Backen für besondere Bedürfnisse

Unverträglichkeiten und Intoleranzen gehören bei vielen zum Alltag. Ausgewogene Ernährung klappt aber trotz gesundheitlicher Einschränkung.
Alexandra Fus-Säuberli vor ihrem Café/Bistro in Baden. (Bild: isp)

Es gibt Lebensmittel, die bei Menschen Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können. In der Schweiz haben ungefähr 2 bis 8 Prozent der Bevölkerung eine nachweisbare Lebensmittelallergie, und rund 20 Prozent der Bevölkerung sind von einer Unverträglichkeit betroffen.

Reaktion bei kleinsten Mengen
Auch die Badenerin Alexandra Fus-Säuberli gehört zur letzten Gruppe. «Ich habe eine Glutenunverträglichkeit sowie eine Histaminintoleranz. Gluten ist ein Sammelbegriff für Eiweisse, die sich in den Körnern vieler Getreidesorten finden. Ich muss also unbedingt Gluten meiden, um Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Blutarmut oder Müdigkeit zu umgehen.»

Inzwischen böten grössere Lebensmittelgeschäfte zwar glutenfreie Nahrungsmittel an, aber nach wie vor sei das Thema in unserer Gesellschaft noch nicht sehr verankert, findet die 46-Jährige. «Ich kann nicht einfach in eine Bäckerei spazieren und mir ein glutenfreies Sandwich kaufen. So weit sind wir in der Schweiz noch nicht. Ich reagiere bereits auf kleinste Spuren von Gluten. Ausserdem ist es schwierig, wenn jemand im Freundeskreis etwas Selbstgemachtes mitbringt oder mich einlädt. Auswärts zu essen, ist anspruchsvoll. Viele Restaurants meinen zu wissen, wie ‹glutenfrei› geht, und preisen ihre Gerichte entsprechend an. Aber wenn man dann vor Ort ist, merkt man, dass sie keine Ahnung haben. Oft wird es mit Laktoseintoleranz verwechselt. Das ist dann ärgerlich», führt die dreifache Mutter aus.

Alexandra Fus-Säuberli führt immer samstags ein nettes kleines Café/Bistro an der Zürcherstrasse 79. (Bild: isp)

Brunch und Picknick im Garten
Deshalb ist sie selbst aktiv geworden und hat vor gut zwei Jahren ihr eigenes kleines Café und Bistro eröffnet, das Delicatus. «Ich wollte zeigen, dass für Betroffene trotz Allergie oder Unverträglichkeit eine gesunde Ernährung, die zudem schmeckt, durchaus möglich ist.» Alexandra Fus weiss, wovon sie spricht. Sie ist ernährungspsychologische Beraterin, hat eine Ausbildung als biomedizinische Analytikerin absolviert und bietet heute unter anderem Ernährungsberatungen an.

Daneben backt und kocht Alexandra Fus für ihr Leben gern, und da es in ihrem Wohnhaus diesen hübschen Raum gab, war dieser geradezu prädestiniert, darin ein Café zu eröffnen. Das Café Delicatus befindet sich an der Zürcherstrasse 79 im Badener Kreuzlibergquartier, direkt bei der Bushaltestelle Brunnmatt. Zurzeit ist es immer am Samstag von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet. Alexandra Fus plant jedoch, das «Delicatus» künftig auch unter der Woche, an Abenden, an Sonntagen oder für spezielle Anlässe zu öffnen. Informationen zu den Öffnungszeiten und besonderen Angeboten sind auf der Website zu finden. Die kulinarische Auswahl im Café variiert. Garantiert ist aber, dass alles zu 100 Prozent gluten- und laktosefrei ist. «Weiter schaue ich, dass auf andere Allergien Rücksicht genommen wird. Zum Beispiel ist die Linzertorte ohne Ei zu haben.» Zuletzt hatte sie um den 6. Januar Dreikönigskuchen im Angebot, die nicht nur gluten- und laktosefrei waren, sondern sogar ohne Ei, ohne Butter und ohne Milch zubereitet wurden. Weil ein erheblicher Teil ihrer Kundschaft die Backwaren im Vorfeld bestellt, ist Alexandra Fus dabei, einen Onlineshop einzurichten. «Anlässe und Kurse sind ebenfalls in Planung», verrät die Ernährungsberaterin. «Bereits umgesetzt habe ich einen Muttertagsbrunch und Picknick bei mir im Garten. Solche Anlässe wird es künftig wieder geben.» Mit ihren Backwaren ist die Ernährungsberaterin ausserdem regelmässig an Märkten anzutreffen. Erfahrungsgemäss gebe es an Märkten selten gluten- und laktosefreie Lebensmittel zu kaufen.

Ganzheitlicher Ansatz
Haben eigentlich mehr und mehr Menschen mit Unverträglichkeiten zu kämpfen, oder scheint das nur so? Laut Alexandra Fus lässt sich diese Frage nicht abschliessend beantworten. Es könne aber durchaus sein, da viele Erkrankungen vererbt würden. Die Konservierungsmittel und Farbstoffe sowie sonstige Zusätze in den heutigen Lebensmitteln würden den Darm schädigen, was ebenso zu Unverträglichkeiten führen könne. Aber das Sortiment, die Aufklärung und das Bewusstsein für die Problematik würden grösser, was viele dazu motiviere, sich abklären zu lassen oder für die eigene Erkrankung einzustehen. «Man ist, was man isst», ergänzt Alexandra Fus. Nebst ihrer 100-Prozent-Anstellung als medizinische Laborantin bietet die Fachfrau ganzheitliche Ernährungsberatungen/-umstellungen an. «Wenn jemand mit den Resultaten eines Arztes zu mir kommt, verstehe ich, was die Laboruntersuchungen bedeuten. Und es ist für mich dann einfacher, entsprechende Beratungen anzubieten und das persönliche Anliegen zu verstehen.» Sie entnimmt ihrer Kundschaft auch Blut vor Ort und offeriert Beratungen. Das geht bis zu Empfehlungen von Menüs für eine umgestellte Ernährungsweise. So könnten zum Beispiel der Blutzucker, die Cholesterinwerte oder gar die Schilddrüsenwerte genau analysiert und verändert werden.

delicatus.ch