Es ist ein überschaubares Grüppchen, das sich an diesem Freitagabend vor dem Würenloser Gemeindehaus eingefunden hat. Von insgesamt 77 Jungbürgerinnen und Jungbürgern mit Jahrgang 2005 haben sich zwölf für die Jungbürgerfeier angemeldet. Schnell entdeckt man bekannte Gesichter. «Weisst du noch, wer ich bin?», fragt jemand grinsend. «Ja, natürlich!», kommt sogleich die Antwort vom Gegenüber. Nach einer kurzen Begrüssung von Gemeindeammann Anton Möckel macht sich die Truppe auf, um ihre Gemeinde unter dem Motto «Würenlos erfahren und geniessen» zu erkunden. Das Programm erstelle er spontan und lasse sich dabei immer etwas Neues einfallen, erklärt Möckel. Der diplomierte Gärtnermeister und Gemeindeammann von Würenlos zeigt sich nicht unglücklich über seine kleine Gruppe: «Diese Grösse ist optimal, so kann man sich mit den Menschen austauschen. Bei 20, 30 Personen ist das schwieriger.»
Wunsch nach Rückzugsort
Erste Station des Abends ist das Gemeindehaus. Die Jungbürgerinnen und Jungbürger dürfen für den Moment die Plätze des Gemeinderats im Sitzungszimmer einnehmen – ein Bild, wie es Gemeindeammann Möckel in Zukunft gern hätte: «In ein paar Jahren werdet ihr hier sitzen», richtet er das Wort an die jungen Erwachsenen. Dieses Jahr wurden zum ersten Mal ausserdem die Jungbürgerinnen und Jungbürger an die Jungbürgerfeier eingeladen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Danach geht es weiter in den Würenloser Jugendtreff. Die Räumlichkeiten unter dem Schulhaus mit ihren bunt besprühten Wänden, den gemütlichen Sitzgelegenheiten und dem blinkenden Flipperautomaten kennen viele von früheren Besuchen. Die Jungbürgerinnen und Jungbürger werden freundlich von den beiden Leiterinnen Manuela Gauch und Fabienne Roth begrüsst. Der Jugendtreff ist derzeit besonders bei Schülerinnen und Schülern der Unter- und der Mittelstufe beliebt, aber auch die Bedürfnisse der Älteren sollen nicht zu kurz kommen. Viele der Anwesenden wünschen sich einen Treffpunkt und Rückzugsort für 16- bis 25-Jährige, denn im öffentlichen Raum würden sich die Anwohnerinnen und Anwohner häufig über die Jugendlichen ärgern. «Man kann sich nirgendwo mehr aufhalten, obwohl man sich an die Regeln hält, und das nur, weil sich die Vorgänger schlecht benommen haben», beklagt ein Jungbürger. «Viele haben das Gefühl, dass Jugendliche nur Probleme machten», pflichtet Möckel ihm bei, «das stört mich. Wenn man sich vorstellen würde, dass das unsere zukünftigen Gemeinderäte und Gemeinderätinnen sind, nähme man sie ganz anders wahr.»
Autofahren und Unabhängigkeit
Dann wird es Zeit für den Wettbewerb, den Anton Möckel vorbereitet hat. Er teilt Fragebögen und den Rechenschaftsbericht des letzten Jahres aus. Nun gilt es, die Informationen in dem umfassenden Bericht so schnell wie möglich ausfindig zu machen. Beispielsweise müssen die fünf Würenloser Gemeinderäte aufgelistet und die Anzahl der Badi-Eintritte vom letzten Jahr notiert werden. «Letztes Jahr gab es 21 Scheidungen!»; «Oh, und Bestattungen erst …» Angeregt tauschen sich die Jungbürgerinnen und Jungbürger über ihre Ergebnisse aus. Viele von ihnen sind im zweiten oder dritten Lehrjahr. Wenn man sie fragt, über welches Privileg, das sie mit ihrer Volljährigkeit erhielten, sie sich am meisten gefreut hätten, antworten einige wie aus der Pistole geschossen: «Autofahren!» Aber auch, dass man den Eltern nicht mehr die Unterlagen von der Arbeit zum Unterschreiben geben müsse, sei eine Erleichterung. Diejenigen, die sich für die Feier angemeldet haben, taten das aus Neugier: «Als ich die Einladung erhielt, dachte ich, dass es bestimmt spannend ist, Menschen zu treffen, die denselben Jahrgang haben, um sich mit ihnen auszutauschen», erzählt ein Teilnehmer. Als alle Fragebögen ausgefüllt sind, setzt die Gruppe ihren Weg in den Gasthof Rössli fort, wo sie den Abend bei einem feinen Essen gemeinsam ausklingen lassen.