«Ich werde Baden vermissen»

Am Sonntag wurde Josef Stübi, Stadtpfarrer von Baden-Ennetbaden, zum Bischof geweiht. Schlafen konnte er in der Nacht zuvor bestens.
Gewürdigt, geweiht und gefeiert: Josef Stübi (Mitte) bei seiner Einsetzungsfeier in Solothurn. (Bild: zVg | Fabienne Bühler)

Vom Bauernsohn zum Weihbischof: Die Karriere von Josef Stübi verlief beinahe bilderbuchmässig. Dennoch ist der 61-jährige Theologe, der in Dietwil aufgewachsen ist, in der Marienkirche Windisch zum Priester geweiht und 2018 zum Stadtpfarrer von Baden-Ennetbaden berufen wurde, auf dem Boden geblieben. Am 26. Februar wurde er von Bischof Felix Gmür in Solothurn zum Bischof geweiht. Wie hat er diesen grossen Tag erlebt?

Josef Stübi, am vergangenen Sonntag wurden Sie in Solothurn zum Bischof geweiht. Wie ist es Ihnen ergangen?
Der gestrige Tag gehört zu den ganz grossen Ereignissen meines Lebens. Ein wenig Spannung war natürlich schon da. Aber nervös im eigentlichen Sinne war ich nicht. Ich habe auch die Nacht davor problemlos geschlafen. Der Weihegottesdienst begann um 15 Uhr in der Kathedrale in Solothurn. Vorher fand noch eine Begegnung mit Medienleuten statt. Die Feier meiner Bischofsweihe war gut vorbereitet, und alles hat bestens geklappt. Es war schön.

Der Gottesdienst fand vor grossem Publikum statt. Was bedeutete das für Sie?
Viele Menschen, welche mir auf meinem bisherigen Weg wichtig waren, sind gekommen. Meine Familie und viele aus meinem Bekannten- und Freundeskreis waren anwesend – auch Seelsorgerinnen und Seelsorger aus unserem Pastoralraum Aargauer Limmattal und dem ganzen Bistum, Vertreterinnen und Vertreter aus anderen christlichen Kirchen sowie kirchlicher und weltlicher Behörden aus zahlreichen Kantonen des Bistums Basel. Eine grosse Freude für mich war zudem die Mitwirkung der Organistin Antje Traub, des Kirchenchors und der Lektorinnen sowie von Ministantinnen und Ministranten aus Baden.

Was hat Sie besonders bewegt?
Besonders berührend für mich war die lange Allerheiligenlitanei. Ich lag auf dem Boden vor dem Altar, und die vielen Anwesenden haben im Wechsel mit der Kantorin die Heiligen singend und ihre Fürbitte angerufen. Dann hat mich Bischof Felix durch Handauflegung zum Bischof geweiht. Daran beteiligten sich als sogenannte Konsekratoren, also Mitweihende, der Bischof von St. Gallen und ein Weihbischof aus Freiburg im Breisgau. Alle anderen anwesenden Bischöfe kamen anschliessend der Reihe nach und legten mir ihre Hände auf den Kopf. Dies ereignete sich in Stille – das war für mich ganz besonders «berührend».

Daraufhin sang Bischof Felix das Weihegebet. Währenddessen hielten die Badener Pfarreiseelsorgerin Ella Gremme und ein Diakon aus dem Luzernischen, der vor vielen Jahren bei mir die Berufseinführung gemacht hat, das geöffnete Evangelienbuch über mich. Dieses wurde mir dann übergeben, wie auch der Bischofsring, die Mitra und der Bischofsstab.

Der St. Galler Bischof Markus Büchel legt dem neuen Bischof Josef Stübi anlässlich der Weihe in Solothurn die Hände auf den Kopf. (Bild: zVg | Fabienne Bühler)

Wie ging die Feier nach der Kirche weiter?
Im Anschluss daran gings zum Stehapéro ins Landhaus. Es waren sehr viele Gäste dort – Leute in offizieller Funktion, aber auch aus allen Orten meines bisherigen Wirkens und aus allen Zeitabschnitten meines bisherigen Lebens. Es war mir unmöglich, allen zu begegnen und mit allen zu reden. So viele Fotos und Selfies wurden von mir noch nie gemacht!

Der Start in Ihr neues Amt ist also gelungen. Worauf freuen Sie sich besonders?
Es werden mir neue Aufgaben anvertraut. Ich begegne vielen unterschiedlichen Menschen und neuen Herausforderungen. Als Weihbischof helfe ich weiterhin mit, das kirchliche Leben in unserem Bistum zu gestalten. Meine grosse Erfahrung aus drei unterschiedlichen Pfarreien wird dabei nützlich sein. In erster Linie geht es stets um die Weitergabe der Fro-hen Botschaft, um die Praxis des christlichen Lebens und immer auch um die Feier des Glaubens. Dabei bleibe ich mit vielen Seelsorgerinnen und Seelsorgern auf dem Weg – und darauf freue ich mich.

Wofür sind Sie, wenn Sie auf Ihre Zeit in Baden zurückblicken, dankbar?
Seit Frühjahr 2008 bin ich Stadtpfarrer von Baden. Einige Jahre war ich Dekan des Dekanats Baden-Wettingen und jetzt Pastoralraumpfarrer. Es waren für mich gute Jahre. Die Pfarreien Baden und Ennetbaden allerdings sind und bleiben vielfältig und fordernd.

Ich bin in erster Linie Seelsorger. Ich begleite also Menschen in verschiedenen Lebenslagen, sozusagen «von der Wiege bis zum Grab» – durch Taufe, Erstkommunion, Firmung, Trauung, Abdankung und Beerdigung. Ich ging an der Seite von Jungen und Alten, Kranken und Sterbenden. Und ich glaube, sagen zu dürfen, dass ich das Vertrauen vieler Menschen genoss. Zudem waren immer Menschen um mich herum, welche mich unterstützten, in der Seelsorge, aber auch im administrativen und organisatorischen Bereich. Ich hatte all die Jahre hindurch eine wohlwollende Kirchenpflege im Rücken. Dafür bin und bleibe ich dankbar. Ich denke auch an die vielen grossen, festlich gestalteten Gottesdienste in der Stadtkirche und in der Kirche Ennetbaden zurück. Das war immer ein wunderbares Zusammenspiel vieler. Es waren Feiern des Glaubens – zur Ehre Gottes und zur Stärkung und Freude der Gläubigen. Das war schön.

Was aus Ihrer Badener Zeit werden Sie womöglich vermissen?
Baden ist Baden. Ich werde schlicht und einfach Baden vermissen – und das ist viel.