Vermessung ist bei ihnen Familiensache

Vielen Menschen dürfte nicht bewusst sein, dass Nachführungsgeometer eine wichtige gesellschaftliche Rolle erfüllen: Ohne sie wäre das Funktionieren unserer Gemeinschaft ernsthaft gefährdet. Die amtliche Vermessung spielt eine zentrale Rolle bei der Erfassung von Grundstücksgrenzen, Gebäuden, Kulturgrenzen wie Strassen und Plätzen sowie bei der Aktualisierung all dieser Daten. Aufgabe der Nachführungsgeometer ist es, dafür zu sorgen, dass die Daten stets aktuell, korrekt und sicher sind. Dadurch tragen sie wesentlich zur Sicherung unseres Grundeigentums bei und sind eine bedeutende Stütze der schweizerischen Volkswirtschaft. Ausserdem sind diese Daten als zuverlässige Grundlage für Bauvorhaben und andere Nutzungen essenziell.

Offiziell Bewerbung eingereicht
David Steinmann ist seit dem 1. Juli amtlicher Nachführungsgeometer für den Bezirk Baden. Der 31-Jährige hat an der ETH Zürich Geomatikingenieur studiert und später das eidgenössische Geometerpatent erlangt.Das Besondere: Der Badener ist Nachfolger seines Vaters Beat Steinmann, der sich nach über 33 Jahren zur Ruhe gesetzt hat. Das Amt wird jedoch nicht vererbt: Obwohl er bereits Stellvertreter seines Vaters war, musste sich David Steinmann für das öffentlich aus­geschriebene Amt bewerben. Nun kümmert er sich im Bezirk Baden um 45 000 Parzellen, 40 000 Gebäude und 230 000 Grenzzeichen. Insgesamt werden so Hypotheken im Gesamtwert von über 20 Milliarden Franken dokumentiert und verwaltet. 

Aktualität, Vollständigkeit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind die Grundpfeiler des Berufs. Beat Steinmann, Geschäftsführer der Steinmann Ingenieure und Planer AG, ­betont die Bedeutung von klaren ­Verhältnissen und organisierten Zuständen, um Verzögerungen in den Abläufen oder Stillstand bei der Datenerfassung zu vermeiden. Er unterstreicht die Wichtigkeit dokumentierter Werte als dauerhafte und verlässliche Grundlage für klare Entscheidungen und die dynamische Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. «Eine Messung ist keine Messung. Damit am Ende alles korrekt ist, muss man als Geometer technisch und statistisch bewandert sein sowie eine Affinität für rechtliche Fragen haben. Das zeichnet den Beruf aus», erklärt Beat Steinmann, der sieben Jahre lang Präsident des Vereins Aargauer Geometer war.

Nachbarschaftliche Konflikte
Geht es um Grenzverläufe und Grundstücke, sind nachbarschaft­liche Streitigkeiten an der Tagesordnung. Bei Nachbarschaftskonflikten setzte Beat Steinmann auf menschliche und objektive Vermittlung, um gemeinsame Lösungen zu finden. Mit diesem Ansatz trug er als Nachführungsgeo­meter dazu bei, Konflikte zu deeskalieren. Darüber hinaus betont der Brugger stolz, dass in seinen 33 Jahren bei der Steinmann Ingenieure rund 70 Lernende ausgebildet worden seien. «Wir haben immer Wert darauf gelegt, dass unsere Lernenden die ­Berufsmatura machen konnten», so Beat Steinmann.

David Steinmann betont, dass die Werte der amtlichen Vermessung unter seiner Leitung fortgeführt werden: «Stabilität und Kontinuität sind entscheidend für Rechtssicherheit, deshalb wird weiterhin für präzise und zuverlässige Daten gesorgt.» Er unterstreicht die Bedeutung von Identität und Wertschätzung als Grundlage für eine funktionierende Zusammenarbeit aller involvierten Personen, die eine zuverlässige amt­liche Vermessung sämtlicher Grundstücke im Bezirk Baden möglich machen.

Grundstücke und Grenzen
Angesichts der zunehmenden räumlichen Verdichtung wird die Zahl der Streitigkeiten betreffend Grenz- und Grundstücksfragen eher zunehmen und die Notwendigkeit für eine eindeutige und objektive Dokumentation als gemeinsamer Nenner noch drängender.

Während Liegenschaften und Baurechte bereits einheitlich abgebildet werden und digital dokumentiert sind, fehlt diese Strukturierung im Bereich des Stockwerkeigentums momentan gänzlich. Mit Blick auf dessen wachsende Bedeutung in der Schweiz und im Raum Baden sieht David Steinmann eine wichtige Aufgabe darin, auch in diesem Bereich durch die amtliche Vermessung Rechtssicherheit zu gewährleisten: «Es wird eine Herausforderung, diese Verhältnisse in der dritten Dimension abzubilden.»

Stockwerkeigentum
Die amtliche Vermessung in der Schweiz und insbesondere im Bezirk Baden, der in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle einnahm, arbeitet bereits seit über dreissig Jahren mit Big Data. Um die Besitzverhältnisse bei Stockwerkeigentum künftig ebenfalls bindend erfassen zu können, müssen politische Hürden überwunden und finanzielle Fragen geklärt werden. Eine bedeutende Rolle wird dabei der Gemeinde Spreitenbach zukommen, wo sich alle möglichen Spielarten von Stockwerkeigentum finden lassen. «Wenn man Spreitenbach begriffen hat, hat man das Stockwerkeigentum in der Schweiz begriffen», sind sich Vater und Sohn einig.