Eine Exklave verschwindet

Mit der Fusion von Baden und Turgi sinkt nicht nur die Anzahl der Aargauer Gemeinden von 198 auf 197. Baden erhält zudem einen neuen Nachbarn.
Bei der Bushaltestelle Ruschebach und beim letzten Haus des Quartiers Kappelerhof an der Bruggerstrasse befindet sich die Oberwilermatte, die bis Ende 2023 eine Exklave von Turgi war. (Bild: chr)

Die Oberwilermatte, ein 2,4 Hektar grosses Landstück von Turgi am westlichen Rand des Badener Quartiers Kappelerhof, hatte keine direkte Verbindung zum restlichen Gemeindegebiet des Dorfs und war damit Turgis einzige sogenannte Exklave. Die Wiese liegt rund 500 Meter östlich der bisherigen Grenze zwischen Turgi und Baden, die sich in Wil nahe der Kehrichtverwertungsanlage Turgi befand.

Umgeben ist die Oberwilermatte im Westen, Süden und Osten von einem Badener Forstgebiet, das seit 2006 ein Naturwaldreservat ist. Den nördlichen Abschluss bildet die Bruggerstrasse, die den Kappelerhof mit Wil/Turgi verbindet. Weil die Oberwilermatte – wie das restliche Turgi – neu ebenfalls zum Gemeindegebiet von Baden gehört, hat der Aargau seit dem 1. Januar 2024 neben einer Gemeinde auch eine Exklave weniger.

Insgesamt gibt es damit im Aargau noch fünf solche Gebilde. Sie verteilen sich auf vier Gemeinden: Würenlos hat mit dem Kloster Fahr, das von der Zürcher Gemeinde Unterengstringen umgeben ist, die einzige ausserkantonale Exklave des Aargaus. Gleich zwei Exklaven besitzt die Gemeinde Olsberg im Bezirk Rheinfelden. Die jüngste Exklave entstand am 1. Januar 2022 mit der Fusion der Gemeinde Zurzach. Weil Fisibach eigenständig bleiben wollte, ist Kaiserstuhl nicht mit dem Zurzacher Gemeindegebiet verbunden.

Die vierte Gemeinde auf dieser Liste ist Baden mit dem Ortsteil Rütihof. Mit dem Wegfall der Turgemer Exklave ist Rütihof neu auch das einzige solche Gebilde im Aargau, das nicht an einen Nachbarkanton grenzt, sondern an die Gemeinden Fislisbach, Mellingen und Birmenstorf. Mit etwa 2400 Einwohnern ist Rütihof zudem bei Weitem die bevölkerungsreichste Exklave des Kantons. Auf der ehemaligen Exklave Oberwilermatte sind dagegen nur einige Bienenvölker zu Hause.

Ein Blick auf alte Karten zeigt, dass der Turgemer Ortsteil Wil einst Unterwil genannt wurde und der Kappelerhof ausserdem Oberwil hiess, womit sich der Name der angrenzenden Oberwilermatte erklären lässt. Die Enklave ist übrigens noch älter als die Gemeinde Turgi selbst, die erst 1884 mit der Loslösung von Gebenstorf entstand; deshalb ist sie auf älteren Landeskarten noch mit dem Hinweis «Gmde. Gebenstorf» versehen. Warum die Turgemer und die Gebenstorfer sich damals voneinander trennten, ist wieder eine andere Geschichte.

Weiterhin 9 Nachbargemeinden
Die Anzahl von Badens Nachbarorten bleibt mit dem Anschluss von Turgi übrigens gleich, es sind neun: Im Uhrzeigersinn sind das Obersiggenthal, Ennetbaden, Wettingen, Neuenhof, Fislisbach, Mellingen (zu Rütihof), Birmenstorf, Gebenstorf sowie Untersiggenthal, das nun, anstelle von Turgi, im Nordwesten angrenzt.

Der höchste Punkt Badens bleibt die Baldegg mit 568 Metern über Meer. Der tiefste Punkt verschiebt sich Limmat abwärts auf neu 332 Meter, und zwar zu der Stelle an der Limmat, wo sich bei der Eisenbahnbrücke Turgi–Koblenz neu das «Drei-Gemeinde-Eck» Baden/Untersiggenthal/Gebenstorf befindet. Das ist gleichzeitig neu der westlichste Punkt Badens. Der nördlichste ist auf der Limmathalbinsel bei der Spinnerei Turgi zu finden.

Die bisherige Exklave am Unterwilerberg ist auf der Landeskarte mit «Gde. Turgi» markiert. (Bild: zVg | map.geo.admin.ch)