Identität und Heimat

Die diesjährigen nationalen Flüchtlingstage vom 16. bis 18. Juni stehen unter dem Motto «Unterbringung in­mitten der Gesellschaft».
Hussein Mohammadi liest in der Bibliothek aus seinem ersten Roman. (Bild: Archiv)

Geflüchtete aufzunehmen, ihnen Stabilität zu bieten und sie in die Gesellschaft zu integrieren – und sei es nur zeitweise –, war bereits eine Herausforderung, lang bevor der Krieg in der Ukraine die Situation in dieser Hinsicht weiter zuspitzte. Auf dem Höhepunkt der Krise wurden dem Kanton Aargau täglich bis zu hundert Per­sonen mit Schutzstatus S aus der Ukraine zugeteilt, und insgesamt erreichten letztes Jahr rund 75 000 Fliehende aus der Ukraine die Schweiz.

Nur weil es möglich war, einen Grossteil der ukrainischen Flüchtenden in privaten Haushalten unterzubringen, konnte der Ansturm überhaupt bewältigt werden. Passend dazu finden im Rahmen der diesjäh­rigen Flüchtlingstage vom 16. bis 18. Juni in verschiedenen Regionen im Aargau Anlässe statt, die auf die verschiedenen Aspekte der Aufnahme und der Integration von geflüchteten Personen hinweisen und die Bevölkerung für die Lage der Geflüchteten sensibilisieren sollen.

Deutscher Debütroman
Einer, der diese Erfahrung selbst machen musste, ist Hussein Mohammadi. Der Afghane wuchs im Iran unter schwierigen Bedingungen auf. Er entwickelte trotzdem – oder deswegen – schnell eine Leidenschaft für Literatur und Malerei. Weil seine Romane im Irak wiederholt der Zensur zum Opfer fielen, floh der Autor 2012 in die Schweiz. Hier lernte er sehr schnell die deutsche Sprache, bildete sich zum Hydraulikmechaniker weiter und widmete sich seinem neuen Ziel, nun eben Bücher im Exil und auf Deutsch zu schreiben.

Im Herbst erschien Mohammadis erster Roman auf Deutsch. In «Scheherazades Erben» zeichnet er ein ungeschöntes Bild der Gesellschaft seines Herkunftslands Afghanistan vor der erneuten Machtergreifung der Taliban im August 2021. Auch das Phänomen des Ehrenmords in der afghanischen Gesellschaft wird behandelt. Anlässlich der Tage der Geflüchteten findet morgen Freitag um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Baden eine Lesung mit Hussein Mohammadi und dem ehemaligen Ennetbadener Schauspieler Hansrudolf Twerenbold statt. Am Tag darauf findet auf dem Bahnhofplatz Baden eine Reihe von Veranstaltungen im Zeichen der Tage der Geflüchteten statt.

Neben musikalischen und tänzerischen Darbietungen stehen dort öffentliche Gespräche mit Geflüchteten sowie Politikerinnen und Politikern auf dem Programm. Interessierte erhalten Auskünfte zu den Themen Flucht und Integration. Detaillierte Informationen zu den Veranstaltungen anlässlich der Tage der Geflüchteten in Baden und im gesamten Kanton sind auf der Website der Flüchtlingstage Aargau zu finden.

Freitag, 16., bis Sonntag, 18. Juni
Lesung: Freitag, 16. Juni, 19.30 bis 21 Uhr, Stadtbibliothek Baden
fluechtlingstage-aargau.ch