«Wir sind ein familiärer Verein»

Über das Osterwochenende wird auf der Bernau in Wettingen der Europacup der Frauen im Landhockey ausgetragen.
Thomas Meier, Tamara Trösch, Petra Aebi und Yves Morard halten den HC Rotweiss Wettingen auf Erfolgskurs. (Bild: sim)

Der Verein HC Rotweiss Wettingen empfängt über Ostern die europäische Spitze im Landhockey auf der Bernau. Ausgetragen wird ein Turnier der Euro Hockey Club Trophy, der zweithöchsten europäischen Kategorie. Darüber kommt nur noch die Euro Hockey League (EHL), die mit der Champions League im Fussball vergleichbar ist. Diese zu erreichen, ist für die Hockeyteams aus der Schweiz allerdings enorm schwer, da man dort ausschliesslich auf Profiteams trifft.

Höchstes Frauenturnier
Trotzdem ist der Europacup auf der Bernau am kommenden Wochenende das hochklassigste Frauenturnier, das bis dato in Wettingen geplant wurde. Damit dabei alles glattgeht, braucht es eine logistische Meisterleistung der rund hundert freiwilligen Helfenden des Vereins. «Es braucht wirklich alle Vereinsmitglieder. Andere Mannschaften wundern sich dann manchmal, dass an einem Turnier beispielsweise der Kapitän der Männer nach der Partie am Grill anzutreffen ist», sagt Petra Aebi schmunzelnd, die bei Rotweiss Wettingen für das Europacup-Turnier zuständig ist. «Wir sind wirklich ein sehr familiärer Sportverein, das ist schon eine Besonderheit bei uns.» Dazu gehört, dass der HC Rotweiss Wettingen an der Basis nach wie vor ein Verein für den Breitensport ist. «Es ist uns sehr wichtig, dass jeder und jede, die gern Landhockey spielen möchte, bei uns die Gelegenheit dazu erhält», betont Vereinspräsident Thomas Meier. Ein weiterer Aspekt für das harmonische Zusammenspiel bei Rotweiss Wettingen ist das Team, das neben dem Platz dafür sorgt, dass alles rundläuft. «Wenn es um unseren Zusammenhalt geht, dann ist unser Klubhausteam ganz klar das Herz des Vereins», weiss auch der Kapitän der Männer, Yves Morard. Sie sind es beispielsweise, die es erst ermöglichen, dass die Spitzenmannschaften von Rotweiss Wettingen nach den Trainings gemeinsam zu Abend essen können.

Eine erfolgreiche Sportfamilie
Der familiäre Zusammenhalt innerhalb des Vereins soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Spitzenmannschaften sowohl hohe sportliche Ambitionen als auch ein gesundes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben. «Wir sind momentan der beste Landhockeyverein der Schweiz, und über alles gesehen sicher der erfolgreichste», stellt Thomas Meier fest. Und die Zahlen geben ihm recht. In den vergangenen Jahren waren Schweizer-Meister-Titel sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die Regel. Das Frauenteam von Rotweiss Wettingen gewann Anfang des Jahres den 16. Hallentitel in Serie. Und das Team der Männer – ebenfalls amtierender Hallen-Schweizer-Meister – ist hierzulande erfolgsverwöhnt. «Es ist aber allen im Verein bewusst, dass unser Erfolg kein Selbstläufer ist», stellt Tamara Trösch, Kapitän der Frauenmannschaft, klar. «Wir investieren sehr viel in die Nachwuchsförderung und arbeiten hart für unseren Erfolg.»

Anders als im schweizerischen Wettbewerb haben es die Teams von Rotweiss Wettingen im europäischen Vergleich äusserst schwer. Im Gegensatz zum eigenen Kader verdienen die Spielerinnen und Spieler ausländischer Spitzenteams mit Landhockey zumindest teilweise ihren Lebensunterhalt. «In der Schweiz ist Landhockey ganz klar eine Randsportart», sagt Yves Morard bedauernd. «In der Schweiz spielen beispielsweise ungefähr 2000 Menschen aktiv Landhockey. In den Niederlanden hingegen gibt es Vereine mit über 4000 Aktivmitgliedern.» Das hat zur Folge, dass sich die Mannschaften von HC Rotweiss Wettingen sportlich in einer unangenehmen Lage befinden. «Die Spielerinnen und Spieler unserer Topmannschaften leisten eigentlich Spitzensport, werden dafür aber entlohnt, als handle es sich um Breitensport», ist sich Thomas Meier bewusst.

Aussenseiter mit Ambitionen
Am Europacup nehmen die Frauen von Rotweiss Wettingen deshalb eher eine Aussenseiterrolle ein. Wenn auch durchaus mit dem Potenzial für eine Überraschung. Am Freitag treffen sie zum Auftakt auf Hampstead & Westminster aus England. Am Samstag kommt es zum Duell gegen Lambers-art aus Frankreich, und am Ostersonntag trifft die Heimmannschaft im letzten Gruppenspiel auf den Mannheimer HC – den nominell stärksten Gegner des Turniers.

Für den offiziellen Apéro beim Europacup hat sich bereits viel Prominenz aus Wirtschaft, Sport und Politik angekündigt. Regierungsrat Markus Dieth wird sich das Spektakel auf der Bernau ebenfalls nicht entgehen lassen. Rotweiss und Wettingen sind bereit, vier Tage lang europäisches Spitzenhockey zu zelebrieren.

7. bis 10. April,
Bernau, Wettingen
rww.ch