Die Eventbranche wird ausgezeichnet

Giesserei, Druckerei, Villa Boveri und viele weitere Lokale haben den Swiss Location Award erhalten. Was steckt hinter dieser Auszeichnung?
Gutes Marketing treibt die Anzahl Bookings in die Höhe – das gilt auch für die Eventbranche. (Symbolbild: adobe.stock.com)

«Wir gehören zu den offiziell schönsten Eventräumen der Schweiz», so der Titel einiger Pressemails, die in den letzten Wochen die Redaktion erreichten. Ausgezeichnet wurden die Eventlokale der Region mit dem Swiss Location Award 2023, bei dem sie unterschiedliche Punktzahlen erreichten. Die Mails enthielten alle ein einheitliches Logo, der Pressetext war aus demselben Guss. Die Häufung der Meldungen führte unweigerlich zur Frage: Was steckt hinter diesem Award, und wie exklusiv ist er?

Von 958 auf 1800 Nominationen
Durchgeführt wurde der Swiss Location Award, der 2016 von der Organisation Eventlokale ins Leben gerufen wurde, dieses Jahr zum siebten Mal. Waren es im ersten Jahr rund 120 Locations, die nominiert wurden, erreichte man dieses Jahr mehr als 1800. Im Vergleich zum Vorjahr (958 Nominationen) ist die Steigerung beträchtlich. «Der Bekanntheitsgrad des Swiss Location Awards ist in den letzten Jahren substanziell gestiegen», erklärt Verwaltungsratspräsident Stefan Kipfer. Die Auszeichnung habe sich insbesondere in der Eventbranche etabliert und sei unbestritten das wichtigste Gütesiegel für Eventlocations aller Art. Das zeige sich auch an der Entwicklung der öffentlichen Bewertungen. Waren es 2016 noch 4000 Bewertungen, konnten 2023 bereits mehr als 58 000 verzeichnet werden. Nebst der Intensivierung des Marketings hat die Organisation Eventlokale in diesem Jahr zudem in die Bekanntmachung des Awards in der italienisch- und französischsprachigen Schweiz investiert. «Ein schweizweiter Award soll schliesslich alle Landesteile gleichermassen berücksichtigen», so Kipfer.

Zwei Drittel ausgezeichnet
Wer für den Swiss Location Award nominiert ist, hat eine Auszeichnung fast auf sicher. Dieses Jahr wurden von 1821 nominierten Betrieben 1233 ausgezeichnet, sprich zwei Drittel. Dieser Prozentsatz liege sogar leicht tiefer als im Vorjahr, sagt Stefan Kipfer. Er halte aber die Relation zwischen nominierten und ausgezeichneten Betrieben für weniger wichtig als das Verhältnis der ausgezeichneten Betriebe zu deren Gesamtzahl. «In der Schweiz gibt es zwischen 10 000 und 12 000 Locations», erklärt er. «Das bedeutet, dass nur 10 Prozent davon unseren Award als Gütesiegel tragen.» Kipfer verweist ausserdem auf das Punktesystem, das die ausgezeichneten Locations nochmals in Kategorien einordnet. Nur wer neun oder mehr Punkte erreicht, darf das Gütesiegel «herausragend», das dieses Jahr 14 Prozent der nominierten Betriebe erhalten haben, auf seine Website schreiben.

Auf die Frage, weshalb sein Unternehmen die Exklusivität der Auszeichnungen mit einer anteilsmässig hohen Quote mindere, gibt Kipfer zu bedenken, dass Auszeichnungen wie «die schönste Location der Schweiz» nur bedingt alltagsrelevant seien. «Unserer Meinung nach ist es sinnvoller, wenn wir einen substanziellen Teil der bestehenden Locations abbilden und dann mit einem Ranking differenzieren.»

Jury wird nicht ausgewiesen
Hinter dem Bewertungssystem des Marketingunternehmens stehen Beurteilungen der Veranstalter und Locationbesucher (1/3), eine technische Bewertung (1/3) sowie eine Jury, die sich dieses Jahr aus acht Personen zusammengesetzt hat. Deren Namen gibt das Unternehmen nicht preis. Die Mitglieder seien aber anerkannte und erfahrene Fachleute, die unabhängig seien und angemessen entschädigt würden, betont Stefan Kipfer. Die Namen seien nicht öffentlich, «weil wir jegliche Einflussnahme vonseiten der Locations verhindern wollen». Auch die Kriterien, nach welchen die Locations bewertet werden, und deren Gewichtung behält das Unternehmen – «aus Manipulationsgründen» – für sich. Dass Betriebe, die auf eventlokale.ch mit einem «Top Premium+-Abo» (2498 Franken jährlich), das laut Webpage auch die Platzierung auf der «1. Resultateseite (1 Monat)» enthält, registriert sind, beim Award einen Vorteil haben, ist laut Stefan Kipfer nicht der Fall. «Von den 1233 ausgezeichneten Locations in diesem Jahr haben 805 unserem Onlineportal noch nie einen Franken bezahlt», betont er.