Fokussierung auf Sparte Energielösungen

Nebst der Versorgung der rund 12’500 Kundinnen und Kunden mit Strom und Wasser wird Energie Wettingen (EW) den Fokus vermehrt auf Energielösungen richten.
Louis Lutz (links), CEO von Energie Wettingen, und Verwaltungsratspräsident Markus Maibach. (Bild: pg)

Nach dem Ausnahmejahr 2022 schliesst Energie Wettingen das Geschäftsjahr 2023 mit einem positiven Betriebsergebnis vom 411’914 Franken ab. «Dieses, in einem schwierigen Umfeld erwirtschaftete, erfreuliche Ergebnis ermöglicht es der selbständigen Aktiengesellschaft der Gemeinde Wettingen als Alleinbesitzerin eine Dividende von 300’000 Franken auszuzahlen. Die Dividende ist in Relation zum Gewinn sehr hoch: wir streben aber eine fixe und somit planbare Grössenordnung an», so Markus Maibach, Präsident des Verwaltungsrates anlässlich der Medienkonferenz letzte Woche.

Das Unternehmensergebnis ist grundsätzlich erfreulich, ist doch sowohl bei Strom wie auch bei Wasser ein Trend zu sinkenden Verbräuchen feststellbar. Das Ergebnis setzt sich aus verschiedenen Spartenergebnissen zusammen. Der Hauptteil stammt aus der Sparte Strom/Netz. Der Grund für das leichte Minus in der Sparte Strom/Energie resultiert aus der 2023 um eine Woche verkürzten Abrechnungsperiode. Dies kam der Kundschaft zugute. «Wir kaufen Strom strukturiert ein, das heisst, vorausschauend und über mehrere Tranchen gestaffelt. Mit dieser Strategie können Tarife in der Regel bis zu einem gewissen Grad unabhängig von den Schwankungen des Strompreises geglättet werden. Da das Limmatkraftwerk der Stadt Zürich gehört – und nicht wie oft fälschlich angenommen uns –, sind wir gezwungen, den grössten Teil der benötigten Strommenge am Markt zu beschaffen, also an der Strombörse. Entsprechend bekommt unsere Kundschaft die steigenden Einkaufspreise stärker zu spüren als beispielsweise jene des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ), das über einen Überschuss an eigenproduziertem Strom verfügt und somit nur geringere Preiserhöhungen vornehmen muss», so Louis Lutz, seit dem 1. Dezember CEO von EW.

Online-Kundenportal
Im Wesentlichen besteht der Strompreis aus den drei Komponenten Energie, Netznutzung und Abgaben an das Gemeinwesen und an den Bund zwecks Förderung der erneuerbaren Energien. Nachdem sich die Beschaffungssituation für die kommenden Jahre entspannt hat, glaubt Louis Lutz, dass die Strompreise voraussichtlich im Bereich Energie für 2025 marginal gesenkt werden können. «Aufgrund nicht kostendeckender Tarife war absehbar, dass die Sparte Wasserversorgung negativ abschliessen würde. Dies dürfte sich im Geschäftsjahr 2024 ändern, zumal die Wasserverbrauchspreise für 2024 angepasst wurden, um die Wasserversorgung künftig eigenwirtschaftlich betreiben zu können», so Lutz.

Um rund um die Uhr auf Fragen der Kundinnen und Kunden antworten zu können, wurde das Online-Kundenportal MyEW geschaffen. Nach einer einmaligen Registration der Rechnungs- und Kundennummer kommen Nutzende in den Genuss von zahlreichen Vorteilen, wie etwa eine Übersicht des eigenen Energieverbrauchs sowie der dafür anfallenden Kosten. Aktuell wurden bei rund 6500 der etwa 12’500 EW-Kundinnen und -Kunden die Smart Meter eingebaut. Das mit 7,6 Millionen Franken veranschlagte Projekt soll bis 2026 abgeschlossen werden. Die Smart Meter sollen es der Kundschaft ermöglichen, ihren Stromverbrauch zeitnah und in unterschiedlichen Zeitintervallen einzusehen und sich so über ihren Konsum zu informieren.

Energielösungen im Fokus
Nebst den klassischen Versorgungsaufgaben will EW den Geschäftsfokus vermehrt auf Energielösungen richten. Im Bereich Photovoltaik-Contractings und mit der eigenen Lösung «Eigenstrom I» für Eigenverbrauchsgemeinschaften soll das Geschäft erweitert werden. Weiter soll in Sachen E-Mobilität das Angebot im Segment der Mehrfamilienhäuser und des Gewerbes verstärkt ausgebaut werden. Hinsichtlich der Kosten gestaltet sich der Ausbau von Ladestationen bei Mehrfamilienhäusern oft schwierig. Durch die Zusammenarbeit mit «AEW multi charging», einer Contracting-Lösung des Partners AEW Energie AG, «kann ein ‹Rundum-sorglos-Paket›, das Planung, Installation, Unterhalt sowie die finanzielle Investition für sämtliche Ladestationen beinhaltet, angeboten werden», erklärt Louis Lutz.

Und schliesslich wurde an der Pressekonferenz bekannt, dass Josef Meier, der dem Verwaltungsrat seit 2017 angehörte, seinen Rücktritt eingereicht hat. Josef Meier hat die neue Geschäftsform seit Anbeginn massgeblich mitgeprägt. Markus Maibach bezeichnete dessen finanziellen und unternehmerischen Erfahrungen als von grossem Wert und dankte für sein Engagement für Energie Wettingen. Mit Michèle Balthasar konnte eine ausgewiesene Juristin mit breiten Erfahrungen im Energiebereich als Nachfolgerin gewonnen werden, die auch in Fragen des Datenschutzes und des digitalen Energierechts als Spezialistin gilt.