Umstrittenes Projekt bewilligt

In der Niedermatt kann gebaut werden: Der Gemeinderat hat ein Baugesuch für ein Gebäude mit 33 Wohnungen und einem 500 Quadratmeter grossen Laden genehmigt.
Dieses Architekturmodell war nicht Gegenstand des Bewilligungsverfahrens, zeigt aber, wie das Mehrfamilienhaus aus¬sehen soll. Rechts im Vordergrund der Kreisel Niedermatt. (Bild: zVg)

Es handelt sich um ein Projekt, das in Ehrendingen für Diskussionen gesorgt hat – und weiterhin sorgen wird. Im Januar 2021 hatte die Firma Tierstein Immobilien AG aus Frick das Gesuch für eine Überbauung auf dem Bloch-Areal beim Verkehrskreisel Niedermatt gestellt. Geplant war ein Mehrfamilienhaus mit 33 Wohnungen, einer Tiefgarage (plus Aussenparkplätze) und im Erdgeschoss Verkaufsflächen mit einem Umfang von 1000 Quadratmetern. Letztere waren nicht zonenkonform, was der Gesuchstellerin mutmasslich klar war. Sie hoffte auf die Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) – und in diese eingebettet eine Spezialzone «Shopping». Die Überarbeitung der BNO wurde während Corona jedoch sistiert und die Schritte zum Ziel wurden neu definiert. Was ist eine BNO? Sie zeigt auf, wie sich eine Gemeinde entwickeln und in zwanzig Jahren aussehen soll. Die Vorstellungen und Ansprüche der Bevölkerung sind vielfältig und oft gegenläufig. Dies macht die Planung zu einer höchst anspruchsvollen und zeitaufwendigen Aufgabe.

Weniger Ladenfläche
Diese Zeit wollte die Tierstein Immobilien AG nicht verstreichen lassen und hat ihr Projekt überarbeitet. Konkret umfasst das bewilligte Gesuch nun je 500 Quadratmeter Ladenfläche und Lager. Was die Zahl der Wohnungen und die Lagerfläche anbelangt, sagt Gemeinderat Yvan Mülli – er ist für den Bereich Hochbau zuständig: «Das Grundstück befindet sich in der Wohn- und Gewerbezone (WG3). Diese erlaubt es, Wohn- und Gewerbe- sowie Lagerflächen zu realisieren. Sie sind im Gegensatz zu Verkaufs- oder Ladenflächen nicht auf 500 Quadratmeter begrenzt.» Nicht bewilligt wurden die ursprünglich geplanten oberirdischen Parkplätze. «Alle gesetzlich notwendigen Parkplätze befinden sich in der Tiefgarage», sagt Mülli. Im Weiteren sei der Gehweg entlang der Parzelle von 1,5 auf 2 Meter verbreitert worden – und im Bereich der Kreuzung Kirchweg/Niedermatt werde zwischen Strasse und Gehweg ein Grünstreifen erstellt. «Diese Massnahmen erhöht die Sicherheit von Schülern und Fussgängern.»

Grundeigentümer haben Rechte
Einige Ehrendingerinnen und Ehrendinger seien erstaunt, wie unkompliziert die Tierstein Immobilien AG zu ihrer Bewilligung kommt, sagt Frau Gemeindeammann Dorothea Frei und ergänzt: «Grundeigentümer haben ihre Rechte. Werden alle Vorgaben und Vorschriften erfüllt, muss man ihnen ihre Projekte bewilligen.» An der Nutzung der Ladenfläche sei die Coop-Genossenschaft, der ihr Verkaufsgeschäft bei der Kirche zu klein geworden ist, nach wie vor interessiert. Weitere Angaben gibt es allerdings nicht – offenbar, weil derzeit noch eine Frist läuft, in der gegen die Bewilligung beim Regierungsrat Beschwerde geführt werden könnte. Zum Standort Niedermatt weisst Frei darauf hin, dass die Bevölkerung in einer Umfrage diesen und jenen des alten Friedhofs für die anstehenden Planungen als Einkaufszone priorisiert hat – und eher nein zu den Arealen Gemeindeverwaltung Oberdorf und Rüebliwiese sagt.

Im Vorfeld der öffentlichen Präsentation der Umfrageergebnisse hatte die Tierstein Immobilien AG letzten Herbst mit einem Flugblatt keinen Zweifel daran gelassen, dass sie weiterhin das Ziel von 1000 Quadratmetern Ladenfläche verfolgt und auf eine entsprechende Revision der BNO hofft – die 500 Quadratmeter Lager zur Verkaufsfläche schlagen will.

Ein Argument auf dem Flugblatt: «Die Bevölkerung von Ehrendingen hat zeitgemässe Einkaufsmöglichkeiten verdient – es ist ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll, stets in die Nachbargemeinden zu fahren.» Tatsächlich besteht dafür ein Bedürfnis. Im Rahmen des Ehrendinger Seniorengipfels war eine Busverbindung zum Markthof in Nussbaumen für mehr Einkaufsmöglichkeiten ein Wunsch mit Gewicht.