Umfassende Betriebsprüfung im Neubau

In den letzten Jahren investierte die KSB AG rund 750 Millionen Franken in die Modernisierung. Nun ist ein vorläufiges Ende absehbar.
Der neue Gesundheitscampus wirkt von aussen schon beinahe fertig, auch wenn im Neubau noch kräftig gebaut wird. (Bild: sim)

Die Modernisierung des KSB-Campus in Dättwil läuft seit Jahren. Langsam nähert sich das Mammutprojekt seinem Ende. Im kürzlich veröffentlichten hauseigenen Magazin des Kantonsspitals Baden (KSB) wurde der neue Campus im Detail vorgestellt. KSB-CEO Adrian Schmitter erklärt beispielsweise, wie das KSB seinen Neubau finanziere. Und er betont, dass die Investitionen nichts mit den steigenden Gesundheitskosten zu tun hätten. «Im Jahr 2012 hat der Kanton Aargau seinen Spitälern die Immobilien übertragen. Gleichzeitig wurden schweizweit die Fallpauschalen eingeführt. Diese wurden so konzipiert, dass zehn Prozent der Vergütung der Behandlung von stationären Patienten für Investitionen in die Infrastruktur vorgesehen sind.» Das Problem im Fall des KSB sei, dass die Immobilien in einem sanierungsbedürftigen Zustand übergeben worden seien. Das KSB musste also von Beginn an in die Erneuerung seiner Infrastruktur investieren, um den Anforderungen der modernen Medizin entsprechen zu können. Bereits 2016 nahm die Tagesklinik Kubus, ein ambulantes Spital und ein erster wesentlicher Bestandteil der Modernisierung des Campus, ihren Betrieb auf. In genau einem Jahr, im Herbst 2024, soll mit der Inbetriebnahme des Spitalneubaus der Campus Agnes abgeschlossen sein.

Fremd- und Eigenkapital
Insgesamt belaufen sich die Investitionen für die Modernisierung auf 750 Millionen Franken. Die finanziellen Mittel für den eigenen Unterhalt stammen normalerweise zu grossen Teilen aus dem Betrieb des KSB selbst. Es sei erstaunlich, so Schmitter, «dass das KSB wirtschaftlich so gut unterwegs ist, zumal viele andere Spitäler in finanzielle Schieflage geraten sind. Wir haben in den letzten zehn Jahren über 200 Millionen Franken aus unserem Cashflow in die Infrastruktur investiert.» Zur Finanzierung des Neubaus hingegen hat die KSB AG mittels Anleihen rund 575 Millionen Franken Fremdkapital aufgenommen, das für die nächsten zehn Jahre mit einem Prozent verzinst wird. Die Investoren seien überzeugt, dass der Businessplan tragfähig sei, obwohl sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das KSB und generell für Spitäler in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert hätten.

Zumindest bis anhin scheinen sich die Randbedingungen nicht negativ auf den Neubau ausgewirkt zu haben. Das Holz für dessen Fassade kam beispielsweise von Weisstannen aus dem Badener Ortsbürgerwald. Verarbeitet wurde es ebenfalls vollumfänglich in der Region. Neben Regionalität setzt die KSB AG für ihren neuen Campus stark auf Nachhaltigkeit, unter anderem in Form eines ausgeklügelten Energiekonzepts.

Der strategische Leiter Technischer Dienst und Projektleiter Gebäudetechnik Neubau, Dani Anderegg, hat bei der Umsetzung des Projekts darauf geachtet, energieeffiziente Anlagen und Materialien zu berücksichtigen. «Ausserdem setzen wir auf eine Versorgung mit lokal verfügbaren und erneuerbaren Energien wie eigenen Photovoltaikstrom, nutzen Wärmepumpen für die Heizung und Fernwärme für die Warmwasseraufbereitung.» All diese Anlagen laufen in der Energiezentrale zusammen, die 2021 fertiggestellt wurde und den gesamten Campus – die Tagesklinik Kubus, zwei Partnerhäuser, die Wäscherei und Häuser für Mitarbeitende – mit Wärme und Kälte versorgen wird. Im täglichen Betrieb will die KSB AG auf dem Gesundheitscampus auf Strom aus Öl und Gas komplett verzichten.

