Bereichernd für alle Beteiligten

Acht Zivilschützer leisteten eine Woche lang einen Einsatz in der Stiftung Gässliacker am Lägernhang. Höhepunkt war der Tanznachmittag.
Riccardo Previti (ganz rechts) und seine Zivilschutzkollegen beim Einsatz im «Gässliacker». (Bild: isp)

Von Weitem sind lüpfige Klänge einer Handorgel zu vernehmen. Brigitta Laube animiert mit Schweizer Melodien an diesem Mittwochnachmittag die Bewohnenden zum Mitmachen oder gar zum Tanzen. Manche singen oder summen mit, schaukeln in ihrem Stuhl, andere klatschen in die Hände, und ein paar rüstige Seniorinnen und Senioren wagen sich tatsächlich auf die Tanzfläche. Im grossen, hellen Speisesaal der Stiftung Gässliacker am Lägernhang ist Tanznachmittag angesagt.

Sofort fallen dabei die acht Zivilschützer mit ihren orangen T-Shirts und den grauen Uniformhosen auf, die sich unter die Tanzenden mischen. Die Stimmung ist fröhlich, und man begegnet sich auf Augenhöhe. Tanznachmittage sind ein beliebtes Mittel, um sich zu bewegen und Spass zu haben. Zudem helfen sie älteren Menschen, die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten, fördern das soziale Leben und stärken das Selbstvertrauen. Wer nicht tanzen mag, bedient sich am reichhaltigen Kaffee- und Kuchenbuffet.

Diese Bewohnerin geniesst das Tänzchen mit Riccardo Previti sichtlich. (Bild: isp)

Dieser Austausch ist sinnvoll
Seit dem 4. Mai 2022 hat die Stiftung Gässliacker, Zentrum für Alter und Gesundheit, während der Sanierung des Hauses Limmat in Nussbaumen ihren Standort temporär an der Rebbergstrasse 24 in Wettingen. Dort absolvierten vergangene Woche acht lokale Zivilschützer von 25 bis 30 Jahren ihren einwöchigen Dienst. «Ich wollte diesen Einsatz möglichst attraktiv gestalten und habe ein buntes Aktivitätenprogramm zusammengestellt», erklärt Brigitta Laube (50), Leitung Alltagsgestaltung. Ihr war besonders wichtig, dass die Zivilschützer nicht bloss ihren Dienst absolvieren, sondern ein reger Austausch zwischen Bewohnenden und Zivilschützern stattfindet. So wurden die acht Männer zu Wochenbeginn ausführlich über die Aufgaben der Stiftung informiert. Die administrative Abwicklung, die Gesetzesvorgaben sowie die komplizierten Abläufe mit den Kostenaufteilungen imponierten den jungen Männern.

Ausflüge standen ebenfalls auf dem Programm: ein Glacezvieri im Restaurant des nahe gelegenen Flugplatzes Birrfeld, ein Besuch in der Gärtnerei Weber in Kirchdorf sowie ein Nachmittagsausflug in den Vogelpark Zeihen. Der Tanznachmittag bleibt einigen garantiert in bester Erinnerung. Zum Beispiel einer 83-jährigen Seniorin, die an diesem Nachmittag aufgeregt auf der vorderen Stuhlkante sitzt und zu den Musikklängen wippt. «Ich weiss gar nicht, wann ich das letzte Mal getanzt habe», verrät sie und sagt augenzwinkernd: «Ich hoffe doch sehr, dass mich einer der jungen Männer bald zum Tanz auffordert.»

Respekt für Pflegefachfrauen
Tatsächlich: Kurze Zeit später schafft es Zivilschützer Riccardo Previti aus Untersiggenthal, die betagte Dame auf die Tanzfläche zu holen. Sie strahlt über das ganze Gesicht. Der 31-Jährige geniesst diesen gemütlichen Nachmittag sichtlich. Er erlebe diese Einsatzwoche als höchst eindrücklich sowie bereichernd, sagt der IT-Spezialist: «Ich habe einen ganz anderen Einblick in die Arbeit der Pflegefachfrauen und überhaupt in den Alltag von Senioren erhalten.» Am Vormittag mussten die Zivilschützer Betten neu beziehen. «Während das Personal neun Betten bezogen hat, haben wir gerade einmal vier geschafft. Wir haben uns wohl ungeschickt angestellt», gibt Riccardo Previti lachend zu.

Sehr berührt hätten ihn die zahlreichen Gespräche mit betagten Bewohnenden, so Previti: «Ich erfahre hier so viele persönliche Geschichten aus ihrem früheren Leben. Ich bin mir nicht sicher, ob ihre eigenen Kinder diese überhaupt kennen», sinniert er. «Dieser einwöchige Einsatz ist einer meiner besten bis anhin und eine wirkliche Bereicherung.»