Den Dichtestress gilt es zu vermeiden

Ein starkes Zeichen: Mit 1000 Unterschriften ersucht der Verein für ein lebenswertes Würenlos den Gemeinderat, den Bevölkerungszuwachs zu überdenken.
Jürg Frei (links), Präsident des Vereins für ein lebenswertes Würenlos, übergibt die Unterschriften an Gemeindeammann Anton Möckel. (Bild: pg)

Obwohl Würenlos über übersichtliche Strukturen, eine überschaubare Dorfstruktur und ein gesundes Gemeinschaftsleben verfügt, besteht im Dorf seit Langem ein Mangel an Sport- und Spielflächen. Geht es nach dem Willen des Kantons, soll Würenlos in den nächsten Jahrzehnten von derzeit 7000 auf 8500 Einwohnerinnen und Einwohner wachsen. Das dadurch hervorgerufene Unbehagen hat im vergangenen Januar zur Gründung des Vereins für ein lebenswertes Würenlos geführt. «Es ist das erklärte Ziel des Vereins, die Einwohnerzahl bis 2030 auf maximal 7300 Personen zu beschränken», so Vereinspräsident Jürg Frei. Konkret soll sich der Gemeinderat im Rahmen der anstehenden BNO-Revision an der Einwohnerzahl von 7300 orientieren, die im Leitbild 2016/2022 als mittelfristiges Entwicklungsziel bis 2030 festgehalten ist. Der Verein fordert mit seiner Initiative, dass sich der Gemeinderat mit Fragen der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung, der Struktur und des Umgangs mit den Nebenwirkungen des raschen Wachstums befasst. Bevor neue grossflächige Wohnzonen bewilligt würden, seien die dringend notwendigen Infrastrukturen wie Spiel- und Sportplätze oder Altersheim zu erstellen. Um diesem Ansinnen Ausdruck zu verleihen, wurde am 24. April eine kommunale Petition gestartet. Innert Monatsfrist ist es dem Verein gelungen, über 1000 Unterschriften für sein Anliegen zu sammeln, wovon rund 75 Prozent aus Würenlos stammen.

Zonenumwandlung verhindern
Vergangene Woche war es so weit: Vereinspräsident Jürg Frei sowie Vorstandsmitglied und SVP-Grossrat Thomas Zollinger hielten anlässlich der Übergabe der Unterschriften an Gemeindeammann Anton Möckel fest, dass man sich nicht grundsätzlich gegen Bauprojekte in Würenlos stelle. «Das ist ein starkes Zeichen», stellte Möckel ob dieser hohen Unterschriftenzahl fest. In Würenlos leben auf einer Hektare knapp 70 Personen. Damit werden die im kantonalen Raumplanungsgesetz festgelegten Vorgaben knapp erfüllt. «Während wir den Tieren in Tierparks und Zoos immer mehr Platz geben, fördern wir bei den Menschen mit dem verdichteten Bauen den Dichtestress, was sich dereinst auf unsere Gesellschaft und das Zusammenleben auswirken wird», ist Jürg Frei überzeugt.

Geht es nach dem Verein, sollen die letzten grossflächigen Landreserven in der Gemeinde nicht für weitere Bauzonen freigegeben werden. Der Verein möchte verhindern, dass die Parzelle hinter dem Steinhof im Rahmen der BNO-Revision in eine Bauzone umgewandelt wird. Dass die Baugebietsreserven optimal genutzt werden sollen, ist auch im neuesten und vom Gemeinderat 2022 verabschiedeten Leitbild zur Gemeindeentwicklung zu finden.

Dichtestress vermeiden
Frei ist überzeugt, dass diese Umzonung ein Bevölkerungswachstum zur Folge hätte und die Zahl von 7300 Bewohnenden schon sehr bald überschritten würde, was die Notwendigkeit eines Ausbaus der Infrastruktur nach sich zöge. Demgegenüber sagt Gemeindeammann Anton Möckel, dass Würenlos derzeit über genügend Schulraum verfüge und eine intakte Infrastruktur aufweise. Zudem hält Möckel fest, dass, um die durch die Petitionäre angedachte Freizeitinfrastruktur zu schaffen, die zahlreichen anstehenden Projekte der Gemeinde anders priorisiert werden müssten.

Trotz der weit fortgeschrittenen Überarbeitung der BNO, über die voraussichtlich 2025 abgestimmt wird, begrüsst Anton Möckel die Petition. Es gelte nun, Mehrheiten auszuloten und einen Konsens zu finden. Neben der Behandlung von Einsprachen wird sich auch der Kanton in die Diskussion einbringen. «Nachdem man sich in den 60er- und 70er-Jahren erfolgreich gegen Hochhäuser, wie sie in den Nachbargemeinden entstanden sind, gewehrt hat, wird Würenlos Mittel und Wege finden, um dem verdichteten Bauen und damit dem Dichtestress entgegenzuwirken», ist Möckel überzeugt. Das letzte Wort hat das Stimmvolk.