Einem leer stehenden Ladenlokal lastet fast immer ein Hauch von Vernachlässigung und Verfall an. Das dachten sich auch Roxane Badan, Alex Berger und Dominique Keller, die im vergangenen Frühjahr immer wieder an dem brach liegenden Gebäude am Cordulaplatz 2 in Baden vorbeikamen. Nicht zuletzt deshalb entschlossen sie sich, diesen Missstand kurzerhand selbst zu beheben. «Eigentlich war es anfangs einfach eine nicht ganz ernst gemeinte Schnapsidee, die Alex, Dominique und ich hatten», erzählt Roxane Badan, «doch als wir alle nochmal darüber geschlafen hatten, stellten wir fest, dass uns die Idee immer noch zusagte.» Von da an verfolgte das Trio allen Widrigkeiten zum Trotz sein Ziel, am Cordulaplatz ein Café zu eröffnen.
Am 18. Februar ist es nun so weit: Anstelle der alten Postfiliale öffnet das Café Brühbar seine Tore für die entspannungssuchende Bevölkerung der Bäderstadt und ihre Gäste. Die Namen der neuen Betreibenden kennt man in der Badener Gastroszene bereits gut. Roxane Badan und Dominique Keller sind Miteigentümerinnen der Trudelkeller GmbH. Seit 2019 gehören die beiden zum Team, das im Restaurant Trudelkeller an der Oberen Halde seine Gäste kulinarisch verwöhnt. Der Badener SP-Einwohnerrat Alex Berger war Leiter in einem grossen Cateringunternehmen in Zürich, bevor er sich 2021 als Miteigentümer im Restaurant Oberstadt in Baden selbständig machte.
Ruhepol für die Innenstadt
Mit ihrem neuen Konzept für das Café Brühbar wollen die drei Badener Gastronomen explizit einen Beitrag zur Entschleunigung des Alltags ihrer Gäste leisten. Sie wollen an der viel befahrenen Schulhausplatz-Kreuzung dadurch bewusst einen Ruhepol schaffen, einen Ort zum Verweilen in der stetig wachsenden, zunehmend von Hektik geprägten Stadt Baden. Um ihre Ideen auch finanziell umsetzten zu können, sammelte das Trio letztes Jahr Spenden mittels Crowdfunding. Das Ziel der Kampagne – 15 000 Franken – wurde am 19. Januar erreicht, und mit 18 530 Franken inzwischen übertroffen (Stand 7. 2. 2023). Die neuen Betreibenden haben die Liegenschaft am Cordulaplatz Anfang Dezember im Rohbau übernommen und gestalten die ehemalige Postfiliale gerade nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen um. «Das hatte durchaus Vor- und Nachteile», befindet Roxane Badan, «denn einerseits mussten wir den ganzen Umbau selbst stemmen, dafür konnten wir uns aber auch stärker verwirklichen und eigene Ideen einbringen.» Alles in allem habe die Zusammenarbeit innerhalb des Trios trotz unterschiedlicher Ideen aller Beteiligten aber immer gut funktioniert, und bisher hat das Team noch für jedes Problem eine Lösung gefunden. «Gerade haben wir erfahren, dass der Backofen wegen Lieferschwierigkeiten nicht bis zur Eröffnung hier sein wird, aber ansonsten sind wir beinahe bereit», freut sich Roxane Badan. Insbesondere um die neuen Wasseranschlüsse in dem Lokal sind die Betreibenden froh. «Weil es sich um eine Umnutzung handelte, war es gar nicht so einfach, alle unsere Wünsche bewilligt zu bekommen. Deshalb sind wir sehr froh, dass am Ende alles geklappt hat», ergänzt Dominique Keller.
Tresen statt Telefonzellen
Der Innenraum des neuen Cafés Brühbar soll schlicht und modern gestaltet werden. Die Telefonzellen – ein Überbleibsel aus den Tagen, als die Post hier residierte – werden nicht mehr benötigt. Stattdessen wird künftig ein langer Holztresen das Herzstück des Lokals bilden, in dem 20 bis 26 Gäste Platz finden sollen. Zudem spielt der Aussenbereich in den Plänen der Gastronomen eine entscheidende Rolle. Hier sollen dereinst bis zu 35 Gäste unter den Sonnenschirmen Platz nehmen können, um dem Treiben der Menschen auf dem Cordulaplatz beizuwohnen. Um dieses Konzept ab dem 18. Februar umsetzen zu können, wird im «Brühbar» momentan noch auf Hochdruck an den letzten Details gefeilt.
Frisch, vegan und einfach
Damit das Lokal ohne vollwertige Küche auskommt, setzt das Trio auf einfach zuzubereitende, vegane Speisen aus lokalen Erzeugnissen. «Die Speisen sind uns aber eher aus Versehen komplett vegan geraten, den Kaffee kann man bei uns beispielsweise durchaus mit Kuhmilch bekommen», verrät Badan. Neben Kaffee soll es auch eine Auswahl an Smoothies sowie Bagels, Porridge und Kuchen geben, und das gesamte kulinarische Angebot wird auch zum Mitnehmen angeboten. Der Clou liegt laut Badan, Berger und Keller darin, dass ihr Angebot sowohl gesund und nachhaltig als auch schnell verfügbar sein soll. Einen weiteren Vorteil verspricht sich das Trio aus den geplanten Öffnungszeiten. Das Café soll während sechs Tagen in der Woche und insbesondere auch am Sonntag geöffnet sein. Daran habe es in diesem Teil Badens bisher noch gemangelt.
Erstaunlicherweise hatten die drei Gastronomen trotz Fachkräftemangel keine Schwierigkeiten, geeignetes Personal für ihr neues Café zu finden. «Ich denke, das zeigt auch, dass sich die Leute für das neue Konzept begeistern können», vermutet Badan.
Eröffnung Café Brühbar
Samstag, 18. Februar, ab 9 Uhr Cordulaplatz 2, Baden