Privates und Politisches zum Tee

Im Rahmen der Reihe «Morgenkaffee mit …» erzählte die Mitte-Politikerin und Ständerätin über ihren Geheimbesuch in der Ukraine.
Marianne Binder-Keller im Kulturcafé in Baden. (Bild: sim)

Bert De Raeymaecker und die Badenerin Elisabeth Seiler betreiben an der Rütistrasse 3a in Baden gemeinsam das Kulturcafé. Beide kommen ursprünglich aus der Welt des Theaters, er als Lichtdesigner, sie als Schauspielerin. Der Wunsch nach einem eigenen Raum für eigene Projekte und Produktionen war es, der das Paar dazu brachte, in Baden das Kulturcafé zu eröffnen. Der Gastrobetrieb hilft bei der Finanzierung der kulturellen Anlässe und Produktionen, die wiederum in der Kaffeestube stattfinden. Das Programm reicht von Theateraufführungen über Jassabende bis zu Lesungen und kann unter kulturcafé.ch eingesehen werden. Auch ein Gesprächsformat, bei dem sich bekannte Persönlichkeiten aus Baden vorstellen, ist Teil des Programms.

Am Sonntag war Marianne Binder-Keller bei «Morgenkaffee mit …» zu Gast, um dem Publikum aus ihrem Leben als Privatperson und als Politikerin zu berichten. Die 65-Jährige ist Mitglied der Mitte-Partei (ehemals CVP). Sie war von 2013 bis 2019 Grossrätin im Kanton Aargau und anschliessend vier Jahre lang Nationalrätin. Neben ihrer politischen Karriere arbeitet sie als Kommunikationsberaterin, Kabarettistin und Publizistin. Binder-Keller war in verschiedenen Funktionen innerhalb der CVP tätig, darunter als Präsidentin auf Bezirks- und Kantonsebene. Bei den Ständeratswahlen 2023 siegte sie im zweiten Wahlgang gegen Benjamin Giezendanner von der SVP und sitzt seither neben Thierry Burkart (FDP) für den Kanton Aargau in der kleinen Kammer des Parlaments.

Kaum Interesse an Politik
Zu einer Tasse Tee und im Gespräch mit Bert De Raeymaecker erklärte die Badenerin, wie sie zur Politik kam, vor allem, weshalb erst im Alter von 47 Jahren.

Obwohl sie in einem sehr politischen Elternhaus aufgewachsen sei – ihr Vater Anton Keller sass für die CVP im Nationalrat –, hätten sich ihre persönlichen Erfahrungen mit Politik in ihrer Kindheit auf die Bemühungen beschränkt, die Küchenarbeit auf ihre drei Brüder abzuwälzen. «Ich selbst wollte aber nie in die Politik», so Binder-Keller. Neben seiner politischen Karriere präsidierte Anton Keller das Theater im Kornhaus in Baden. Von diesem Teil seines Lebens war seine Tochter eher angetan. «Ich wollte immer auf die Bühne», erinnert sich die Politikerin. Anfänglich habe sich diese Leidenschaft vor allem in ihrem Wunsch ausgedrückt, Teil der US-amerikanischen Fernsehserie «Bonanza» zu werden. «Ich war überzeugt, dass der Serie eine Frau fehlte, und schrieb an die Produzenten in Hollywood. Leider erhielt ich nie eine Antwort.»

Stattdessen machte Marianne Binder-Keller erst Moderationen für SRF, später für Tele M1. Daneben war sie Teil der Badener Kabarettgruppe Wettermacher, die zwischen 1977 und 1997 an keiner Badenfahrt fehlen durfte. Erst im Alter von 47 Jahren kam Binder-Keller zur Politik. Auf Anfrage erklärte sie sich bereit, Sprecherin der CVP zu werden. Wenige Jahre später steig sie selbst in die Politik ein – mit einigem Erfolg.

Auf Besuch in der Ukraine
Aus aktuellem Anlass und weil Binder-Keller vor eineinhalb Jahren selbst vor Ort war, drehte sich ein guter Teil des Gesprächs um den Krieg in der Ukraine. Die Mitte-Politikerin war im Oktober 2022 Teil der Schweizer Delegation um Aussenminister Ignazio Cassis, welche die ukrainische Hauptstadt Kiew besuchte, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Aus Sicherheitsgründen war die Reise im Vorfeld geheim gehalten worden. «Wir sind nachts in einem abgedunkelten Zug von der polnischen Grenze nach Kiew gefahren. Das war wirklich eine unvorstellbare Situation. Alle paar Minuten heulten die Sirenen.» Nicht zuletzt dieser Besuch hat in Marianne Binder-Keller den Wunsch gefestigt, in diesem Konflikt fest an der Seite der Ukraine zu stehen. In Baden ärgert sie sich über das zögerliche Agieren der Schweizer Politik in diesem Konflikt. «Neutralität heisst nicht, Recht und Unrecht gleichzusetzen. Auch die Schweiz muss ihren Teil zur Lösung dieses Konflikts beitragen», ist Binder-Keller überzeugt.