Frauen ziehen nach wie vor leider viel seltener ein Engagement in der Politik oder eine Laufbahn in einem politischen Umfeld (Verband, NGO usw.) in Betracht. «Deshalb ist es umso wichtiger, Frauen zu ermutigen, nebst ihrer beruflichen Tätigkeit – und vielleicht Familie – politisch aktiv zu werden», sagt Elisabeth Burgener Brogli, Mitglied der Projektleitung Mentoring Aargau, zu der Amanda Sager-Lenherr (Frauen Aargau) und Gertrud Häseli (Frauenzentrale Aargau) gehören. «Es zehrt immer noch an den Kräften, sich nebst Familie und Beruf einem politischen Amt zu widmen», weiss die erfahrene Politikerin Elisabeth Burgener Brogli aus Gipf-Oberfrick.
Wissen weitergeben
Ziel ist es, dass Frauen jeden Alters die Möglichkeit erhalten sollen, während eines Jahres Einblick in politische Abläufe zu gewinnen. Erfahrene Frauen, die über genügend Lebens- und Berufserfahrung verfügen, sollen ihre Kontakte und ihr immenses Wissen an Politeinsteigerinnen und grundsätzlich interessierte Frauen weitergeben, sie beraten und begleiten.
Mentorinnen können Politschaffende von Parteien, Verbänden, Interessenvertretungen, Non-Profit-Organisationen oder Ähnlichem sein. Der erste Durchgang eines Mentoring-Programms in den Jahren 2007 bis 2010 ist bestens verlaufen, und die Organisierenden konnten auf einen positiven Verlauf zurückblicken. Seit 2023 führt inzwischen eine überparteiliche Projektgruppe, die aus einem runden Tisch von Frauenorganisationen, Fachstellen, Vereinen, Parteien und Gewerkschaften im Kanton Aargau entstand, wieder ein Frauenmentoring im Aargau durch.
Gegenseitiges Beschnuppern
Morgen Freitag, 8. März, dem Internationalen Frauentag, wird der Startschuss für ein weiteres Durchführungsjahr sein. Im geschlossenen Rahmen werden sich im Kulturhaus Odeon Mentorinnen und Mentees ein erstes Mal persönlich treffen. Man wird sich gegenseitig beschnuppern können, und Verbindungen werden geknüpft. Ausserdem werden Mentorinnen in kurzen Impulsausführungen von ihren Erfahrungen berichten und aus dem Nähkästchen plaudern. «Heuer sind es rund 15 Mentoringpaare, die sich auf eine gemeinsame Reise machen», sagt Elisabeth Burgener Brogli erfreut. Auch in diesem Jahr seien die Mentees sehr unterschiedlich zusammengewürfelt. «Wir haben Kantischülerinnen, die mitmachen, und solche, die bereits eine Berufslehre absolviert haben. Es sind jüngere Frauen und schon etwas ältere Teilnehmerinnen mit an Bord», so Elisabeth Burgener Brogli. Aber es seien alles initiative Persönlichkeiten und Frauen, die man als Macherinnen bezeichnen dürfe.
Mentoringjahr individuell gestalten
Wie genau das Jahr gestaltet wird, hängt von den einzelnen Mentorinnen persönlich ab. So besteht für die Mentees die Möglichkeit, bei Anlässen, Parlamentssitzungen, Veranstaltungen oder Events auf Gemeinde-, Kantons- oder vielleicht sogar nationaler Ebene konkreten Einblick zu erhalten und dabei zu sein. Zudem könne Verbandsarbeit ein Thema sein. Ein Erlebnis sei das alleweil, bestätigt Elisabeth Burgener Brogli. Mentoring Aargau veranstaltet während des Durchführungsjahrs zwei weitere gemeinsame Vernetzungstreffen am 21. Mai und am 19. September in der Frauenzentrale Aargau in Aarau, wo noch individueller auf allfällige Themen eingegangen wird und kurze Weiterbildungssequenzen stattfinden. So steht in diesem Jahr garantiert ein Besuch im Bundeshaus in Bern auf dem Programm. Das Komitee ist überparteilich. Auch im Hinblick auf die bevorstehenden Grossratswahlen ist das Mentoringprogramm sehr interessant. Elisabeth Burgener Brogli bringt es treffend und charmant auf den Punkt: Leben will Gestaltung, Gestaltung will Auseinandersetzung, Auseinandersetzung will Politik, Politik will Leben.»
frauenmentoring-ag.ch