«Lehre ist der Königsweg der Ausbildung»

Am 12. September wurde die Berufsschau, die Stifti 24, durchgeführt. Dabei ging es unter anderem um die Zukunft der Berufsbildung.
An der Berufsschau Stifti 24 konnten sich interessierte Jugendliche einen Einblick in verschiedene Berufslehren verschaffen. (Bild: zVg | bildraus.ch)

Im September 2022 fand das erste Mal die regionale Berufsschau Stifti statt. Nach dieser erfolgreichen Premiere gab es letzten Donnerstag die zweite Ausgabe des Berufsbildungsanlasses. Gemäss dem Geschäftsleiter des Aargauischen Gewerbeverbands (AGV), Urs Widmer, lohnte es sich, den Stand von Ask, Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf, zu besuchen.

Neben vielen verschiedenen Ständen, die den jugendlichen Besucherinnen und Besuchern mögliche Berufswege aufzeigten, war das Podiumsgespräch, das um 17 Uhr stattfand, gut besucht. Dario Abbatiello, Präsident des Organisationskomitees, sagte: «Die Stifti 24 bietet ein ideales Umfeld, um an einem Podiumsgespräch über die Trends und Herausforderungen in der Berufsbildung zu sprechen. Die Zusammensetzung der Gesprächsrunde mit Ruth Müri, Stadträtin Baden und Grossrätin der Grünen, Carlo Pirola, Präsident ICT Berufsbildung Aargau, Arben Sabani, Vorstandsmitglied Libs, Industrielle Berufslehren Schweiz, und Executive Manager bei Hitachi Energy Switzerland, Urs Widmer, AGV-Geschäftsleiter, und Irina Baumann, Lernende Entwicklerin digitales Business bei Eniwa, ermöglicht es, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren.» Das zeigt, dass die Zukunft der herkömmlichen Berufslehre ein wichtiges Thema ist, doch weshalb?

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Den jugendlichen Besuchern wurden Berufswege aufgezeigt. (Bilder: zVg | bildraus.ch)

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Die Stifti 24 war gut besucht. (Bilder: zVg | bildraus.ch)

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Blick in die Zukunft
Die Zukunft der herkömmlichen Berufsbildung ist sehr ungewiss. Urs Widmer sagte: «Der Zuwachs ist positiv, allerdings hat das einen klaren Grund, nämlich die Verschiebung des Stichtags beim Eintritt in den Kindergarten im Schuljahr 2013/2014. Die Eintritte in die Berufsbildung sind nun erstmals unter die Marke von 80 Prozent auf 79,5 Prozent gefallen, diese Tendenz ist weniger erfreulich. Traurig stimmt mich zudem die Tatsache, dass Ende August noch über 700 Lehrstellen offen waren. In manchen Berufen sind sogar nur knapp 50 Prozent der Lehrstellen besetzt. Das wird den Arbeitskräftemangel in diesen Branchen verstärken.» Eine Frage, die in diesem Zusammenhang auftauchte, war, ob die Politik Massnahmen ergreifen sollte, um den Zuwachs an Lernenden zu fördern. Zum Beispiel könnte die Berufslehre gegenüber den Mittelschulen priorisiert werden.

Dazu gab es verschiedene Antworten. Dario Abbatiello: «Grundsätzlich sollte jede und jeder machen können, wofür sie oder er sich begeistert, und das ohne äussere Einflüsse. Seitens der Politik wäre dennoch sicherlich mehr Unterstützung für die Berufslehre erwünscht.» Urs Widmer meinte: «Es ist nicht ein Gegeneinander zwischen Berufslehre und Gymnasium. Wichtig ist, dass die Menschen am richtigen Ort sind. Allerdings ist ein zu hoher Gymnasialanteil nicht gut. Nach unserer Meinung muss der Anteil Berufsbildung bei 80 Prozent bleiben. Wichtiger als die Politik sind die direkten Beeinflusser, also Eltern, Kollegen und Lehrer. Die Politik muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen, hier könnte man mehr zugunsten der Lehre tun.»

Mögliche Verbesserungen
Zu der Frage, wie Jugendliche wieder vermehrt für die Berufslehre interessiert werden könnten, sagte Widmer: «Die Berufe müssen attraktiv bleiben, dem Berufsmarketing kommt hier eine wichtige Stellung zu. Ebenso muss der Austausch zwischen Schule und Gewerbe intensiviert werden. Dafür haben wir den Verein Schule trifft Wirtschaft gegründet. Bei der Lehrerausbildung muss die berufliche Orientierung einen grösseren Stellenwert erhalten. Die Schulleitungen müssen die notwendigen Stunden für die Berufsfindung einplanen. Es gibt also überall etwas zu tun. Die verschiedenen Massnahmen sind zu koordinieren.» Zu der Frage, ob Lehrstellen heutzutage überhaupt noch interessant für die spätere Laufbahn seien, äussert sich Widmer: «Die Lehre ist der Königsweg in Ausbildung. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alles akademisieren. Eine ausgebildete Berufsfachperson wird auch in Zukunft Vorteile bei der Stellensuche haben. Das Risiko für Arbeitslosigkeit ist bei ausgebildeten Fachkräften wesentlich tiefer als bei reinen Akademikern oder ungelernten Arbeitskräften.»