Die Wärme für den Campus kommt einerseits von der nahe gelegenen Energiezentrale Dättwil, einem Holzschnitzelkraftwerk der Regionalwerke Baden AG. Eine weitere Wärmequelle sind 170 Erdwärmesonden, die unter dem KSB-Neubau bis zu 180 Meter tief in den Boden reichen. Spitäler benötigen massenhaft Energie. Das KSB allein hat einen Jahresverbrauch von ungefähr 13 Gigawattstunden Strom, was dem Verbrauch von etwa 2600 durchschnittlichen Schweizer 4-Personen-Haushalten entspricht.

Notfallversicherung
Weil temporäre Stromausfälle in Spitälern gravierendere Auswirkungen haben können als andernorts, verfügen diese sowohl über eine Allgemeinstromversorgung (AV) als auch über eine Sicherheitsstromversorgung (SV) und eine zusätzliche Sicherheitsstromversorgung, die auch unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) genannt wird. Die Allgemeinversorgung erfolgt via Regionalwerke Baden AG, nur bei Unterbrüchen kommt die SV zum Tragen. Diese besteht aus drei Dieselaggregaten und zwei Öltanks, die das KSB rund einen Monat lang mit Notstrom versorgen können. Die Aktivierung der Aggregate dauert bis zu einer halben Minute – zu lang für Operationssäle und Intensivstationen. Deshalb sind kritische Anlagen zusätzlich an das USV-Netz angeschlossen. Dieses besteht aus insgesamt drei Batteriesets, die bei einem Stromausfall jeweils bis zu 20 Minuten überbrücken können.

Um einen Bau wie das neue KSB zu steuern, ist eine Gebäudeautomation (GA) unerlässlich. Dazu gehört weit mehr als nur die automatische Regulierung der Beleuchtung oder der Energieversorgung. Notausgänge, Sensoren, Brandmelder, Zugänge, Sicherheitskameras und vieles mehr sind an die GA angeschlossen. Die GA ist beispielsweise mit der Wetterstation auf dem Spitaldach verbunden. Diese misst den Sonnenstand und die damit einhergehende Sonneneinstrahlung auf die Fassaden des Hauses. Aufgrund dieser Daten steuert die GA fassadenweise die Storen, um eine Überhitzung der Räume zu verhindern, was sich positiv auf den Energieverbrauch hinsichtlich Raumkühlung auswirkt. Einen ähnlichen Spareffekt erzielt die GA bei der Beleuchtung, indem sie die Lichtstärke der Umgebungshelligkeit anpasst. Die GA ist das Herzstück des technischen Spitalalltags. Aufgrund ihrer Wichtigkeit ist sie ans USV-Netz angeschlossen. Überwacht wird die GA in einer zentralen Sicherheitsloge im KSB-Neubau, die rund um die Uhr besetzt sein wird.

Derzeit befindet sich der Neubau mitten im Innenausbau. Nach Abschluss der Bauarbeiten beginnen diesen Herbst die Inbetriebsetzung und die Abnahme der Anlagen. Im April sollen die integralen Tests folgen, bei denen ein halbes Jahr lang der Betrieb simuliert wird und sämtliche Anlagen – erst einzeln, später gemeinsam – getestet werden. Ab April 2024 wird der KSB-Neubau komplett hochgefahren. In den letzten Monaten vor der geplanten Übergabe am 10. September 2024 werden beide Spitäler parallel betrieben – das bestehende Spital mit Patientinnen und Patienten sowie der Belegschaft und der Neubau ganz ohne Menschen.