Glocken wecken die Beleuchtung

Am Mittwoch, 22. November startet Baden mit dem 14. Liechterwecke offiziell in die Adventszeit. Was dabei nicht fehlen darf, sind die Spanischbrödli.
Gleich und doch verschieden (von oben links im Uhrzeigersinn): Spanischbrödli der Bäckereien Himmel, Mosers, Linde und Arnet. (Bild: sim)

Traditionellerweise klingeln in Baden jedes Jahr zahlreiche Kinder die städtische Festbeleuchtung mit ihren Glöckchen wach. Diese gilt seit Jahren als eine der schönsten Weihnachtsbeleuchtungen der Schweiz. Neben Hunderten von Kindern lockt das Liechterwecke jedes Jahr zahlreiche Erwachsene in die Badener Innenstadt. Am Mittwoch ist es wieder so weit. Kurz vor Beginn des Anlasses nehmen die Kinder auf dem Cordulaplatz die rund 1500 Glöckchen in Empfang, mit deren Hilfe die Weihnachtsbeleuchtung aus dem Schlaf geweckt wird. Danach ziehen die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern in Richtung Schlossbergplatz, wo der Hauptakt der Zeremonie stattfindet, bei dem eine Erzählerin oder ein Erzähler die Geschichte des Badener Lichts erläutert.

Erfolg der Spanischbrödli
Abgesehen von der zauberhaften Stimmung, welche die Festbeleuchtung verbreitet, werden die Kinder für ihre Mitwirkung mit einem Spanischbrödli belohnt, neben den Badener Steinen und den Badener Chräbeli sicher die bekannteste örtliche Spezialität. Obwohl der Name es heute nicht mehr vermuten lässt, kamen die Spanischbrödli im 16. Jahrhundert ursprünglich aus Mailand, das damals unter spanischer Herrschaft stand, in die Bäderstadt. Hier erlangten sie im Zuge der Badener Friedenskonferenz zum spanischen Erbfolgekrieg erstmals Bekanntheit.

Weil Köstlichkeiten wie die Spanischbrödli im reformierten Zürich damals verboten waren, scheuten vermögende Zürcherinnen und Zürcher weder Kosten noch Mühen, um die luftigen Blätterteigkissen – damals übrigens noch ohne Füllung – von Baden nach Zürich zu schaffen. Dieser Vorgang war so bedeutend, dass die 1847 eingeweihte erste Bahnstrecke der Schweiz zwischen Baden und Zürich im Volksmund bis heute einfach Spanisch-Brödli-Bahn heisst und ihr richtiger Name heute weitgehend vergessen ist.

Die Erfolgsgeschichte der Spanischbrödli setzte sich allerdings nicht ungebrochen fort. Im Laufe des 20. Jahrhunderts geriet die Badener Backspezialität zunehmend in Vergessenheit. Erst anlässlich der Badenfahrt 2007 schlossen sich die vier Badener Bäckereien Linde, Arnet, Mosers und Himmel zusammen, um gemeinsam mit der Schweizer Bäckereifachschule Richemont in Luzern ein zeitgenössisches Rezept für die Spanischbrödli zu entwickeln und die Spezialität so wiederzubeleben. Erst hier erhielten die Spanischbrödli die Füllung aus Rüebli und Haselnuss, mit der sie heute in der Regel serviert werden. Auf Bestellung stellen die vier Bäckereien aber weiterhin Spanischbrödli ohne Füllung und sogar eine Variante mit salziger Füllung her.

Um die Badener Spanischbrödli offiziell herstellen und vertreiben zu dürfen, bedarf es übrigens einer Lizenz der Stadt Baden, die im Besitz der Marke ist. Deshalb ist auch das Rezept dasselbe, nach dem die vier Badener Bäckereien die Spanischbrödli herstellen. Die Rohstoffe, die für die Herstellung verwendet werden, seien hingegen nicht identisch, erläutert eine Mitarbeiterin der Confiserie Himmel. Aus diesem Grund gibt es trotz gleicher Rezeptur in Baden vier verschiedene «original» Spanischbrödli. Das Liechterwecke bietet neben Weihnachtszauber also eine gute Gelegenheit, um vielleicht herauszufinden, welches Spanischbrödli einem am Ende am meisten zusagt.

Mittwoch, 22. November, 17.30 Uhr
Schlossbergplatz, Baden