Waldgebiete wachsen zusammen

Knapp ein Jahr nach der Fusion zwischen Turgi und Baden setzt sich der Zusammenschluss beider Gemeinden im Wald munter fort.
Stadtoberförster Georg von Graefe (Mitte) erläutert den Teilnehmenden der Behördenbereisung eine Methode zur Erfassung von Bäumen. (Bild: sim)

Am Mittwoch, 27. November, unterzeichneten das Stadtforstamt Baden und seine Vertretenden in der Turgemer Waldhütte den neuen Betriebsplan für die Jahre 2025 bis 2039. Darin wird festgelegt, wie und nach welchen Kriterien der Badener Wald in den kommenden 15 Jahren bewirtschaftet und für kommende Herausforderungen gerüstet werden soll.

Badens Stadtammann Markus Schneider, Stadtschreiber Marco Sandmeier, Stadtoberförster Georg von Graefe kamen neben Vertretenden des Kantons und der Ortsbürgergemeinde Baden sowie Peter Ammann, dem Verfasser des neuen Betriebsplans, zusammen, um sich hinsichtlich des Stands der Dinge in den Badener Wäldern unterrichten zu lassen und den neuen Betriebsplan zu unterzeichnen.

Auf dem Weg zur Turgemer Hütte erhielten die Teilnehmenden bei einer Behördenbereisung praxisnahe Einblicke in die moderne Waldbewirtschaftung. Stadtoberförster Georg von Graefe und Forstingenieur Peter Ammann demonstrierten vor Ort, wie anhand von Stichprobenaufnahmen Daten zur Waldstruktur erhoben werden. Diese Methode war gewählt worden, um in den letzten rund drei Jahren den heutigen Zustand der Badener Wälder relativ genau zu erfassen. Neben Art, Grösse und Anzahl der Bäume interessierten sich die Projektbeteiligten dabei insbesondere für die Zahl der Habitatbäume – lebende oder tote, stehende Bäume, die mindestens ein Mikrohabitat tragen und damit einen besonderen Lebensraum für Pflanzen und/oder Tiere bieten.

Der neue Betriebsplan wurde in einem knapp dreijährigen Prozess vom Ingenieurbüro Baum + Holz und vom Stadtforstamt Baden gemeinsam erarbeitet. Vertreter des Stadtrats und der Forstkommission begleiteten den Prozess. Stadtammann Markus Schneider betonte bei der Unterzeichnung: «Mit dem neuen Betriebsplan möchten wir einen Wald sichern, der sowohl den steigenden Ansprüchen des Naturschutzes als auch den Bedürfnissen nach Erholung im Wald gerecht wird.»

Interessante Vergleichsflächen
Mit dem Zusammenschluss von Turgi und Baden Anfang des Jahres erweiterten sich die Waldgebiete der Ortsbürgergemeinde Baden, Eigentümerin der Badener Wälder. «Wir interessierten uns bei der Bestandsaufnahme deshalb dafür, ob Unterschiede zwischen den bisherigen Badener Wäldern und den ehemaligen Turgemer Waldgebieten feststellbar sind», erklärt Georg von Graefe. Solche Unterschiede wären ein möglicher Indikator dafür, dass die Waldpolitik Badens in den letzten Jahrzehnten Wirkung gezeigt hat. In den Wäldern der Ortsbürgergemeinde – anders als bis anhin in den Turgemer Wäldern – liegt der Fokus der Nutzung nämlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr nur allein auf der Holzwirtschaft. «Daneben dient unser Wald bewusst auch als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung, zur Entspannung und zum Klimaschutz», betont Georg von Graefe. Dass die unterschiedliche Bewirtschaftung tatsächlich Auswirkungen auf die Wälder hatte, zeigt sich am deutlichsten an der Anzahl der Kiefern in den beiden Gebieten. Während im Sinne der Holzwirtschaft im Turgemer Wald, der bis letztes Jahr vom Forstbetrieb Gebenstorf verwaltet wurde, noch lang Kiefern gesetzt wurden, verzichtete das Stadtforstamt Baden in den letzten zwei Jahrzehnten bewusst darauf. Entsprechend machen Kiefern im Turgemer Wald 35 Prozent der Bäume aus, während es in Baden nur noch 25 Prozent sind.

Mit der Einführung des neuen Betriebsplans wird ab sofort nicht mehr zwischen den Turgemer und den Badener Waldgebieten unterschieden. Das Stadtforstamt Baden wird künftig die gesamte Fläche nach den gleichen Kriterien bewirtschaften. Das ist bereits heute an den zahlreichen neuen Wegweisern entlang der Waldwege in Turgi zu sehen, wie sie auch in den Badener Wäldern Gästen den richtigen Weg zeigen.

Mit klaren Zielen in die Zukunft
Betriebspläne haben in Baden eine lange Tradition. Seit mindestens 1821 wird die Nutzung des Waldes durch sie geregelt. Der vorherige Plan (2011 bis 2024) hatte das Ziel, den Badener Wald nach den Schäden durch den Orkan Lothar von 1999 wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es hat ein Vierteljahrhundert gedauert, währenddessen weniger Holz geschlagen und viele Schäden behoben wurden, doch heute ist der Badener Wald wieder jung, naturnah und laubholzreich. Unter dem neuen Plan soll nun die Menge des jährlich geschlagenen Holzes wieder erhöht werden, anfangs auf 6300 Kubikmeter. Gleichzeitig soll der Wald durch positive Auslese resistenter Baumarten weiter den Herausforderungen durch Klimawandel und trockene Sommer angepasst werden. «So wollen wir unseren Wald enkeltauglich machen», betont Georg von Graefe.