Aufwendig inszenierte Geschichte

«Das Schwert von Vindonissa» gab den Anstoss, die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion des römischen Lebens an einem Podium zu diskutieren.
Wenn Geschichte Lebendig wird. Die Legionäre des Vereins Leg XI stellten am 14. Oktober in Windisch ihre Kleidung und Ausrüstung vor. (Bild: zVg | Martin Pfändler)

Vor zwei Jahren erschien das Buch «Das Schwert von Vindonissa». Herausgeber war der in Windisch domizilierte Verein Legion XI, Claudia Pia Fidelis. Wie Andrew Lawrence, Vorstandsmitglied der Gesellschaft Pro Vindonissa (GPV), am 14. Oktober in der Einleitung zum runden Tisch erklärte, konnte das Buch nicht gebührend gewürdigt werden, da die Vernissage in die Coronazeit fiel. Das Buch schildert das bewegte Leben des in Vindonissa stationierten Legionärs Honestus, wobei 50 packende Fotos die Krönung bilden. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage: Wie kann das Geschehen in römischer Zeit möglichst authentisch nachgestellt werden? Dieser gingen am runden Tisch in der Bossartschüür in Windisch kompetente Fachleute nach: Eckhard Deschler-Erb von der Universität Köln, Rahel Göldi, Leiterin Römerlager Vindonissa, Elio Gallo vom Verein Legion XI und Martina Meyr, Leiterin des Dominikanermuseums Rottweil. Geleitet wurde das Gespräch von Hannes Flück (GPV). Als Auftakt zeigten Legionäre eine Gefechtsszene, dann wurde anhand eines Fotos ein kulinarisches Gelage geschildert.

Forschen und vermitteln
Es zeigte sich, dass es eines enormen Aufwands bedarf, um historisch möglichst getreu Rekonstruktionen wiederzugeben. Das beginnt bei den Legionären des Vereins bereits bei der Bekleidung und der Ausrüstung. So finden sich beispielsweise auf Grabsteinen Abbildungen. Überaus wichtig sei sodann, mit Fachleuten Kontakte zu pflegen und sich in die Fachliteratur zu vertiefen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Göldi betonte, dass man auch auf Museumsseite grossen Wert auf möglichst genaue Zuordnungen lege. Ebenfalls sei die Demonstration von Handwerk, Handel und Militär enorm wichtig.  Die Gesprächsteilnehmenden waren sich einig: Die Freiwilligen, die im Rahmen der experimentellen Archäologie wirken, viel Zeit opfern und viele Herausforderungen meistern müssen, leisten einen grossen Beitrag bei der Geschichtsvermittlung. Deschler-Erb: «Das Ausprobieren, die Versuche sind entscheidend, um sich der historischen Korrektheit zu nähern.» Gallo führte an, die Arbeit sei überaus interessant und bereichernd, und bei den zahlreichen Auftritten könne das Publikum richtiggehend begeistert, könne Geschichte hautnah vermittelt werden. Natürlich bestünden nach wie vor grosse Lücken im Kenntnisstand römischer Gepflogenheiten. Man habe sich aber bei der Legion XI auf recht hohem Niveau etabliert.

Die Schauspieler berichten, wie in einem römischen Gasthaus gegessen und getrunken wurde. Rechts ist zudem der Grabstein des Legionärs Honestus aus dem Buch erkennbar. (Bild: zi)

Neues Ehrenmitglied der GPV
Am Nachmittag schloss sich die 126. Mitgliederversammlung der GPV an. Mit Genugtuung warfen die Co-Präsidenten Sabine Deschler-Erb und Dave Roth einen Blick zurück auf die Jubiläumsaktivitäten «125 Jahre GPV». Zum 20. Mal gab Jürgen Trumm, Leiter Grabungen Vindonissa, einen Überblick über neuere und ältere Resultate, wobei er die Funde und Befunde bei der aktuellen Sanierung der Werkleitungen beim spätrömischen Kastell Altenburg in den Mittelpunkt stellte. Stadtrat Leo Geissmann, der Brugg im Vorstand vertrat, trat zurück und wurde mit herzlichen Dankesworten verabschiedet. Kathi Zimmermann schied nach 29-jähriger Zugehörigkeit aus dem Vorstand aus. Mit kaum enden wollendem Applaus wurde sie für ihr grosses Engagement für die GPV und für ihre weiteren Aktivitäten zur Wiederbelebung der hiesigen Römerzeit zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt.