Der Kampf ums Poulet in der Region

Die Diskussion über einen geeigneten Standort für einen neuen Geflügelmaststall mündet in eine überraschend deutliche Abstimmung.
Gemeindeammann Othmar Suter kündigt das kommende Wahljahr an. (Bild: sma)

Während draussen der Schnee den Aargau bedeckte, hatte Gemeindeammann Othmar Suter die passende Nachricht für die 30 anwesenden Ortsbürger von Freienwil: einen 20-Franken-Gutschein für den Kauf eines heimischen Weihnachtsbaums als Dankeschön. Danach wurden das Protokoll und das Budget einstimmig bewilligt, bevor die erste Versammlung an diesem Abend ohne weitere Vorkommnisse beendet wurde. Anschliessend füllte sich die Mehrzweckhalle auf dem Schulgelände bis auf den letzten Platz – es stand ein bereits heiss diskutiertes Thema auf der Traktandenliste.

Bei der Einwohnergemeindeversammlung wurden 94 Anwesende vermeldet, die im zweiten Punkt das Budget für 2025 ohne Gegenstimme annahmen. Der Steuerfuss bleibt in Freienwil bei 114 Prozent, und die vergangene Steuererhöhung sorgt dafür, dass für das kommende Jahr sogar mit einem geringen Überschuss gerechnet werden darf – dafür gab es Lob von der Finanzkommission. Allerdings steigen die Schulden pro Person über den vom Kanton empfohlenen Betrag von 2500 Franken.

Poulets zieht es nach Freienwil
Der einheimische Vinzenz Burger plant einen neuen Geflügelmaststall in Freienwil – ein Thema, das laut dem Gemeinderat in den letzten Monaten polarisiert hat. Aus diesem Grund wollte der Gemeinderat ausdrücklich die Meinung der Bevölkerung einholen und alle nötigen Fragen klären. Weder das Baugesuch noch der eingebrachte Kredit über 20 000 Franken zur Prüfung einer Speziallandwirtschaftszone im Schlierbachtal bedarf eigentlich einer Abstimmung.

Von den sechs überprüften Orten für einen neuen Bauernbetrieb wurde Standort Nummer 5 im Süden der Gemeinde ausgewählt, der mit einem Abstand von 300 Metern deutlich über der erforderlichen Mindestdistanz zur Bauzone liegt. Der Gemeinderat argumentierte mit seinem Antrag zur Prüfung aber für Standort Nummer 1 im Osten. Auch eine potenzielle Landschaftszone zum Schutz der Talkammer wurde als Idee eingebracht.

Die zahlreichen Wortmeldungen der Einwohner und Einwohnerinnen zeigten allerdings ein klares Bild. Der Kredit sei überflüssig («schade um das Geld»), der Vorschlag des Gemeinderats würde dem Unternehmertum schaden, und überhaupt seien es eigentlich zwei verschiedene Anträge – einer für die Prüfung des Standorts und einer für eine mögliche Schutzzone. Unter den insgesamt acht Wortmeldungen war Vinzenz Burger selbst, der gelassen auf die Vorschläge des Gemeinderats reagierte. Auch die diskutierte Geruchsbelästigung sei für ihn kein Thema. Dazu erwähnte er eine grosse Ausfuhr von Hühnerkot im Oktober und fragte die Anwesenden, ob sie an diesem Tag etwas gerochen hätten.

Zu Wort kam ebenfalls ein Landwirt aus dem Süden der Gemeinde, der von einer neuen Schutzzone direkt betroffen wäre. Sein Anliegen pro Unternehmertum und Landwirtschaft in der Region fand bei den Anwesenden grossen Zuspruch. Mit zum Teil scharfen Argumenten wurde gegen den Gemeinderat gesprochen, der sich zuvor zurückhaltend und vorsichtig geäussert hatte.

Nach dem Austausch der Argumente in der Turnhalle wurde der Antrag zur Trennung mit einer grossen Mehrheit angenommen. Die anschliessenden Anträge zur Überprüfung des Standorts und der Landschaftsschutzzone wurden unmissverständlich abgelehnt. Die Argumente für mehr Biodiversität und die potenziellen Emissionen der 18 000 Hühner fanden bei den Einwohnern und Einwohnerinnen keinen Anklang. So bedankte sich Gemeindeammann Othmar Suter für die offene Debatte und sprach von einem deutlichen Zeichen an den Gemeinderat.

Danach ging es deutlich versöhnlicher weiter. Freienwil stimmte dem Beitritt von Würenlingen zum Gemeindeverband Kreisschule Surbtal zu. Und das neue Entschädigungsreglement für den Gemeinderat enthält eine kleine Erhöhung. So soll die Arbeit für die Gemeinde angesichts der Teuerung der vergangenen Jahre attraktiv bleiben, auch wenn Suter noch einmal betonte, dass ein Teil der Tätigkeiten ehrenamtlich sei. «Viel Arbeit, aber auch viel Freude», fasst er den Job des Gemeindeammanns zusammen, während sich draussen das Schneetreiben fortsetzte.