Trübe Stimmung im Limmattal

Die Limmatstadt AG wollte mit dem Verein Regionale 2025 fusionieren. Doch der will nicht – und der AG stellt sich die Finanzierungsfrage.
Die Standortförderung im Limmattal steht vor ungewissen Zeiten. Das Limmattal ist eine wichtige Verkehrsader für Waren und Personen. (Bild: Archiv)

36 Kilometer lang – vom Zürichsee bis zur Mündung in die Aare – ist die Limmat und damit auch ihr Tal. Dieses ist insbesondere zwischen Schlieren und Killwangen-Spreitenbach eine Boomregion von nationaler Ausstrahlung. Aber ebenso in Neuenhof und Wettingen sowie im Badener Ortsteil Turgi und im Siggenthal gibt es im Richtplan des Kantons Aargau Entwicklungsschwerpunkte: Bauland für Wohnbauten und Arbeitsplätze. Für ein gemeinsames Standortmarketing der 24 im Limmattal situierten Gemeinden (zu denen die Stadt Brugg mit dem Ortsteil Lauffohr gehört) engagiert sich seit 2017 die Limmatstadt AG.

Aufgebaut wurde sie vom Zürcher Bau- und Immobilienunternehmer Balz Halter. Er ist noch immer Verwaltungsratspräsident der Limmatstadt AG und bezahlt für deren strukturelles Defizit aus der eigenen Tasche. Damit ist ab 2025 Schluss. Was ist geschehen? Bei der Limmatstadt AG wird von einem Strategieprozess gesprochen, der gescheitert sei. Konkret geht es um das Verhältnis zu einer anderen Organisation, die sich ebenfalls die Entwicklung des Limmattals auf ihre Fahne geschrieben hat: um den Verein Regionale 2025. Dieser wurde vor zehn Jahren gegründet, mit der Idee, durch gemeindeübergreifende Projekte zur Entwicklung der gesamten Region beizutragen. Ein Beispiel ist eine Querwanderroute zwischen dem Wettinger Sulperg und dem Rüsler ob Neuenhof. Der Name Regionale 2025 kommt nicht von ungefähr. Der mit öffentlichen Geldern finanzierte Verein hat das Jahr 2025 als «Ablaufdatum». Deshalb kam bei Balz Halter die Idee auf, die AG und den Verein zu fusionieren. Er bekam aber von der Regionalen die kalte Schulter gezeigt und will an der nächsten Generalversammlung im März die Frage nach der Zukunft der Limmatstadt AG klären lassen, die ohne ihn angegangen werden soll. Primär geht es darum, wer künftig das Netzwerk finanziell alimentiert.

Den Turgemer Politiker und Unternehmer Adrian Schoop darf man als «Fan» der Limmatstadt AG bezeichnen. Hier ist er im August 2022 an einem Anlass der Vereinigung zu sehen. (Bild: bkr)

Speziell an der Limmatstadt AG ist, dass sie zwar über Steuergelder finanzierte Leistungsaufträge erfüllt, ansonsten aber privatwirtschaftlich finanziert wird. Privat und mit seiner Firma ist der Turgemer FDP-Grossrat Adrian Schoop Aktionär, seine Schwester Franziska Schoop-Zandonella gar Verwaltungsrätin. Auch die Gemeinde Turgi war unter Gemeindeammann Schoop bis zur Fusion mit Baden Mitglied und hat Dienstleistungen im Bereich des Marketings eingekauft. Schoop dazu: «Das enorme Wachstum im Limmattal stellt betreffend Regionalplanung eine grosse Herausforderung dar, welche die Politik allein nicht lösen kann.» Die Limmat­stadt liefere hier zum einen Visionen, zum anderen eine Plattform zum Austausch zwischen den beiden Kantonen und den Gemeinden des Tals. Als Unternehmer (rund 200 gehören der AG an) schätzt er die Diskussionskreise und das Networking der Limmatstadt AG. Hier ist für ihn ein wichtiges Thema die immer schwierigere Rekrutierung von Fachkräften, qualifizierten Leuten aus dem Limmattal aufzuzeigen, was ihnen Unternehmen in der Region zu bieten haben.

Drei Aargauer Gemeinden
Derzeit gehören der Limmatstadt AG die Aargauer Gemeinden Killwangen, Neuenhof und Spreitenbach an. Markus Mötteli ist Gemeindepräsident von Spreitenbach. Er sagt: «Mit unserem Leistungsauftrag setzen wir auf die regionale Zusammenarbeit und die professionelle Unterstützung durch die Limmatstadt AG bei der Standortförderung.» Für ihn ist die Vernetzung der Limmattaler Gemeinden über die Kantonsgrenze hinweg ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der eigenen Gemeinde. «Es geht um mittel- bis längerfristige Prozesse und um die Erarbeitung von Konzepten, was entsprechend Zeit benötigt.»

«Wir bedauern die Entwicklungen bei der Limmatstadt AG», sagt Markus Schmid, Gemeindeammann von Killwangen. «Wir sind seit rund einem Jahr Mitglied und haben bis jetzt noch nicht so viele Leistungen bezogen. Aber wir haben weitere Kommunikationskanäle geöffnet.» Diese eher geringe Nutzung sei für Killwangen als kleine Gemeinde mit wenig Standortförderungsthemen von Anfang klar gewesen. Aber auch eine kleinere Gemeinde könne profitieren. «Dafür bietet die Limmatstadt die passende Plattform, bringt sie doch Interessen von Wirtschaft und Politik zusammen und fördert den kommunikativen Austausch untereinander.» Neuenhof, so Gemeindeammann Martin Uebelhart, habe sich 2023 zum Beitritt entschlossen, um «mit der Limmatstadt und anderen Partnerschaften die Entwicklungsgebiete der Gemeinde Neuenhof professionell zu vermarkten».