Ob Saal- oder Mehrzweckhallenprojekte – sie decken Bedürfnisse der Vereine ab und sorgen an Gemeindeversammlungen für einen Grossaufmarsch. So auch in Ehrendingen, das rund fünfzig Vereine zählt und wo es um einen Kredit für die Projektierung einer Dreifachturnhalle mit zahlreichen Nebenräumen ging. Den Grossaufmarsch ahnend, hatte der Gemeinderat die Versammlung in die Kirche verlegt, die über 340 Sitzplätze verfügt: Und exakt 24 Gäste sowie 324 Stimmberechtigte waren erschienen. Trotz Rekordbeteiligung wurden die für abschliessende Beschlüsse nötigen 644 Stimmen nicht erreicht.
Zurück zur Mehrzweckhalle (MZH). Deren Vorgeschichte und insbesondere, was nun in der Projektierungsphase geschehen soll, erläuterte Gemeinderat Yvan Mülli. Fest stehen das gewünschte Raumprogramm (Dreifachhalle mit Zuschauer- und Gastrobereich, zwei Musikzimmer, Nebenräume und ein Schutzraum für 400 Personen) sowie der Planungsperimeter. In diesem haben interessierte Planerinnen und Planer im Rahmen eines «selektiven Verfahrens» ihre Lösung zu platzieren. «Selektiv heisst», sagte Mülli, «dass nur geeignete Teams für die Teilnahme am Projektwettbewerb zugelassen sind.»
Sponsoring über Avia-Karte
Den grossen Vorteil eines Wettbewerbs sieht Mülli darin, dass die Gemeinde so ein Projekt bekommt, «das ihre Bedürfnisse sowie die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Anforderungen am besten erfüllt». Der Suche nach den besten Ideen dient auch der grosse Planungsperimeter – die MZH kann an der Stelle des heutigen Aussensportplatzes oder südlich des bestehenden Schulhauses platziert werden. Die Kosten? Für die Projektierung galt es, 750 000 Franken zu sprechen – der eigentliche Baukredit (er dürfte im Sommer 2025 vorliegen) wird rund 12 Millionen Franken betragen. Zur Finanzierung will man zusätzlich verschiedene Möglichkeiten eines Sponsorings ausloten. Konkret ist bereits eine Tankkarte bei Avia, die es ab September gibt. Wer die Karte hat, bekommt 4 Rappen Rabatt. Weitere zwei Rappen fliessen auf das Baukonto der MZH.
In der Diskussions- und Fragerunde waren die Finanzen sowie die Verkehrserschliessung die Themen.
Ohne Steuererhöhung möglich
Anwohnende («Wir leiden schon heute unter Lärm und unter Abfällen, die in unsere Gärten geworfen werfen.») monierten, in die bisherigen Schritte nicht einbezogen worden zu sein. Das will Mülli für die nächste Phase korrigieren.
Zum Thema Finanzen gab Gemeinderat Erich Frei einen vertieften Einblick in den Finanzplan der Gemeinde und zeigte auf, dass die in naher Zukunft anstehenden Investitionen samt MZH ohne Erhöhung des Steuerfusses «gestemmt» werden können. Allerdings sind dafür bis 2028 rund 16 Millionen Franken an neuen Darlehen nötig. Die Nettoschuld pro Einwohner steigt von derzeit 289 auf 4500 Franken im Jahr 2029. Ab 2030 geht es in Jahrestranchen von einer Million Franken ans Zurückzahlen. Die grosse Mehrheit der Stimmberechtigten zeigte sich von den Antworten befriedigt und genehmigte den Projektierungskredit.
Überweisungsantrag erfolgreich
Um bei den Finanzen zu bleiben: Die Rechnung 2022 schloss mit einem Aufwandüberschuss von 243 000 Franken, budgetiert war eine schwarze Null. Sehr detailliert und auf den Franken genau erläuterte Erich Frei die diversen Abweichungen vom Voranschlag. Diese setzten in der Diskussion happige Kritik ab – weniger die Mehreinnahmen bei den Steuern als 750 000 Franken zusätzliche Ausgaben. Votant Konrad Schneider rechnete der Versammlung vor, dass man es hier mit sieben Steuerprozent zu tun habe. Selbst wenn einige Abweichungen plausibel seien (Kosten im Zusammenhang mit grossen Personalwechseln), gehe es so nicht. «Ohne Bewilligung durch die Gemeindeversammlung kann der Gemeinderat laut Gesetz nur Aufgaben finanzieren, für die es keinen Aufschub gibt.» Schneider will deshalb eine Kontrollinstanz schaffen – der Rechnungsprüfungskommission zusätzlich den Auftrag einer Geschäftsprüfungskommission übertragen. Die Versammlung nahm einen Überweisungsantrag Schneiders mit grossem Mehr an.