Dex auf Trüffel-Schnüffelkurs

Der 3 ½-jährige Lagotto ist vor allem eins: ein Hund. Aber er kann noch viel mehr. Trüffel schnüffeln. Das muss jedoch zuerst gelernt sein.
Dorothée Strasser und Dex bei der gemeinsamen Trüffelsuche. (Bild: isp)

Dorothée Strasser und ihr Rüde Dex sind ein eingespieltes Team. Die beiden verständigen sich vor allem durch intensive Blicke. Eine leichte Geste Strassers genügt, und der 3 ½-jährige Lagotto Romagnolo (Italienischer Wasserhund) weiss ganz genau, was sein Frauchen von ihm will. «Vier Mal täglich sind wir spazierend in der Gegend unterwegs, und ich hatte Lust, Dex noch etwas mehr zu fordern», verrät die gelernte Floristin.

Dex wiegt rund 17 Kilogramm und hat einen kräftigen Körperbau. Sein maronfarbenes Fell ist wollig, oberflächlich etwas rau, mit eng gerollten ringförmigen Locken. Der Vierbeiner sei äusserst temperamentvoll, kameradschaftlich, verspielt und loyal, vor allem aber sehr intelligent und arbeitseifrig, verrät Strasser. Neben körperlicher Auslastung will er geistig gefordert werden. Ihr ehemaliger Hundetrainer Andy Schibli, mit dem sie noch heute eine Freundschaft verbinde, habe sie auf das Trüffelsuchen aufmerksam gemacht.

Theorie büffeln und üben
Als ihr Sohn Wind davon bekam, dass Dorothée Strasser einen Trüffelkurs besuchen möchte, schenkte er ihr kurzerhand ein Starterset. Darin enthalten sind die typischen Werkzeuge, die es braucht, um Trüffel aufzuspüren und zu verarbeiten: ein Messer, einen Hobel, einen modifizierten Spachtel, je eine kleine Nagel- sowie Messingbürste, einen Aufbewahrungsbehälter, einen Trichter sowie Schleifpapier. Derart ausgerüstet meldete sich die Witwe kurzerhand für einen Kurs an.

In Birr/Lupfig wurde sie fündig. Dort bietet Lilian Amrein Galvagno Ausbildungstage für lernwillige Vierbeiner an. «Wir büffelten kräftig Theorie, und vor allem enthielt der Kurs viele Praxisübungen», verrät Strasser. Es gibt gegen 160 Trüffel­arten. Die Edelpilze findet man das ganze Jahr über, wobei man unbedingt auf den Unterschied zwischen «falschen» und «echten» Trüffel achten sollte. Um diese auseinanderzuhalten, ist ein geschultes Auge nötig. Die «falschen» Trüffel gehören nämlich zur gleichen Gattung wie die «echten», sind aber nicht geniessbar. Im Piemont stösst man eher auf den weissen, im Geschmack sehr intensiven Trüffel. Den schwarzen Trüffel findet man hingegen ebenfalls im ­Aargau. Die Kursteilnehmenden schwärmten für die Trüffelsuche in die ganze Region aus, aber auch im Fislisbacher Wald findet man Trüffel.

Ihren eigenen «Geheimplatz» habe sie dort aber bis anhin (noch) nicht gefunden, erzählt Dorothée Strasser. Trüffel wachsen immer auf den Wurzeln von Laubbäumen wie Buchen oder Eichen und befinden sich ungefähr drei Zentimeter unter der Bodenoberfläche, weshalb sie ohne ausgezeichneten ­Geruchssinn nicht zu finden sind.

Ein eingespieltes Team: Dorothée Strasser mit ihrem 3½-jährigen Wasserhund-Rüden Dex. (Bild: isp)

Ein «Codewort» ist unabdingbar
Eigentlich wäre es angebracht, mit ihrem aus einer Zucht stammenden Dex italienisch zu reden, witzelt Strasser. «Aber wir konnten uns auf Deutsch einigen.» Wenn Strasser «Such!» ruft, weiss Dex präzis, dass er sich auf die Suche nach seinem gelben Ball machen soll. Wenn der Vierbeiner aber fürs Trüffelsuchen eingesetzt werden soll, gelten andere Befehlsworte. «An diesen arbeiten wir noch», berichtet Strasser.

Es brauche seine Zeit, bis Dex diese verinnerlicht habe. Beim Trüffelsuchen lotse sie ihren Hund an Stellen, wo sich Trüffel befinden könnten. Und dann übernehme Dex die Spuren­suche. Er schnüffle wacker die Gegend ab, und sobald er etwas gerochen habe, fange er an, an der Stelle zu buddeln, erklärt Strasser, die seit 27 Jahren in Fislisbach wohnt. «Ab diesem Zeitpunkt muss ich Dex etwas bremsen, denn sobald er einen Trüffel gefunden hat, würde er diesen natürlich am liebsten gleich selbst fressen. Ich versuche, ihn dann mit einem Hundeguetsli abzulenken.»

Trüffel schnell verarbeiten
Die gefundenen, frischen Trüffel sollten rasch gegessen oder verarbeitet werden. Dauert es dennoch länger bis zur Zubereitung, wickelt man die Pilze am besten in Haushaltpapier und bewahrt sie in einem geschlossenen Gefäss im Kühlschrank auf. Das Papier sollte täglich gewechselt werden, weil es die Feuchtigkeit der Trüffel aufnimmt. Geschmack und Geruch der Trüffel können ebenfalls sehr gut durch Einfrieren konserviert werden. Bei minus 16 Grad Celsius sind sie etwa sechs Monate haltbar. Aufgetaute Trüffel schmecken mitunter sogar noch intensiver als frische. Trüffel sollten erst kurz vom der Verwendung leicht abgebürstet und von Erdresten befreit werden. 

Da die Ostschweizerin leidenschaftlich gern kocht, kam ihr der Trüffelkurs mehr als gelegen. Und Dex blühe richtig auf, seit sie den Kurs gemeinsam besuchten, sagt die 67-Jährige. «Ich habe nichts anderes getan, als ihn seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen.» Lagottos wurden früher eingesetzt, um geschossene Enten zu finden und zu apportieren, denn das für Wasserhunde typische gekräuselte, leicht ölige Fell macht es ihnen möglich, selbst im kalten Wasser zu arbeiten. Aufgrund ihres ausgezeichneten Geruchssinns werden sie immer mehr als Trüffelsuchhund eingesetzt.