«Wir kommen nicht, um zu stören»

Das McDonald’s-Baugesuch polarisiert. Projektleiter Florian Goepfert (35) nimmt Stellung zu Kritik wegen Verkehr, Öffnungszeiten und Littering.
Florian Goepfert beim Grundstück, wo McDonald’s bauen möchte. (Bild: is)

Florian Goepfert, wie gehen Sie als Projektleiter bei McDonald’s mit der Skepsis im Siggenthal um?
Grundsätzlich: Wir wollen nach Würenlingen, aber nicht um zu stören, sondern um für unsere Gäste da zu sein. Das ist unser Anspruch. Aufklärung ist sicher in diesem Zusammenhang wichtig. Ein Beispiel dafür ist das Thema Littering. 

Das Wegwerfen von Abfall und Verpackungen ist einer der Hauptkritikpunkte. Wie wollen Sie das verhindern?
Littering ist leider ein gesellschaftliches Problem, für das ich selbst wenig Verständnis habe. Ich fuhr gerade auf der Strasse beim Bahnhof Siggenthal Station und sah, dass dort ebenfalls viel Abfall herumliegt. Unsere Mitarbeitenden werden in der Umgebung auf Abfalltour gehen. Unser Anspruch muss sein, dass die Leute sagen: Seitdem McDonald’s hier ist, ist es sogar besser geworden. Es soll aber nicht so sein, dass wir den Reinigungsdienst der Gemeinde übernehmen. Wir unterstützen zusätzlich.

Wie wollen Sie das konkret um­setzen? Sind die Routen und die Frequenz schon bekannt?
Die Zonen, in denen wir unterwegs sind, werden wir mit der Gemeinde und anderen Beteiligten definieren. Um unser Restaurant herum werden wir sicher täglich unterwegs sein. Die Abfälle werden eingesammelt und fachgerecht entsorgt. Das machen wir bei jedem unserer Restaurants.

Oft wird die Verpackung ja erst ausserhalb des Dorfs aus dem Autofenster geworfen.
Stimmt. Je nachdem kommen deshalb weitere Touren in der Region dazu. Teilweise mit E-Bikes – das hängt vom Betreiber des Restaurants und den Erwartungen der Gemeinde ab. Und wir erinnern unsere Gäste bei der Ausfahrt des McDrives mit Plakaten, dass der Abfall in den Eimer gehört.

Sammeln die McDonald’s-Leute auch den Abfall der anderen ein?
Selbstverständlich werden wir nicht nur unseren, sondern ebenso den Abfall der anderen auflesen. Unserer ist halt noch schön angeschrieben …

… ein Nachteil?
Wir sehen es als Vorteil. Wir wollen die Verantwortung für den durch unsere Gäste verursachten Abfall übernehmen – zusammen mit ihnen. Im letzten Jahr haben wir uns mit über 70 000 Arbeitsstunden so für mehr Lebensqualität dank sauberer Strassen und Wiesen engagiert. Zudem führt McDonald’s jährlich im September – dieses Jahr am 16. – schweizweit einen Littering-Day durch. Dann gehen alle Mitarbeitenden mit Gästen und weiteren Freiwilligen aus ihrem Bekannten- und Familienkreis auf Tour. Ein sehr geringer Prozentsatz des eingesammelten Abfalls stammt dabei von McDonald’s.

Gegen das Baugesuch sind bei der Gemeinde Würenlingen Einsprachen eingegangen. Wie geht McDonald’s grundsätzlich mit ­Einsprachen um?
Es gibt immer Leute, die es nicht nötig finden, dass in ihrer Nähe ein McDonald’s entsteht. Aber ich denke, das ist nicht nur auf uns bezogen. Oft haben Leute Mühe, wenn Neues in ihrer Nähe entsteht. Genauso kommt es vor, dass eine Gemeinde auf uns zukommt mit dem Wunsch, ein Restaurant bei ihnen zu eröffnen. Wir würden gern für die Gäste in Würenlingen da sein, und dafür haben wir intensive Abklärungen vorgenommen.

Sie haben Verkehrs- und Lärmgutachten erstellt sowie Bodensondierungen vorgenommen. Rechnet man bei McDonald’s grundsätzlich mit Widerstand und sichert sich im Vorfeld deshalb sehr gründlich ab?
Wir machen die Gutachten nicht vorsorglich wegen möglicher Einsprachen. Dieses Vorgehen ist bei uns Standard, wir lassen uns sehr viel Zeit in der Evaluation – bis zum Baugesuch dauert es zwischen drei und fünf Jahren. Und schliesslich dienen die Gutachten auch als Information für die Gemeinde und die Anwohner. Saubere Abklärungen sind äusserst wichtig. Am Ende wollen wir ja in diese Gemeinde kommen und ein guter Nachbar sein. Hier sind wir überzeugt, dass wir es sein können.

Es war zu lesen, der Kanton und die Gemeinde unterstützten das Projekt nicht, da es aufgrund «der Verkehrserschliessungssituation kaum bewilligungsfähig ist». Woher stammt diese Aussage?
Das können wir uns nicht erklären. Schliesslich haben wir Vorgespräche mit Kanton und Gemeinde geführt. Wir haben alle ins Boot geholt, um dieses Projekt gemeinsam ausarbeiten zu können. Und bis jetzt haben wir alle Beteiligten so erlebt, dass man gemeinsam nach Lösungen sucht. Ohne das Okay des Kantons wäre das Projekt gar nicht ausgeschrieben worden. Sowohl Gemeinde als auch Kanton haben die Zonenkonformität bestätigt. Das Projekt ist also grundsätzlich umsetzbar.

Ein grosser Kritikpunkt ist der zu erwartende Mehrverkehr. Wie wollen Sie die Anwohner beruhigen?
Wichtig sind Informationen. Wenn man falsche Zahlen liest wie zum Beispiel, dass der tägliche Verkehr um 6000 Fahrzeuge zunehmen werde, muss man das korrigieren. Gemäss Verkehrsgutachten werden etwa 520 Kundenfahrten pro Tag erwartet. Wir suchen gezielt Standorte mit einer generell hohen Verkehrsfrequenz. Das ist genau der Punkt: Wir profitieren vom bestehenden Verkehr, holen Leute von der Strasse weg, und der Mehrverkehr ist dadurch gering. Unsere Gäste entscheiden sehr spontan. Zudem besuchen sie uns vorwiegend am Mittag oder am Abend nach 18 Uhr. Somit ausserhalb vom Berufsverkehr. Das ist ein wesentlicher Vorteil im Vergleich zu anderen Nutzungen. Mit E-Ladeplätzen wollen wir ausserdem attraktiv für die leiseren E-Autos sein.

Augenschein auf dem Grundstück: Der frühere Basler Handballprofi Florian Goepfert (40 Länderspiele) ist seit 2020 Real Estate Manager bei McDonald’s Suisse Development in Crissier VD. (Bild: is)

Reichen 41 Parkplätze für ein Restaurant mit bis zu 270 Sitzplätzen, oder suchen die Kunden dann in der Nachbarschaft Parkplätze?
Diese Befürchtung haben wir nicht. Es stehen ausreichend Parkplätze für unsere Gäste zur Verfügung. Überdies haben wir ja einige, die den Drive-in benutzen oder ohne Auto, mit ÖV, Velo oder zu Fuss zu uns kommen. Das geht ebenfalls aus dem Verkehrsgutachten hervor, das den Parkplatzbedarf für unseren Gastrobetrieb und die Wohnungen berechnet hat. Bei den Sitzplätzen ist zu berücksichtigen, dass ein Teil davon nur während der warmen Jahreszeit benutzt wird.

Durch den Drive-in entstehen aber zusätzliche Fahrten sowie noch längere Wartezeiten am Knoten Siggenthaler-/Döttingerstrasse.
In Würenlingen haben wir tatsächlich die ­besondere Situation, dass sich das Grundstück zwischen zwei Strassen in einem Spickel befindet. Grundsätzlich haben wir die Verkehrsthemen mit der Gemeinde an einem Tisch besprochen. Man war sich einig, dass die Zufahrt über die Siggenthalerstrasse erfolgt. Der Knoten bei der Einmündung in die Döttingerstrasse, nach rechts Richtung Coop-Kreisel, wird einen Meter verbreitert.

Die Öffnungszeiten – unter der Woche bis 1 Uhr, am Wochenende bis 3 Uhr – machen den Anwohnern Sorgen. Haben Sie Verständnis dafür?
Das sind unsere maximalen Öffnungszeiten, die wir bei einem vergleichbaren Restaurant eingeben. Sie sind nicht in Stein gemeisselt. Wie lang wir tatsächlich öffnen, hängt von der Situation vor Ort ab. Das werden wir mit der Gemeinde anschauen. 

Eine andere Befürchtung ist die Geruchsbildung durch Fritieröl usw.
Das ist bei uns kein Thema. Wir haben die modernsten Filteranlagen, die auf dem Markt erhältlich sind, und können guten Gewissens sagen, dass wir das im Griff haben. 

Hatten Sie im Vorfeld Kontakt zu Nachbarn?
Teilweise ja, aber gewisse Dinge ergeben sich erst mit der Zeit. Wir stehen gern zur Verfügung, wenn Fragen auftauchen. Das geplante Restaurant ist optisch vergleichbar mit unserem neuen Restaurant in Hendschiken. Jeder kann sich gern ein Bild vor Ort machen.

Nach welchen Kriterien hat McDonald’s eigentlich Siggenthal Station als Standort ausgesucht? 
Wir möchten das Leben unserer Gäste einfacher machen, deshalb befinden sich unsere Restaurants dort, wo die Gäste arbeiten, wohnen, einkaufen und ihre Freizeit verbringen. Hier passt alles: Das Einzugsgebiet Würenlingen, Döttingen, Endingen, Untersiggenthal bis Windisch-Brugg ist ein weisser Fleck für McDonald’s-Fans. Wir analysieren zuerst immer ein ganzes Gebiet, und daraus ergeben sich ein paar Möglichkeiten, die wir näher prüfen.

Ein McDonald’s könnte also auch in Brugg zum Thema werden?
Windisch-Brugg ist sicher ein interessantes Gebiet. Dass wir jetzt in Würenlingen einen Standort eröffnen wollen, bedeutet nicht, dass wir keinen weiteren Standort in diesem Gebiet prüfen. Wir gehen Schritt für Schritt und konzentrieren uns derzeit auf das Projekt Würenlingen.

Das aktuelle Baugesuch liegt bis zum 28. August auf der Gemeinde Würenlingen auf. Wie geht es danach weiter? Wie kompromissbereit sind Sie, um Lösungen zu finden?
Warten wir erst einmal ab, was kommt, danach gehen wir gern auf die Rückmeldungen ein. Wir können guten Gewissens sagen, alles Nötige abgeklärt zu haben. Wir sind der Meinung, dass das Projekt zonenkonform und umsetzbar ist. Und: Neben der Kritik hören wir sehr viel Gutes. Neue Arbeitsplätze entstehen, wir investieren in die Gemeinde, ein zusätzlicher Ort für Konsumation entsteht. Weiter ist es eine Chance für Firmen in der Region: Das geplante Gebäude wird aus Schweizer Holz gebaut, und wir arbeiten mit regionalen Firmen und Produkten.