Der «Alte» hat mit 66 ausgedient

Der in die Jahre gekommene Kindergarten Zentrum ist Geschichte. In einem Jahr wird sich der Neubau Zentrum mit Leben füllen.
Baukommission mit Gemeindeammann Fabian Keller und Vizeammann Urs Bätschmann (in der Mitte. (Bild: pg)

Derzeit werden die Kindergartenkinder von Gebenstorf in sechs Abteilungen an drei Standorten unterrichtet. Da die Gemeinde wächst, wird die Infrastruktur für die Bildung nun mit dem Bau des Doppelkindergartens Zentrum erweitert. Es war beim Spatenstich am vergangenen Freitag nicht zu übersehen: Der 1957 an­lässlich des Jugendfestes eröffnete Kindergarten Zentrum, unweit der reformierten Kirche, ist in die Jahre gekommen. Seit der Räumung vor rund zwei Wochen und bis zum geplanten Bezug des neuen Doppel­kinder­gartens im Rahmen des Gäbifäschts (23. bis 25. August 2024) werden die Kinder temporär im Oberen Schulhaus unterrichtet. Die 66 Jahre alte Liegenschaft wird rückgebaut. An ihrer Stelle entsteht ein in Holzbauweise konzipierter Neubau mit einer auffälligen Dachform, in dem künftig zwei Kindergartenabteilungen geführt werden.

Anfänge als «Gfätterlischuel»
Gemeindeammann Fabian Keller ist bewusst, dass mit dem Abbruch des alten Gebäudes auch ein Stück Dorfgeschichte verschwindet: «Bestimmt sind viele Gebenstorferinnen und Gebenstorfer unglücklich darüber, weil sie mit dem Kindergarten schöne Erinnerungen an ihre Kindheit verbinden.» Denn Gebenstorf kann auf eine über hundertjährige Kindergarten­geschichte zurückblicken. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, so ist den Aufzeichnungen zu entnehmen, hatte Gebenstorf eine «Gfätterlischuel», wie sie damals genannt wurde. Geschaffen wurde diese Einrichtung von der Spinnerei Heinrich Kunz, Windisch. Sie entlastete die Arbeiterinnen einige Stunden pro Tag von der Betreuung ihrer Kinder.

Sobald ein Kind allein aufs WC konnte, durfte es die «Gfätterlischuel» besuchen. An langen Tischen wurden jeweils rund 50 Kinder von den damals «Lehrgotten» genannten Betreuerinnen Berta und Anna Speck mit Papierflechten, Sticken und Malen beschäftigt. Als Berta Speck nach einem halben Jahrhundert 1951 ihre Tätigkeit altershalber aufgab, entschloss sich die Gemeinde noch im selben Jahr, im Kosthaus Luzernerhof den Kindergartenbetrieb für 35 fünf- und sechsjährige Kinder aufzunehmen. Auf Drängen der Kindergarteninspektorin wurde schliesslich 1957 der Kindergarten Zentrum eröffnet.

Zur Dorfentwicklung beitragen
Nach 66 Jahren hat der alte Kindergarten nun ausgedient. Im November 2021 hatte die Gemeindeversammlung einem Projektierungskredit von 150 000 Franken zugestimmt. Daraufhin entschloss sich der Gemeinderat, ein Generalplanerverfahren durchzuführen. Drei Architekturbüros reichten auf Einladung ihr Konzept für einen Doppelkindergarten auf dem nicht einfachen Gelände und eine Offerte für eine Generalplanerleistung ein. Ein vom Gemeinderat zusammengesetztes Beurteilungsgremium bewertete die Arbeiten. Das mit 2,59 Millionen Franken veranschlagte Projekt des ortsansässigen Architekturbüros Merlo Architekten AG ging einstimmig als Sieger hervor. Im November 2022 stimmte der Souverän dem Kredit zu. Architekt Philipp Merlo zeigte sich beim Spatenstich überzeugt, dass das Gebäude zur Entwicklung im Dorf beitragen werde.