Kunst aus bunter Plastikfolie

Kunstausstellung «Précieux plastiques»: Die Badener Künstlerin Odile Werner nutzt für ihre Werke ein besonderes Material: Plastik. Ihre Bilder sind bald in Lengnau zu sehen.
Die Pinnwand in ihrem Atelier dient Odile Werner als Inspirationsfläche.(Bild: sim)

Die ausgebildete Modedesignerin Odile Werner entdeckte ihre Kreativität bereits im Kindesalter: «Ich war schon mein ganzes Leben lang kreativ. Lange Zeit habe ich aus allen Pflanzen in meinem Garten Papier und daraus verschiedenste Dinge hergestellt.» Ihre Werke aus selbst geschöpftem Papier durfte Odile Werner schon an verschiedenen Ausstellungen ausstellen, insbesondere an einer Reihe von Expositionen im Musée Charmey. Das Museum in der gleichnamigen Gemeinde im Kanton Freiburg ist bekannt für seine Ausstellungen zeitgenössischer Kunst mit dem Materialen Holz, Keramik und Papier. Eines Tages vor zwölf Jahren entdeckte sie das Plastik für sich. «Ich musste für ein Projekt eine vermeintliche Papierverpackung bügeln. Dabei blieb es am Bügeleisen kleben und verformte sich.» Fasziniert vom Effekt der Hitzeeinwirkung auf die Plastikfolie begann Oldie Werner mit zu experimentieren. Beinahe sämtliches Verpackungsmaterial eignet sich als Ausgangsstoff für ihre Werke. Die Faszination für das Material, das die Verformbarkeit im Namen trägt, lässt die 80-Jährige seither nicht mehr los.

Odile Werner vor einem ihrer Werke in ihrer Wohnung in Baden.(Bild: sim)

Wertvolles Plastik
Der Titel der Ausstellung von Odile Werner fordert heraus. Plastik hat heute nicht den besten Ruf. In unserer Wertschätzung gegenüber Materialien nimmt Plastik eher einen der hinteren Plätze ein. Es gilt als potenziell umweltschädlich und trägt wegen seiner Langlebigkeit wesentlich zur Umweltverschmutzung bei. Hingegen ist Plastik in verschiedenen Bereichen und besonders als Verpackungsmaterial äusserst beliebt. Daneben bietet es ein breites Experimentierfeld für erkundungsfreudige Kunstschaffende wie Odile Werner.

Die Plastizität des Ausgangsstoffs führt die Badenerin zu immer neuen Entdeckungen. «Plastik ist ein eigenwilliges Material. Es reagiert auf thermische Behandlung weitgehend unvorhersehbar. Man weiss nie, was das Plastik vorhat», sagt die Künstlerin. «Es verwirft sich, bildet Blasen, ändert Form, Farbe und Dimension. Das Material ist wirklich sehr vielfältig. Das finde ich faszinierend, und diese Faszination möchte ich weitergeben.» Wegen dieser Eigensinnigkeit bestimme das Material bei der Entstehung eines Kunstwerks deshalb massgelblich mit, wie ein Bild am Ende aussehe. «An diesem kreativen Prozess sind zwei beteiligt, ich und das Plastik.» Wer künstlerisch mit dem Stoff arbeiten will, müsse akzeptieren, dass er nur bedingt dem Willen des Künstlers oder der Künstlerin gehorcht. Die Unberechenbarkeit des Materials eröffnet Odile Werner aber immer wieder neue Wege.

Aus Plastik für Industrie, Gewerbe, Büro und Verpackung sammelt sie die Ausgangsstoffe für ihre Werke, womit sie nebenbei etwas für die Umwelt tut. Die Plastikfolien bearbeitet sie danach so lang, bis sie sich ungefähr zur angestrebten Gesamtkomposition zusammenfügen. Das kann von Werk zu Werk sehr unterschiedlich lange dauern: «Ich habe schon Bilder gemacht, mit denen ich nach einer Stunde zufrieden war. Ein anderes Werk war erst nach 15 Jahren fertig.» Vielfach kombiniert Odile Werner ihre Plastikkompositionen mit Textilien, Papier oder Elementen aus Metall. Die daraus resultierenden Werke reichen von konkret bis abstrakt und weisen vielfach einen Bezug zur Lebenswelt der Künstlerin auf, wie zum Beispiel zu ihrem Garten.

Ausstellung in Lengnau
Vom 17. bis zum 24. März stellt die Plastikerin einen Teil ihrer Plastikwerke im Dorfmuseum Lengnau aus. Anders als bei früheren Ausstellungen hat die Künstlerin dieses Mal beinah alles selbst organisiert. «Dabei habe ich festgestellt, dass ich keine Sekretärinnenseele habe», verrät die Badenerin und lacht. Umgekehrt bedeutet der organisatorische Mehraufwand einer eigenen Ausstellung, dass die Künstlerin selbst entscheiden konnte, welche Werke sie wie präsentieren will. «Diese Freiheit habe ich sehr genossen», verrät Odile Werner. «Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Reaktionen der Leute.»

Die Vernissage findet am Sonntag, 17. März, um 11 Uhr statt. Danach ist die Ausstellung von 13 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet. Weitere Informationen zur Ausstellung sind auf der Website des Dorfmuseums Lengnau unter domus-lengnau.ch zu finden.