«Ich vermisse ihn jeden Tag»

Seit dem tragischen Tod ihres Vaters führt Nadia Burger den Spenglerhof unter ihrem Namen. Am 9. Mai ist sie Gastgeberin des 16. Buurezmorge.
Nadia Burger im modernen Kuhstall mit Melkroboter des Spenglerhofs. (Bild: mru)

Was für ein Glück, dass der Freienwiler Auffahrts-Buurezmorge nicht an diesem kalten, verregneten Tag Mitte April stattfindet, als Bäuerin Nadia Burger den Journalisten in ihrem Büro empfängt. Richtig: Büro. Vorbei sind die Zeiten, als eine Landwirtin einen Hof lediglich mit einer Melkmaschine, einer Heugabel und einer Schubkarre bewirtschaften konnte. Hightech ist heute angesagt, zumindest auf dem Hof von Nadia und Astrid Burger.

Dass die 32-jährige Jungbäuerin heute wieder lachen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Ziemlich genau auf den Tag vor vier Jahren verunglückte nämlich ihr Vater Toni Burger. Der damals 63-Jährige war oberhalb von Freienwil am Waldrand mit seinem Radlader die Böschung hinuntergefallen, worauf sich das Gefährt überschlug. Obwohl wenig später die Rettungskräfte mit Ambulanz und Helikopter ausrückten, kam für Toni Burger jede Hilfe zu spät. Er verstarb noch auf der Unfallstelle. Heute erinnert das Grab am Waldrand an den allseits beliebten Landwirt, der viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. «Ich bin natürlich oft an dieser Stelle und lege immer mal wieder bewusst eine Pause ein, um meines Vaters zu gedenken», sagt Nadia Burger.

Tod noch nicht verarbeitet
«Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meinen Vater denke.» Vor allem in kniffligen Situationen oder wenn sie nicht mehr weiterwisse, denke sie: «Was hätte mein Vater jetzt getan?» Zwar sei schon vor dem Tod ihres Vaters klar gewesen, dass sie dereinst den Hof übernehmen werde. «Doch wegen des tragischen Unfalls wurde ich quasi ins kalte Wasser geworfen.» Auch wegen der vielen Arbeit, die nach dem Unfall angestanden habe, habe sie gar nicht wirklich Zeit gehabt, das Schreckliche zu verarbeiten. «Streng genommen, habe ich seinen Tod bis heute nicht richtig verarbeitet», so Nadia Burger mit feuchten Augen. Was sie inzwischen nicht mehr hören könne, sei der Spruch: «Das musst du jetzt selbst entscheiden.» Das wisse sie sehr wohl, einfach sei es gleichwohl nicht immer.

Nadia Burger und ihre Mutter sind am 9. Mai bereits zum 16. Mal Gastgeberinnen des Freienwiler Auffahrts-Buure-zmorge. (Bild: mru)

Magische Zahl 40

Seit 2023 führt Burger, die 2020 die Landwirtschaftsschule abschloss, den Hof nun unter ihrem Namen. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Partner Ramon Gerber, der selbst Landwirt im benachbarten Lengnau ist. 40 Milchkühe und 40 Hektaren Nutzfläche nennt Nadia Burger stolz ihr Eigen. «Natürlich ist das Bauern ein strenger Job. Doch was gibt es Schöneres, als sein eigener Chef zu sein und die Früchte seiner Bemühungen selbst in den Händen zu halten.» Glücklicherweise habe sie einen gesunden Hof von ihrem Vater erben dürfen.

Und Nadia Burger hat in den letzten Jahren in die Automatisierung investiert. So wurde ein Melkroboter angeschafft. Was dieser gekostet hat, möchte sie nicht sagen, nur so viel: «Dank diesem muss ich am Morgen nicht mehr um 5 Uhr, sondern erst um 6.30 Uhr aufstehen», sagt sie lachend. Während sie das sagt, betritt gerade eine Kuh die Melkanlage und lässt sich melken. Zwischen 30 und 40 Liter pro Kuh und Tag, das ergibt rund 1000 Liter Milch, welche die Kühe von Nadia Burger täglich produzieren.

«Verhöckle» ist Tradition
Ob es denn nie Reklamationen aus der Bevölkerung gebe, ihr Hof befinde sich doch gleich angrenzend an das Wohngebiet. «Nein, überhaupt nicht, die Nachbarn sind alle sehr verständnisvoll. Umgekehrt versuchen auch wir, alle Emissionen wie Lärm und Geruch auf ein Minimum zu reduzieren.» Umso schöner sei es für sie und ihre Mutter, die Bevölkerung bereits zum 16. Mal zum Auffahrts-Buurezmorge einzuladen, der vom Feuerwehrverein Freienwil organisiert werde. «Das ist eine super Gelegenheit, der Bevölkerung zu zeigen, was wir hier machen und wie wir hier wirtschaften.»

 Der Zmorge beginnt am Donnerstag, 9. Mai, um 9 Uhr und dauert bis? «Es ist Tradition, dass nicht wenige Besucher bis weit in die Nachtstunden bei uns verhöckeln», sagt Nadia Burger mit einem Lachen. Für die Kinder steht tradtionsgemäss eine Hüpfburg bereit, und Familien dürfen «auf eigene Gefahr» den Hof erkunden. Für die erstmalige musikalische Liveunterhaltung werden die Bözberger Bube sorgen. «Wenn das Wetter mitspielt, erwarten wir wieder zwischen 200 und 300 Gäste.» Dank grossem Festzelt findet der Anlass bei jeder Witterung statt. Nadia Burger ist sich sicher: «Mein Vater, der sehr gesellig war, wird den Buurzmorge sicher mit grosser Freude von oben beobachten.»