Zehn Jahre lang arbeiteten die Beteiligten am neuen Konzept, mit dem das Tiertherapieangebot auf dem Hof der Familie Sozzi am Lägernhang in Wettingen in eine Stiftung überführt und erweitert werden sollte. Weil dadurch das Kerngeschäft auf dem Hof ändert und sich einige der dafür notwendigen Bauten in der angrenzenden Landschaftsschutzzone befinden, ist eine Umzonung notwendig. Geplant war, die Spezialzone Berg in Wettingens Bau- und Nutzungsordnung zu verankern. Das entsprechende Konzept und der Antrag auf Umzonung wurden dem Wettinger Einwohnerrat am 7. September zur Abstimmung unterbreitet. Nach hitziger Diskussion scheiterte das Geschäft im Einwohnerrat mit nur einer Stimme Unterschied. Kaum wurde die Entscheidung bekannt, meldeten sich zahlreiche Wettingerinnen und Wettinger zu Wort, die dem Entscheid des Einwohnerrats mit Unverständnis begegneten.
Entscheid an der Urne
Die Gegner der Einwohnerratsentscheidung begannen umgehend, Unterschriften für ein Referendum zu sammeln, das prompt innert kürzester Zeit zustande kam, weshalb Wettingens Stimmbevölkerung nun am 19. November abschliessend über das Schicksal der Spezialzone Berg befinden wird.
Kaum war bekannt, dass das Referendum zustande gekommen war, häuften sich Meldungen aus Wettingen, die sich für den Landschaftsschutz und die Entscheidung des Einwohnerrats starkmachten, was erneut die Wettingerinnen und Wettinger auf den Plan rief, welche die Umzonungspläne unterstützen.
Dabei wird die Notwendigkeit des Tiertherapieangebots an sich von niemandem angezweifelt. Gestritten wird lediglich darüber, ob sich das Projekt mit dem Landschaftsschutz am Lägernhang vereinbaren lässt und ob es dafür nicht geeignetere Standorte gäbe, notfalls halt nicht in Wettingen. Wenig zur Klärung der Sachlage beigetragen hat dabei die Erklärung des Kantons, die das Projekt als «ausnahmsweise knapp vertretbar» bezeichnete, was beide Seiten im Konflikt als Argument für sich verwenden. Während sich der Kanton formal für das Projekt aussprach, befürchtet die Gegnerschaft einen Präzedenzfall, der den Landschaftsschutz am Lägernhang gefährdet.
Diesen Befürchtungen steht der Wunsch gegenüber, Menschen mit Beeinträchtigung in Wettingen dieses Therapieangebot zu erhalten. Nach Lesart der Befürwortenden lässt sich das Projekt zudem ohne wesentliche Beeinträchtigung der Landschaftsschutzzone realisieren, zumal die vorgeschlagenen Ausgleichsmassnahmen genügend seien. Ob und wie es mit dem Tiertherapieangebot auf dem Hof der Familie Sozzi weitergeht, wird nächstes Wochenende entschieden – die letzte Stimme hat das Volk.