Zeugnisse des beständigen Wandels

In seinem Schaffen beschäftigt sich Ivo Stalder mit Wandel und Vergänglichkeit. Seine Bilder durfte er erneut bei «Photo Schweiz» zeigen.
Dank Ivo Stalder bleibt der Glanz des «Elite» für immer erhalten – zumindest auf seinen Bildern. (Bild: zvg | Ivo Stalder)

Gleich zu Beginn des Gesprächs stellt Ivo Stalder eines klar: «Bevor wir ins Thema Fotografie einsteigen, möchte ich vorwegschicken, dass das nicht mein Brotjob ist. Ich arbeite in einem technischen Beruf.» Trotzdem spielt die Fotografie in seinem Leben seit langem eine wichtige Rolle. Schon als Jugendlicher entwickelte er eine Leidenschaft dafür. «Mein Vater schenkte mir zum 14. Geburtstag meine erste mechanische Kamera. Auch wenn ich damals noch viel lieber eine weitere Modelleisenbahn gehabt hätte», lacht Stalder. Mit seiner Kamera sei er dann losgezogen und habe seine ersten Porträtaufnahmen und Landschaftsfotos gemacht. Schnell fand er Spass an seinem neuen Hobby und begann, sich intensiver mit der Materie zu beschäftigen. «Mit der Zeit begann ich dann, mich für andere Formen der Fotografie zu interessieren, und habe angefangen, mich mit Strassenfotografie auseinanderzusetzen. Auch begann ich, mich mit Architektur und Technik in der Fotografie zu beschäftigen», erzählt der Fotograf.

So kam Stalder auch zum Thema «Ästhetik des Verfalls», dem er bereits mehrere Bilderserien gewidmet hat. Er dokumentierte beispielsweise anlässlich von Wartungsarbeiten die Landschaften, die nach der Errichtung des Staudamms im Verzascatal einst in den Fluten verschwanden. Und auch dem alten Thermalbad in Baden widmete Stalder eine Fotoserie unter diesem Aspekt, bevor es dem Neubau von Stararchitekt Mario Botta wich. «Das war auch für mich als Fotograf eine Herausforderung. Schliesslich ist es gar nicht so einfach, im Verfall die Ästhetik zu sehen und in Bildern festzuhalten», begründet Stalder die Verlagerung seines künstlerischen Interesses.

Elite: «Ein kleiner Schock»
Explizit nicht in die Kategorie «Ästhetik des Verfalls» gehört Ivo Stalders neuste Fotoreihe zum Kino Elite in Wettingen, welches vor genau einem Jahr ganz überraschend von den Betreibern geschlossen wurde. «Als ich das damals aus dem Newsletter erfahren habe, war das für mich schon ein kleiner Schock», gesteht Ivo Stalder. Das «Elite» zählt für ihn zu den schönsten Kinos überhaupt, «und es war eines meiner liebsten Kinos in der Umgebung. Ich habe dort sehr viele Vorstellungen besucht», erzählt der gebürtige Westschweizer, der seit vielen Jahren im Raum Baden lebt und arbeitet.

Das Aus für «Elite» nahm Ivo Stalder zum Anlass, das Kino noch einmal fotografisch zu dokumentieren, damit es nicht der Vergessenheit anheimfällt. Mit seiner Bilderserie zum «Elite» wurde Stalder dieses Jahr auch bereits zum zweiten Mal als Aussteller bei «Photo Schweiz», der wichtigsten Werkschau für Fotografie im Land, angenommen. «Ich empfinde es als Auszeichnung, dort ausstellen zu dürfen», lautet sein bescheidenes Fazit zu diesem Thema.

Um es als Fotograf so weit zu bringen, arbeitet Ivo Stalder seit Jahren an seiner Technik und ist ständig auf der Suche nach geeigneten Motiven. «Wenn man im Alltag seine Augen offen hält, begegnet man dort schon vielen Motiven. Daneben besuche ich auch sehr viele Fotoausstellungen im In- und Ausland, um mich von den Arbeiten anderer Fotografinnen und Fotografen inspirieren zu lassen», gibt er Einblick in seinen kreativen Prozess.

Zum Schluss verrät er auch noch, was er mit seinen Bildern erreichen möchte: «Im Idealfall will ich mit meinen Bildern beim Publikum eine Reaktion auslösen», offenbart er. «Wenn ich eine Ausstellung besuche, berühren mich die Bilder, die ich dort sehe, oft, und das will ich auch erreichen.» Ivo Stalder wird jedenfalls weiter nach dem perfekten Motiv Ausschau halten, und vielleicht geht irgendwann einmal auch sein nächster künstlerischer Traum in Erfüllung, für seine Werke eine eigene Ausstellung in einer Galerie zu erhalten.