Die Gelegenheit am Schopf gepackt

Trotz heikler Finanzlage sprach sich die Versammlung für einen Kunstrasenplatz beim Stadion Esp – und damit für den FC Fislisbach – aus.
Die Gemeindeversammlung hat den Kunstrasenplatz beim Esp bewilligt. (Bild: sim)

Die Gemeindeversammlung in Fislisbach letzten Freitag, 15. November, erfreute sich schon vor Beginn ungewohnter Aufmerksamkeit. Spielerinnen und Spieler der Juniorenmannschaften und Mitglieder des FC Fislisbach hatten vor dem Eingang des Versammlungsorts Position bezogen, um laut und Fähnchen schwenkend für das Projekt Kunstrasenplatz beim Stadion Esp zu werben, das an diesem Abend traktandiert war. Auch in der Bevölkerung stiess das Geschäft auf Interesse: 256 der insgesamt 3618 stimmberechtigten Fislisbacherinnen und Fislisbacher fanden sich für die Versammlung in der Turnhalle der Schule Leematten ein.

Wintersport beim Stadion Esp
Das grosse Interesse an dem Projekt ist wenig verwunderlich, schliesslich wurde der Versammlung dafür ein Bruttokredit von 1,54 Millionen Franken beantragt. Dafür soll einer der Nebenplätze beim Stadion Esp mit einem Kunstrasen ausgestattet werden. Durch den Kunstrasenplatz, der auch im Winter bespielt werden kann, will der seit Jahren stetig wachsende FC Fislisbach – der Verein ist die treibende Kraft hinter dem Projekt – seine Kapazitäten erweitern.

Bereits vor zehn Jahren war der FC Fislisbach mit dem gleichen Anliegen an den Gemeinderat gelangt. «Damals wurde das Begehren aber schliesslich aus grundsätzlichen und finanziellen Überlegungen abgelehnt», erläuterte Gemeinderat Andreas Sommer. Vor einiger Zeit hat der FC Fislisbach aber einen neuerlichen Vorstoss lanciert, und dieses Mal war der Gemeinderat dem Anliegen gegenüber deutlich mehr zugetan. Das lag nicht zuletzt an einem 2023 beschlossenen Förder­programm, mit dem der Kanton die Erstellung von Kunstrasenplätzen besonders subventioniert. Konkret hofft die Gemeinde, die bei dem Projekt als Bauherrin auftritt, neben den «gewöhnlichen» Subventionen des Kantons für eine solches Projekt, vorliegend 192 500 Franken, auf eine weitere Tranche in gleicher Höhe im Rahmen des Sonderförderprogramms. Um die entsprechende Förderung bemühten sich der FC Fislisbach und der Gemeinderat schon im August, der definitive Entscheid wird aber erst Ende des Jahres erwartet.

Sollte Fislisbach die Sonderförderung erhalten, beläuft sich der Beitrag des Kantons für die Erstellung des Kunstrasenplatzes auf knapp 400 000 Franken. Hinzu kommt ein Beitrag des FC Fislisbach von gut 500 000 Franken, entsprechend entfallen auf die Gemeinde netto noch 640 000 Franken. Die Gelegenheit für das Erstellen des Kunstrasenplatzes in der Sportanlage Esp ist also momentan potenziell sehr günstig, das Geschäft für die Gemeinde aber trotzdem noch mit einem erheblichen Preis versehen.

Der Kredit von brutto 1,54 Millionen Franken führte zu mehreren Wortmeldungen, in denen Bedenken geäussert und Präzisierungen verlangt wurden. Markus Dort, Ehrenpräsident des FC Fislisbach, nutzte die Gelegenheit, um das Anliegen des Vereins in einer leidenschaftlichen Ansprache zu verteidigen und die Bedeutung des FC Fislisbach für das Dorf zu betonen, wofür er allgemeinen Beifall erntete. Die Diskussion endete mit einem Rückweisungsantrag, mit dem das Geschäft zur weiteren Ausarbeitung an den Gemeinderat zurückgewiesen werden sollte. Dieser wurde anschliessend bei lediglich 11 Ja-Stimmen aber deutlich abgelehnt, bevor der beantragte Verpflichtungskredit mit ebenso grosser Mehrheit bei 7 Gegenstimmen bewilligt wurde.

Die Sportanlage beim Stadion Esp erhält einen Kunstrasenplatz. (Bild: sim)

Fixkosten werden zum Problem
Im Anschluss nahm die Gemeindeversammlung das Budget 2025 mit einem gleichbleibenden Steuerfuss von 109 Prozent diskussionslos und mit nur 4 Gegenstimmen grossmehrheitlich an. Voraussichtlich resultiert daraus ein Verlust von 340 000 Franken. Den Hauptgrund für die finanziell anspruchsvolle Lage Fislisbachs sieht der Gemeinderat bei den seit Jahren steigenden Fixkosten – insbesondere im Bereich Gesundheit –, die sich aus den Ausgaben für die Spitex und die Pflegekosten zusammensetzen.

Für die Spitex-Dienstleistungen rechnet die Gemeinde nächstes Jahr mit Ausgaben von 800 000 Franken. Für die stationären Pflegefinanzierungskosten wurden 1,5 Millionen Franken budgetiert. «Die Gesundheitskosten belaufen sich nächstes Jahr auf 2,3 Millionen Franken und sind in den letzten zehn Jahren um rund 1,5 Millionen Franken gestiegen», betonte Gemeinderat Rony ­Füglistaller, der durch das Traktandum führte. Auf der Ertragsseite profitiert die Gemeinde Fislisbach von Zuwendungen aus dem Finanzausgleich von etwa 1 Million Franken.

Zwar plant der Gemeinderat für das nächste Jahr mit einem unveränderten Steuerfuss von 109 Prozent, wegen der stetig steigenden Fixkosten wird Fislisbach mittelfristig wohl aber nicht um eine Erhöhung herumkommen.

Im Rahmen des Traktandums Verschiedenes informierte Gemeindeammann Peter Huber abschliessend über die bevorstehenden Gemeindeanlässe und Volksabstimmungen. Er forderte die Stimmbürgerschaft auf, sich das Erklärvideo zum Stand der geplanten Siedlungserweiterung Buech anzuschauen, das neu auf der Gemeindewebsite verfügbar ist. Zudem lud er die Versammelten ein, sich beim Apéro nach der Versammlung die Fotoausstellung zu den Sanierungsarbeiten der Quellen Möösli anzuschauen. Die Arbeiten sind beinah abgeschlossen, und bald soll von dort wieder Wasser nach Fislisbach fliessen.