Als AG die Zukunft meistern

Am 31. Mai entscheiden die Mitglieder der Spitex Nord Ost Aargau (NOA), ob künftig eine AG für das Angebot verantwortlich sein soll.
Sie wollen die Spitex Nord Ost Aargau – hier am Stützpunkt in Ehrendingen – in eine nicht einfache Zukunft führen: Gabriel Bürgisser, Geschäftsstellenleiter, Rita Hanselmann, designierte Verwaltungsratspräsidentin, die als Verwaltungsrätin nominierte Endinger Frau Vizeammann Rebecca Spirig und Markus Schmid, Präsident des Spitex-Vereins. (Bild: bkr)

Was 2017 noch undenkbar war, ist heute Realität: Die Spitex-Vereine Bad Zurzach und Surbtal-Studenland haben im September 2022 fusioniert. Fünf Jahre früher wurde das mit der Begründung, «Dringlichkeit und Nutzen sind nicht gegeben», abgelehnt. Inzwischen ist die Welt eine andere. So gehören fünf Gemeinden, die von der Spitex Surbtal-Studenland betreut wurden, seit Januar 2022 zur Fusionsgemeinde Zurzach und damit zum Einzugsgebiet der ursprünglichen Spitex Zurzach. «Uns macht der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu schaffen», sagt Rebecca Spirig, Frau Vizeammann in Endingen. Sie hat die Projektgruppe für den Zusammenschluss geleitet. Für die Spitex Nord Ost Aargau (NOA) ist Spirig als Pflegeexpertin sowie ehemalige Direktorin Pflege am Universitätsspital Zürich ein Gewinn – sie stellt sich auch für den Verwaltungsrat der geplanten Aktiengesellschaft zur Verfügung.

Vom Verein zur AG
Die Spitex soll zu einer AG werden? Markus Schmid, Präsident des Spitex-Vereins NOA, sagt, man sei zwar nach der Fusion sehr gut in den operativen Betrieb gestartet, aber die immer rascher ablaufenden Entwicklungen insbesondere in der Politik erforderten ebenso rasche Weichenstellungen – und damit eine neue Organisationsform. Entscheidet bei einem Verein einmal im Jahr die Generalversammlung, ist es in einer Aktiengesellschaft der Verwaltungsrat. Zum Thema neue Rechtsform hat die Projektgruppe die Gemeinderäte der zehn involvierten Kommunen befragt – alle wollten sich nicht am Aktienkapital beteiligen und mit der Spitex über Leistungsvereinbarungen zusammenarbeiten.

«Das ist gut so», meint Rita Hanselmann, ehemalige Lengnauer Gemeinderätin und designierte Verwaltungsratspräsidentin der AG. «So bestellt die Gemeinde nicht bei einer Organisation, an der sie beteiligt ist, Leistungen.» Diese Trennung werde mit der neuen gesundheitspolitischen Ausrichtung des Kantons Aargau umso wichtiger, stellt Schmid fest.

Aufträge neu ausschreiben
Die Planung sieht vor, dass die ­Gemeinden künftig ihre Leistungs­aufträge an die Spitex regelmässig neu ausschreiben und die Offerten der Anbieter (auch ortsfremder) bewerten müssen. In diesem Zusammenhang weist Spirig auf die aktuellen Entwicklungen und den Kostenteiler in der Pflege hin. Die Kantone sind für die Spitäler zuständig, die Gemeinden für die Spitex. Im Gebiet der NOA liegen die Gemeindebeiträge im kantonalen Vergleich eher im tiefen Bereich – Tendenz steigend. Das, weil die Verweildauer im Spital immer kürzer wird, die Spitex-Klientinnen und -Klienten immer jünger und die nötige Pflege immer intensiver. «Das ruft nach mehr Spezialisierung», so Ga­briel Bürgisser, Geschäftsstellenleiter der NOA. Spirig nennt die Wundpflege oder die psychiatrische Betreuung von Demenzpatienten. «Ab einer gewissen Grösse kann eine Spitex das anbieten und den Angestellten die Möglichkeit, sich entsprechend weiterzubilden», sagt Bürgisser, womit man im Arbeitsmarkt attraktiver sei.

Was geschieht mit dem Verein?
Wer wird Eigentümer der Aktien, was geschieht mit dem heutigen Verein? Stimmt die Generalversammlung am 31. Mai zu, wird der Verein alleiniger Aktionär. An der GV der AG nimmt deshalb nur der Vereinsvorstand teil. Wichtigstes Geschäft ist die Wahl des Verwaltungsrats, dessen Mitglieder aufgrund von Pflichtenheften gesucht und gewählt werden. Ein Sitz ist jeweils für ein Vorstandsmitglied des Vereins reserviert – womit wir beim Thema Zukunft der Vereinigung sind (ihr gehören rund 2000 Mitglieder an). Sie will man in eine Gönnerorganisation umwandeln, was die ketzerische Frage aufwirft, was man künftig von einer Mitgliedschaft hat. Schmid: «Man zeigt sich solidarisch, bekommt aber auch Rabatt, wenn man den Hausdienst der Spitex nutzen muss.»

Spirig will zudem eine Reihe von Informationsveranstaltungen zu Gesundheitsthemen organisieren. «Gönnerin sein heisst weiter, den Angestellten Dinge zu finanzieren, die nicht betriebsnotwendig sind: von Veranstaltungen bis zu einer neuen Kaffeemaschine», sagt Schmid. Ausserdem sind eine «Echo-Gruppe» für den Kontakt mit den Mitgliedern sowie ein «Gefäss» für den Austausch mit den Gemeinderäten in Planung.