Der alte Friedhof als Shoppingstandort?

Rüebliwiese, alter Friedhof, Niedermatt oder Gemeindeverwaltung? Die Exekutive legt vier Standortvarianten für ein Einkaufszentrum vor.
Soll der ehemalige Friedhof zwischen Kirche und Landstrasse einem Einkaufszentrum weichen? (Bild: bkr)

Ein dicht getaktetes Angebot an Neuigkeiten – darunter der Entwicklungsrichtplan (ERP), die künftige Mehrzweckhalle und die Finanzen der Gemeinde – erwartete die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Informationsabend des Ehrendinger Gemeinderats. Erstes Thema: der ERP. Im Sommer 2020 war die Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) eigentlich so weit gediehen, dass sie einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung hätte vorgelegt werden können – was die Coronasituation verunmöglichte. Ärgerlich, aber auch eine Chance, die Anliegen der Petition «Und jetzt?» in die BNO einfliessen zu lassen. Als strategisches Arbeitsinstrument für einen Zwischenschritt hin zur BNO hat sich der Gemeinderat für einen ERP entschieden. Dessen Entwurf liegt derzeit zur öffentlichen Mitwirkung auf beziehungsweise ist auf der Homepage der Gemeinde zu finden.

Was steht im ERP, und was ist auf den Plänen dargestellt? Frau Gemeindeammann Dorothea Frei macht eine zentrale Aussage: «Der Gemeinderat will zwei Dorfzentren, wie das die Echogruppe postuliert hat, und nicht drei.» Jenes im Oberdorf soll dem Einkaufen dienen, das Unterdorf Verwaltungszentrum sein. Gerät hier das umstrittene, in der Niedermatt Nord (auf dem Bloch-Areal) geplante Einkaufszentrum zwischen Stuhl und Bank?

Redimensioniertes Baugesuch
Derzeit liegt für diesen Standort ein redimensioniertes Bauprojekt vor, das neu 500 statt 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweist und so ohne BNO-Revision verwirklicht werden könnte. Die Erschliessung des Ladens plus der zusätzlich geplanten 33 Wohnungen erfolgt via Kirchweg und verursacht einen Mehrverkehr, den verschiedene Teilnehmer der Versammlung nicht hinnehmen wollen.

Etwas besser schneiden drei mög­liche Standorte im Oberdorf ab, wie jeweils eine Auslegeordnung der Stärken und Schwächen aufzeigt. Vor­geschlagen sind das Areal der heutigen Gemeindeverwaltung samt Feuerwehrmagazin sowie die Rüebliwiese südlich des Kastanienplatzes (Schulhaus) – beide müssten allerdings über die Dorfstrasse erschlossen werden. Diesen Nachteil gibt es beim alten Friedhof nicht. Hier könnte man direkt ab der Landstrasse in eine Tiefgarage fahren, aber sollen dafür tatsächlich ehemalige Gräber weichen müssen? Was einem Votanten für eine Wahl fehlte, sind harte Fakten: «Wie unterscheiden sich die Varianten bezüglich Steueraufkommen?»

Neueste Neuigkeiten zum Thema Mehrzweckhalle hatte Gemeinderat Yvan Mülli. An der Gemeindeversammlung im Juni kann über einen Kredit von 750 000 Franken beschlossen werden – Geld, das die Kosten eines Architekturwettbewerbs und die anschliessende Ausarbeitung des Projekts deckt. Mülli gab in seinem Referat minutiös Einblick in die Vorarbeiten: Raumprogramm und Entwicklungsszenarien. Für die Realisierung der Dreifachhalle – sie soll Ende 2027 in Betrieb gehen – sind im Finanzplan 12 Millionen Franken eingestellt. «Gibt es Möglichkeiten, für die Halle Sponsoren zu finden?», lautete eine Frage aus der Versammlung. «Aus dem Swisslos-Sportfonds sind bereits 250 000 Franken zugesagt», antwortete Mülli. Zudem sei eine Arbeitsgruppe auf der Suche nach Sponsoren.

Das Thema Mehrverkehr
Sportbetrieb und Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle generieren Verkehr, weshalb rund vierzig Parkplätze benötigt werden. Hallenbetrieb und vor allem ein neuer Einkaufsstandort verursachen zusätzliche Fahrten auf der Dorfstrasse beziehungsweise dem Kirchweg. «Wir rechnen mit einer Zunahme von 1900 bis 2400 Fahrzeugen pro Tag», sagt Dorothea Frei. Klar ist für sie, dass die Strassen für diesen Verkehr neu gestaltet werden müssen. Ein Versammlungsteilnehmer befürchtete, dass der Mehrverkehr für Mehrzweckhalle und Ortsplanung zum Damoklesschwert werden könnte. Er schlug deshalb eine unterirdische Erschliessung der Mehrzweckhalle und der Areale Rüebliwiese oder Gemeindeverwaltung ab Landstrasse vor. Wie bezahlen? Gemeinderat Erich Frei gab einen vertieften Einblick in Finanzplan und -lage der Gemeinde. Dieser zeigt auf, dass Ehrendingen die in naher Zukunft anstehenden Investitionen samt Mehrzweckhalle ohne Erhöhung des Steuerfusses stemmen kann.