Nino und der Wunsch nach mehr: Yvonne Eisenring

In der Rubrik «Buchtipp» erzählen Mitarbeitende der Gemeinde- und Schulbibliothek Windisch von ihren Leseerfahrungen – und sorgen so für Inspiration.

Als Nino, Anfang 30, von einem Flirt aus London zurückkehrt, stellt er fest, dass es in seiner Berliner WG gebrannt hat. Dieses Ereignis lässt ihn über sein Dasein als kreativen Freiberufler im hippen Neukölln nachdenken, und er stellt fest, dass er trotz seines ausgeprägten Alkoholkonsums und seiner unzähligen Liebeleien unglücklich ist. Er entscheidet sich schliesslich, nach New York zu ziehen. Aber auch dort gestaltet sich die Suche nach dem Glück als schwierig. Er greift zu einem «magischen» Trank. Was Yvonne Eisenrings Debütroman so lesenswert macht, ist weder eine mitreissende Handlung noch besonders überzeugende handwerkliche Arbeit. Vielmehr entfaltet der Roman – ob von der Autorin gewollt oder nicht – sein Potenzial erst, wenn im Sinne eines Sittenbilds eines jungen, sorglosen, urbanen, kreativen Milieus gelesen, das unter dem Schlagwort «Generation Y» derzeit unheimlich viel Aufmerksamkeit erhält. Wieso eigentlich? Der Roman entlarvt diese – nicht mehr ganz so junge – Jeunesse dorée in ihrer Selbstbezogenheit, ihrer spirituellen Sinnessuche und ihrem lächerlich kalkulierten Hedonismus in erster Linie als unheimlich langweilig.

Nino und der Wunsch nach mehr (Roman von Yvonne Eisenring, Sechsundzwanzig, 2023)