In den letzten Jahren erarbeitete die Behördendelegation des Gesamtverkehrskonzepts (GVK) Raum Baden und Umgebung rund 60 aufeinander abgestimmte Massnahmen zur Entwicklung der Verkehrssituation in der Region. Zu den erarbeiteten Massnahmen konnte sich die Öffentlichkeit vom 24. Juni bis 14. Juli online äussern. Auf einer interaktiven Online-Karte konnten die einzelnen Massnahmen kommentiert werden. Die Hinweise aus der Online-Partizipation fliessen in die definitive Festlegung der Massnahmen im GVK Region Baden und Umgebung für den Zeithorizont bis 2040 ein.
Reges Interesse am Verkehrskonzept
Über 500 Personen haben an der vierten Online-Partizipation zum GVK Raum Baden teilgenommen, wie der Kanton in einer Mitteilung schreibt. Über 3500 Rückmeldungen kamen insgesamt zu den 51 aufgeschalteten Mobilitätsmassnahmen zu allen Handlungsfeldern des GVK zusammen. Die Erkenntnisse aus der Online-Mitwirkung sollen in die weiteren Arbeiten im Rahmen des GVK Raum Baden und Umgebung einfliessen. Zu den Rückmeldungen aus der Online-Partizipation und zum genauen Umgang damit wird sich die Behördendelegation anlässlich ihrer Sitzung am 6. September äussern.
Die im Rahmen der jetzt abgeschlossenen Online-Partizipation abgegebenen Kommentare sind – wie in den drei bisherigen Partizipationsrunden – öffentlich und bleiben weiterhin auf der Projektwebseite (maps.bvu-aargau.ch) einsehbar. Aktuell werden die Eingaben ausgewertet. Den definitiven Massnahmenfächer wird die Behördendelegation voraussichtlich Anfang 2025 dem Regierungsrat vorschlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss auch die bau-, verkehrs- und umwelttechnische Machbarkeit der verschiedenen Massnahmen nachgewiesen werden. Weiter werden die Finanzierbarkeit sowie das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen der einzelnem Massnahmen bei der Schlussabwägung entscheidend sein. Die zur Umsetzung vorgeschlagenen Massnahmen im Zuständigkeitsbereich des Kantons werden durch den Grossen Rat beschlossen. Der Beschluss wird Ende 2025/Anfang 2026 erwartet. Die zur Umsetzung vorgeschlagenen Massnahmen im Zuständigkeitsbereich der Gemeinden sollen nach Beschluss des Grossen Rats Anfang 2026 verbindlich festgeschrieben werden.
Tunnel oder kein Tunnel?
Der erste Anlauf, den Verkehr in der Region Baden mit dem Projekt Oase neu zu ordnen, scheiterte am Widerstand aus der Bevölkerung. In erster Linie waren es die Einwohnerinnen und Einwohner von Unter- und Obersiggenthal, die sich vehement gegen den geplanten Umfahrungstunnel für Baden durch den Schloss- und den Martinsberg zur Wehr setzten. Die ursprünglich geplante Streckenführung hätte den Verkehr über die Siggenthalerbrücke – und damit durch die Siggenthaler Gemeinden – geleitet.
Dieselbe Streckenführung war auch eine der vorgeschlagenen Varianten für die Zentrumsentlastung (ZEL) im Rahmen des GVK Raum Baden und Umgebung. Wenig überraschend sprachen sich anlässlich der Online-Partizipation zahlreiche Teilnehmende klar gegen die Umfahrungsvariante «ZEL kurz» aus. In Unter- und Obersiggenthal scheint man sich weitgehend einig, dass nur eine Umfahrungsstrecke, die auch Unter- und Obersiggenthal vom Verkehr entlastet, akzeptabel ist.
Im Zusammenhang mit einer möglichen Zentrumsentlastung stellten einige Teilnehmende der Online-Partizipation zudem grundsätzlich in Frage, ob der davon zu erwartende Nutzen die hohen Kosten für deren Erstellung und Unterhalt rechtfertigt. So sprach sich beispielsweise die SP Baden gegen alle vorgeschlagenen Varianten zur Zentrumsentlastung aus (siehe unten).
Busnetz ausbauen
Rege kommentiert wurden auch die verschiedenen vorgeschlagenen Massnahmen zum Ausbau und zur Stärkung des Busverkehrs in der Region. Insgesamt begrüsst ein Grossteil der Teilnehmenden die Massnahmen grundsätzlich.
Neben vorgeschlagenen Tangentiallinien, die Verkehrsknotenpunkte in der Region miteinander verbinden sollen, ohne dazwischen den Badener Bahnhof anzufahren, sind vor allem Massnahmen angedacht, mit denen die Busse unabhängiger vom Verkehrsfluss gemacht werden sollen. Genau zu diesem Punkt äusserten sich viele Mitwirkende aber auch kritisch: Ob die vorgeschlagenen Massnahmen geeignet sind und/oder ausreichen, die Pünktlichkeit der in der Region verkehrenden Busse künftig sicherzustellen, wird in zahlreichen Kommentaren in Zweifel gezogen. Nur eine möglichst getrennte Verkehrsführung auf den gesamten Busstrecken könne die Pünktlichkeit der Busse zu Stosszeiten sicherstellen, so der Tenor.
Das Für und Wider sowie die Modalitäten eines möglichen Anschlusses der Stadt Baden an die Limmattalbahn wurden im Rahmen des GVK Raum Baden nur am Rande diskutiert, da darüber im Betrachtungszeitraum bis 2040 noch nicht endgültig befunden werden soll.
Velorouten Siggenthal
Ebenfalls viel kommentiert wurden die verschiedenen Massnahmen zum Thema Velorouten zwischen Baden und Turgi. Grundsätzlich wird auch hier die Stossrichtung der vorgeschlagenen Massnahmen unterstützt. Teilweise herrscht aber Unsicherheit über die generelle Notwendigkeit des Ausbaus der Velorouten durch Siggenthal respektive den Kappelerhof und Uneinigkeit über die Routenführung (nördlich oder südlich der Limmat). Verschiedentlich wurde auch kritisiert, dass die entsprechende Veloroute auch nach Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen noch vielbefahrene Strassen queren soll.