Nackt – die Kunst der Blösse

Der Verein für kunstvolle Aktfotografie, Nudeart, lud zum Tag der Aktfotografie. Über 20 Kunstschaffende zeigten Teile ihres Werks.
Über 20 Fotografinnen und Fotografen stellten ihre Werke auf zwei Etagen im Zentrum Bildung aus. (Bild: ISP)

«Akt ist unsere Leidenschaft. Qualität ist unser Streben, und gegenseitige Achtung ist unsere Basis.» So formuliert der Verein Nudeart sein Leitbild. «Und diese Grundsätze halten wir alle hoch», ergänzt Vereinspräsident Christoph Schnyder. Eine unprofessionelle Aktfotografie wirkt schnell schmuddelig und hat rein gar nichts mit den Qualitätsansprüchen von Nudeart zu tun. «Unsere Arbeiten betrachten wir als Kunstformen, und wir sind bestrebt, mit unseren Fotografien echte Qualität zu liefern.»

Schwarz-weiss oder doch lieber Farbfotografien?
Anlässlich des Tags der Aktfotografie zeigten am vergangenen Sonntag über 20 Austellerinnen und Aussteller – alle Mitglieder von Nudeart – im Zentrum Bildung Ausschnitte aus ihren mitunter beeindruckenden Arbeiten. Auf zwei Stockwerken ­waren stilvolle Aktfotografien ausgestellt, und der Andrang an Besucherinnen und Besuchern an diesem ­Ausstellungstag war gross. Da die Ausstellenden vor Ort waren, konnte ausgiebig über die edel in Szene gesetzten Fotografien gefachsimpelt und über das Fotografieren im Allgemeinen diskutiert werden. Auffallend war, dass die Mehrheit der elegant wirkenden und ästhetischen Fotografien in Schwarz-Weiss gehalten war. «Ob farbige oder schwarz-weisse Bilder, ist reine Geschmackssache. Ich persönlich bevorzuge Schwarz-Weiss, weil mich die Farbe ablenkt», meint Christoph Schnyder.

Breiter Erfahrungsschatz
Am Ausstellungsvormittag sprachen Vereinsmitglieder von Nudeart an einem Open Forum über ihre Arbeitsweise und ihre Erfahrungen im Bereich der Aktfotografie: Judith Geiser referierte zum Thema «Der Schlüssel zu Kreativität». Petra Imhof und Cornelia Wey sprachen über «Bock zu shooten: Dos and Don’ts in der Zusammenarbeit mit Fotomodellen». Reto Heiz und Kathy Blank hielten einen Vortrag mit dem Titel «Spontan, spontan». Die dreifache Mutter und Hausfrau «Frano» teilte ebenfalls ihre ­Erfahrungen. Sie gönnte sich vor einigen Jahren zu ihrem Geburtstag ein persönliches Aktshooting und wurde dabei vom «Fotofieber» gepackt. Heute betreibt sie aktiv einen Insta­gram-Account und arbeitet semiprofessionell als Aktmodell. Sie hat sich autodidaktisch das Handwerk beigebracht, und erst vor Kurzem nahm sie wieder an einer Ausbildungswoche auf Lanzarote teil, um sich weiter­zubilden.

«Das Bild in mir»
Weil der Flughafen von Ibiza zeitweise geschlossen war, war es dem Hauptredner Vincent Peters nicht möglich, in Baden persönlich zu erscheinen. Kurzfristig wurde deshalb eine Videoschaltung eingerichtet, und Vincent Peters hielt sein zweistündiges Hauptreferat zum Thema «Das Bild in mir» online. Er beleuchtete den Zusammenhang zwischen Fotografie und Emotionen und erklärte, dass jede Fotografie letztlich auch eine Auseinandersetzung mit dem Ich des Fotografen oder der Fotografin sei. Eine philosophische Betrachtung der Dialektik von Fotografie sowie Fotografin und Fotograf.

Den Schlussvortrag hielt Martin Zurmühle zum Thema Kunst und Fotografie. Anhand von beispielhaften Bildern, angefangen bei ägyptischen Darstellungen bis zu mittelalterlichen Werken, zeigte Martin Zurmühle die Zusammenhänge von Kompositionsmerkmalen auf. Interessanterweise veränderten sich die kompositorischen Prinzipien während dieser ganzen Zeit nicht wesentlich. Sie werden weiterhin in der modernen fotografischen Sprache angewendet. Nach dem Tag der Aktfotografie in Baden arbeitet der Verein Nudeart nun an seiner grossen vierwöchigen Ausstellung, die vom 7. November bis zum 1. Dezember 2024 in der Photobastei am Sihlquai 125 in Zürich stattfindet.