Skilift Engi ist Schnee von gestern

Drei Initianten bauten 1970 einen 220 Meter langen Skilift am Hang. In den letzten Jahren blieb der Schnee jedoch aus. Nun hören die Betreiber auf.
Bei gutem Wetter gab es in der «Engi» gar eine Warteschlange. (Bild: zVg)

Am Nordhang in der« Engi», oberhalb der Reha Effingerhort, bleibt der Schnee am längsten liegen und erlaubt seit Menschengedenken, im Winter Ski zu fahren. Am 31. Dezember 1970 wurde ein mit «Bananen­bügeln» ausgerüsteter Borer-Schlepp­lift bei guten Schneeverhältnissen in Betrieb genommen. Die Pioniere und Initianten Willi Baumann, Hans Bösch und Kurt Baldinger konnten ihre Idee mit Unterstützung der Gemeinde sowie der heutigen Effingerhort AG rasch in die Tat umsetzen.

Tageskarte unter zehn Franken
Der Hang an schönster Lage bietet eine phantastische Aussicht und verfügt über eine gute Neigung für Schneesportarten. Mit einer Länge von 220 Metern bewältigte der Skilift eine Höhendifferenz von immerhin 60 Metern. Kleine und grosse Skifahrer konnten über dem Aaretal alpines Schneevergnügen geniessen. Der Lift konnte bis zu 400 Personen pro Stunde befördern; trotzdem haben sich an schönen Tagen manchmal Warteschlagen gebildet.

Ziel des Liftbetriebs war nicht in erster Linie die Gewinnmaximierung, sondern vor allem, Familien mit Kindern zu ermöglichen, günstig «vor der Haustüre» Ski zu fahren. Natürlich sollten von den Einnahmen wenigstens die Betriebskosten und allfällige Reparaturen gedeckt werden können. Die tiefen Preise haben die Schneesportbegeisterten immer wieder überrascht: Tageskarten gab es für unter zehn Franken, am Kiosk wurden Zwischenverpflegungen wie Wienerli mit Brot, Kuchen, Schokolade, warmer Tee und Kaffee praktisch zum Selbstkostenpreis verkauft. Viele Leute kamen mit grossen Geldscheinen daher, als wären sie im mondänen Wintersportort St. Moritz. Deshalb musste stets genügend Wechselgeld bereitgehalten werden.

Schanze nicht bemerkt
Von wenigen kleineren Vorkommnissen abgesehen, blieb der Skilift­betrieb in all den Jahren nahezu unfallfrei. Ab und zu besuchte auch ein Langläufer das Skigebiet. Er rannte dann im Wald neben der Piste hoch und fuhr danach in der Hocke die Piste wieder herunter. An einem der leicht nebligen Tage hatte er allerdings die von den Kindern gebaute Schanze mitten auf der Piste nicht bemerkt und bei einer seiner rasanten Abfahrten genau getroffen. Unbeabsichtigt machte er einen unglaublichen Sprung, welcher mit einem fürchterlichen Sturz endete – der aber zum Glück folgenlos blieb. Nachdem Stöcke, Ski und Zipfelmütze eingesammelt waren, konnte er das Training dann fortsetzen.

Im Lauf der Jahre wurde das Initiantenteam älter, und vor zehn Jahren übergab man die Verantwortung an Dieter Bösch. Dieser konnte auf die wertvolle Hilfe von Hans Deubelbeiss und Peter Fricker zählen, die gemeinsam mit weiteren Helfenden immer Ende November die Liftanlage installierten. Viele Male konnte sie mangels Schnee jedoch gar nicht in Betrieb genommen werden.

Kontrollschild «AG 3» deponiert
Aufgrund der unsicheren und immer schlechteren Schneeverhältnisse in den vergangenen Jahren entschied man im Team nun gemeinsam, die kantonale Betriebsbewilligung beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons Aargau nicht mehr zu verlängern. So überbrachte Dieter Bösch das Kontrollschild «AG 3» am 17. Januar persönlich nach Aarau. Dieter Bösch sieht im Namen der vielen Ski fahrenden Gäste in der Engi dankbar auf die Unterstützung der Effingerhort AG, der Gemeinde Holderbank und der treuen, freiwilligen Helferinnen und Helfer zurück.

Der Skilift Engi in Holderbank ist nun, nach 52 Betriebsjahren, endgültig Schnee von gestern.

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Ende November wurde noch die Bergstation montiert. (Bilder: zVg)

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1979: Bei gutem Schnee gab es Warteschlangen.

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2017: Helfende Hände beim Anbügeln.

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Kantonale Betriebsbewilligung Nr. 3 wurde zurückgegeben.

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