Insgesamt 6,7 Millionen Franken für drei etwa gleich teure Investitionen in das Abwasser- und Entwässerungsnetz waren «dicke Post» für die 107 (von 1966 Stimmberechtigten) Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lengnauer Gemeindeversammlung letzten Freitag. «Was vorliegt, ist das Resultat von Auflagen, die uns der Kanton macht», sagte Gemeinderat Urs Wieland bei der Präsentation des Geschäfts. «Gewässerschutz ist kein Wunschkonzert.» Die Massnahmen umfassen ein Regenrückhaltebecken, das im Gebiet Bleiwiese erstellt werden soll. An dieses werden neu jene Leitungen angeschlossen, die heute ihr Wasser via Ortszentrum der Surb zuführen. In einem separaten Projekt geht es um die Erneuerung und die Sanierung von Leitungen in der Graben-, der Vogelsang- und der Zürichstrasse.
Quasi als «Haar in der Suppe» machten Votanten ein fehlendes Durchleitungsrecht für die private Poststrasse aus. Dieses solle erst erworben und dann Geld für die Realisierung des Beckens und seiner Zuleitungen gesprochen werden. Dem entgegnete der Gemeinderat, dass er ohne genehmigtes Projekt keine Verhandlungen führen könne. Mit 37 zu 45 Stimmen verzichtete eine Mehrheit auf eine Rückweisung des Geschäfts und bewilligte die drei Kredite klar. Zwei Drittel der Kosten muss der Eigenwirtschaftsbetrieb Abwasserbeseitigung aufbringen, in dessen Kasse sich Reserven von 2,3 Millionen Franken befinden.
67 Strassenlampen sind in Lengnau bereits auf LED umgerüstet – nun sollen die verbliebenen 300 folgen. Für insgesamt 235 000 Franken kann gleichzeitig das ganze Netz mit einer intelligenten Steuerung ausgerüstet werden, die das Licht dimmt, wenn weder Fussgänger noch Fahrzeuge im Lichtbereich einer Lampe sind. Gemeinderat Urs Wieland sprach bei diesem Projekt von einer eierlegenden Wollmilchsau – weil sich die Qualität der Beleuchtung verbessert und pro Jahr 50 000 Franken an Strom- und Unterhaltskosten eingespart werden. Doch was ist eine intelligente Steuerung? Ein Votant und Mann vom Fach kritisierte die gewählte Lösung sowie die Vernetzung der Leuchten via Funk (Strahlenbelastung). Der Präsident der Umwelt- und Energiekommission setzte sich für das vom AEW empfohlene System ein. Eine Rückweisung lag in der Luft, bis eine Votantin ihr «volles Vertrauen in die Kommission» äusserte und die Versammlung aufrief, dem Antrag zu folgen, was diese mit 85 zu 7 Stimmen auch tat.
Das Budget für 2024 schliesst bei einem gleichbleibenden Steuerfuss von 103 Prozent mit einem marginalen Überschuss von 14 000 Franken. Gemeindeammann Viktor Jetzer bettete den Voranschlag anhand des Finanzplans in eine Gesamtschau. Diese zeigt auf, dass die aktuelle Nettoschuld von 1,1 Millionen Franken in den nächsten Jahren als Folge verschiedener grosser Investitionen markant ansteigen wird, bis sie wieder amortisiert werden kann. Überbrücken will der Gemeinderat das, ohne gross Fremdkapital aufzunehmen. Seine Strategie ist, die Bauparzelle Schützenhaus – Wert 1,6 Millionen Franken – zu verkaufen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Realisiert werden können hier 16 Wohnungen, was wiederum mehr Steuerzahlenden Platz bietet. Generell rechnet der Gemeinderat mit einem Bevölkerungswachstum von 40 Personen pro Jahr.
Ist eine Sanierung des vor 38 Jahren erstellten Werkhofs vor dem Hintergrund einer allfälligen Fusion der vier Surbtal-Gemeinden überhaupt sinnvoll? Ja, sagte Gemeinderat Werner Jetzer. Die flächenmässig grosse Gemeinde benötigt für jeden Ort – insbesondere mit Blick auf den Winterdienst – einen Werkhof. Dementsprechend bewilligte die Versammlung einen Projektierungskredit von 150 000 Franken.