Wirbel um die Tagesstrukturen

Die Tagesstrukturen werden in die Schule integriert. Für die Sanierung des Ländli sprach der Einwohnerrat einen Projektierungskredit.
Das Schulhaus Ländli war an der Einwohnerratssitzung in zweifacher Weise Thema. Zum einen ging es um einen Projektkredit für dessen Sanierung, zum anderen ist es Teil der Tagesstrukturen, für die Änderungen beschlossen wurden. (Bild: bkr)

Das war eine Überraschung: Wenige Tage vor der Einwohnerratssitzung hat der Stadtrat vom Verein Taba die Kündigung der Leistungsvereinbarung erhalten – und die Einwohner­rätinnen und -räte aus den Medien davon erfahren. Um was geht es? Die Tagesstrukturen (ein Angebot der Stadt für die Eltern zur Betreuung ihrer Kinder) werden derzeit in einem gemischten Trägerschaftsmodell von zwei privatrechtlichen Organisationen (Verein Taba, Verein ABB Kinderkrippen) sowie von der Volksschule der Stadt selbst (Tagesschulen Rütihof und Ländli) und vom Verein Tagesfamilien erbracht. Der Stadtrat möchte Schule und Tagesstruktur besser verzahnen – die Lehrpersonen und die Betreuenden in den Strukturen in einem engen Schulterschluss arbeiten lassen. «Das bringt einen pädagogischen und organisatorischen Mehrwehrt für Kinder und Eltern und stärkt den Standort Baden als Ganzes», hiess es in der Botschaft an den Einwohnerrat.

Knall auf Fall
Und dann das: Taba steigt Knall auf Fall aus, obwohl Leitung und Personal laufend über die Pläne und Schritte des Stadtrats informiert wurden. Begründung des Vereins – mit 40 Mitarbeitenden der grösste Anbieter im Verbund: «Die lange Übergangszeit von zwei Jahren bis Sommer 2025 führt zu Unsicherheit beim Personal.» Angesprochen wurde der geplante Start des neuen Konzepts auf das Schuljahr 2026. Gekündigt wurde nun per 31. Juli 2024: Droht den betroffenen Kindern ein ganzes Jahr ohne ausserschulische Betreuung?

Frau Vizeammann Regula Dell’Anno brachte mit einem Votum zu Beginn der Debatte wieder Struktur in die Sache. «Um das Dilemma zu lösen, übernimmt die Stadt die Taba-Mitarbeitenden ein Jahr früher als geplant.» Das stelle die Verwaltung vor grosse Herausforderungen, aber es gehe um die Interessen der Kinder und der Eltern. Die Stadt habe grösstes Interesse daran, das Personal des Vereins Taba zu übernehmen. Die Mitarbeitenden der anderen Vereine hingegen würden wie geplant im Sommer 2025 übernommen. Gratis ist der Systemwechsel nicht. Er verursacht der Stadt Mehrkosten von 160 000 Franken pro Jahr plus einmalig 240 000 Franken. Viel Geld für ein Projekt, für das es aus Sicht von FDP und SVP keine Notwenigkeit gebe, wie eine Umfrage bei den Eltern gezeigt habe, die mit den erbrachten Leistungen zufrieden seien. Dennoch: Die Mehrheit des Rats sah die pädagogischen Vorteile des neuen Models, womit der beantragte Entwicklungsschritt mit 40 gegen 7 Stimmen beschlossen wurde.

Schulhaus Ländli
Ein Teil der Tagesstrukturen – nämlich eine Tagesschule – ist im Schulhaus Ländli untergebracht. 1903 von den Badener Architekten Dorer und Füchslin erbaut, wurde das Gebäude letztmals 1997 saniert. Nun soll es für 10 Millionen Franken energie- und haustechnisch moderinisiert werden, und eine behindertengerechte Erschliessung per Lift bekommen. In einem ersten Schritt hatte sich der Einwohnerrat mit einem Projektierungskredit von 862 000 Franken zu befassen. 10 Millionen Franken für die anschliessende Sanierung seien viel Geld, besonders vor dem Hintergrund anderer Investitionen, befand die SVP-Fraktion. Zum einen wollte sie den Baubeginn auf der Zeitachse nach hinten schieben, zum anderen das Bauprogramm um 3 Millionen Franken schlanker machen. Ansatzpunkte fanden Vertreter der SVP und der FDP einige. So anstelle eines «normalen» Lifts für Behinderte einen Treppenlift installieren. Ein Nichteintretensantrag der SVP scheiterte ebenso klar, wie das Ja zum Projektierungskredit ausfiel.