Dunkle Themen, bunt inszeniert

Heute Abend tritt das Kantitheater Baden mit Brechts «Der gute Mensch von Sezuan» vors Publikum – einem Klassiker in modernem Gewand.
Das Ensemble des Kantitheaters Baden lauscht den Regieanweisungen. (Bild: jor)

Von der Decke der Aula in der Kantonsschule Baden hängen knorrige Äste und Zweige, der Boden ist mit einem grünem Teppich ausgelegt. Auf der Bühne haben schon einige Gäste an den Tischen Platz genommen. Alles ist bereit für die Hochzeit der Prostituierten Shen Te und ihres Geliebten, des Fliegers Yang Sun. Ein farbenfrohes Ortsschild kündigt mit grossen Buchstaben den Ort an, an dem wir uns befinden: die chinesische Provinz Sezuan.

Farbenfrohe Inszenierung
Genau achtzig Jahre nach der Uraufführung im Schauspielhaus Zürich haucht die Theatergruppe der Kantonsschule Baden Bertolt Brechts epischem Theaterstück «Der gute Mensch von Sezuan» neues Leben ein. Die insgesamt vierzehn Schauspielerinnen und Schauspieler des Ensembles proben das Stück seit Monaten, damit die Abläufe und der Text für die Premiere heute Abend auch wirklich sitzen.

Das Drama von Brecht ist vielschichtig und komplex. Im Kern thematisiert das Stück die Herausforderung, das eigene Leben nach hohen moralischen Standards zu leben, obwohl man sich selbst in äusserst prekären Lebensbedingungen befindet. Die für die Protagonistin Shen Te zentrale Frage «Was ist ein guter Mensch?» zieht sich als roter Faden durch das Werk, das zudem Kritik am Kapitalismus übt. «Wir haben versucht, das Stück für das 21. Jahrhundert ein wenig zu entstauben», sagt Thomas Stein, der die Theatergruppe leitet. «Wir nehmen das Gerüst vom Originaltext und versuchen, es anders zu lesen.» Man habe den dunklen Themen des Stücks mit farbenfrohen Kostümen und Bühnenbildern bewusst ein Pendant entgegengesetzt.

Mitsprache der Schüler
Es ist das erste Jahr, in welchem die Englischlehrpersonen Thomas Stein und Kyle Greenwood gemeinsam die Theatergruppe der Kantonsschule Baden leiten. «Wir haben einen offenen, partizipativen Regiestil: Wir geben den Jugendlichen nicht vor, welche Rolle sie übernehmen müssen, wir erarbeiten das Stück gemeinsam», erklärt Stein. Intensiv mit den Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten, sei ihnen wichtig. Viele von ihnen sind schon mehrere Jahre in der Theatergruppe aktiv. Jeden März begeistern sie mit einem neu einstudierten Stück – von Dramen über Musicals bis hin zu Komödien – das Publikum.

Die Stimmung während der Proben in der Aula ist konzentriert und doch fröhlich und locker. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler üben fleissig ihre Texte und prägen sich ihre Positionen auf der Bühne ein. Kyle Greenwood und Thomas Stein geben immer wieder Instruktionen und Hilfestellungen.

Ab heute Abend können die Jugendlichen endlich zeigen, was sie mit viel freiwilligem Engagement in ihrer Freizeit aufgebaut und einstudiert haben. Neben den sorgfältig gestalteten Bühnenbildern und Kostümen kommt bei der humorvollen und modernen Inszenierung von Brechts klassischem Stück auch Live-Musik zum Einsatz.