 von Heinrich Felchlin übernommen, dessen Vorgänger wiederum Fankhauser und Bolliger hiessen. Es ist eine Rohbau-Miete, die Ausstattung eine Gebrauchsleihe. «Das bedeutet, ich darf alles nutzen, aber Erneuerungen oder Neuanschaffungen muss ich selber finanzieren.»

Der aktuelle Umbau kostet ihn eine schöne Stange Geld. «Da ich aber kürzlich meinen Mietvertrag um weitere zehn Jahre bis 2032 verlängern konnte, lohnt sich diese Investition», erklärt er. Seit neun Jahren arbeitet Schmid in der Dorfmetzgerei, und 2017 sei Felchlin auf der Suche nach einem Nachfolger auf ihn zugekommen. Er musste nicht lange überlegen.

Schliesslich hat der Ortsbürger als Sohn einer Ehrendinger Bauernfamilie auch einen ganz persönlichen Bezug zur Dorfmetzg: «Meine Mutter bringt die Eier unserer Freilandhühner hierher, seit ich denken kann!» Pädi Schmid ist auf dem Hof am Stein hoch über dem Dorf aufgewachsen. Nach der Metzgerlehre bei Müller in Baden absolvierte er noch eine Ausbildung zum Koch im Kantonsspital Baden. Im Anschluss an die Rekrutenschule zog es ihn für ein Jahr nach Kanada, wo er als Metzger Erfahrungen sammelte. Zurück in der Schweiz, liess er sich im Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg auch noch zum Landwirt ausbilden und verfügt so über umfassende Kenntnisse auf verschiedenen Gebieten. «Dadurch habe ich auch einen guten Bezug zu den Nutztieren», ist er überzeugt. Er kauft Tiere vom Hof seines Vaters oder bezieht Rindfleisch von Bauern im Höhtal – in der Theke liegt dieses dann als «Lägere Beef» auf, mit dem er eine eigenständige Marke geschaffen hat. Diese gab der Metzg 2018 auch ihren neuen Namen.

Lockerer Umgangston
Der Ladenverkauf ist zwar klar das Hauptgeschäft der Lägeremetzg, dennoch entwickelt Pädi Schmid immer wieder neue Ideen wie etwa Wurst-­Seminare. Samstags steht er oft draussen am Grill. Jeden zweiten Monat gibt es Spezialaktionen. Weiter ­gehört der Partyservice für Anlässe bis achtzig Personen zum Angebot, aber auch die Vermietung von Equipment – vom Grill bis zum Besteck. Davon machen viele Ehrendinger Vereine Gebrauch. Die Nähe zur Kundschaft ist für Schmid essenziell: «Die Dorfmetzg ist wie alle Geschäfte im Dorfzentrum eine Anlaufstelle für die Bevölkerung und die Vereine. Wir haben Beck, Papeterie, Post, Metzg und vieles mehr am gleichen Ort und profitieren gegenseitig voneinander», weiss er.

Das Geschäft läuft gut, selbst während Corona schrieb die Lägeremetzg schwarze Zahlen. Die Kundschaft kommt von überall her – aus den Nachbardörfern, dem Wehntal, sehr viele aber auch aus Ennetbaden. Die Lägeremetzg beschäftigt neun Angestellte mit einem Totalpensum von 750 Stellenprozenten. Es ist ein junges Team: «Ich bin mit 34 schon fast der Älteste», lacht der Chef. Der Umgangston im Geschäft ist freundschaftlich, die Stammkundschaft wird über die Ladentheke geduzt. «Wir sind locker drauf und halten immer gerne einen kurzen Schwatz. Das schätzen beide Seiten», so Pädi Schmid.

Dennoch sind dem Ehrendinger traditionelle Werte wie Kontinuität und Tradition ebenso wichtig – und werden es auch nach der Neueröffnung bleiben. Die rötlich-braunen Kacheln sind dafür der beste Beweis.