«Lesung ist ein zweites Heimspiel»

Der Kulturkreis veranstaltet eine Lesung mit dem Journalisten und Krimiautor Raphael Zehnder, der im Herbst seinen zehnten Roman publizierte.
Raphael Zehnder legt bei seinen Krimis stets Wert darauf, dass der Humor nicht zu kurz kommt. (Bild: zVg)

Der Basler Journalist und Krimiautor Raphael Zehnder wurde 1963 in ­Baden geboren und verbrachte seine gesamte Kindheit in Birmenstorf. Hier besuchte er die Primarschule, bevor er für die Mittelstufe an die Schule in Windisch wechselte. «Damals hatte Birmenstorf 1300 Einwohnerinnen und Einwohner und war sehr landwirtschaftlich geprägt. Heute ist das Dorf bestens in die Region eingebunden, doch ich hatte noch das Gefühl, mitten auf dem Land aufzuwachsen», erinnert sich Zehnder. «Mit 18 Jahren wollte ich hinaus, die Welt entdecken.»

Zehnder zog nach Zürich, wo er seinen Lebensunterhalt mitunter als Schallplattenverkäufer – die Leidenschaft für die Musik blieb ihm bis heute erhalten –, Nachtwächter und Musikjournalist bestritt. Gleichzeitig studierte er Französisch und Latein, bevor er in französischer Sprach- und Literaturwissenschaft promovierte. «2002 erhielt ich eine Stelle beim Schweizer Radio und Fernsehen in Basel und zog einige Jahre später mit meiner Familie dorthin.» Seither lebt und arbeitet der einstige Birmenstorfer als Redaktor in der Stadt am Rhein, die er aufgrund des vielfältigen kulturellen Angebots und wegen der Offenheit der Menschen dort schätzen gelernt hat. Noch heute kehrt Zehnder aber gern nach Birmenstorf zurück, wo seine beiden Brüder mit ihren Familien sowie seine Mutter leben und das trotz allem Wandel sich viel von seinem besonderen Charme bewahrt hat.

Vom Zeitvertreib zur Romanserie
Seit seiner Jugend ist Zehnder ein Vielleser, und sein Interesse an Texten und am Schreiben bewog ihn, nach seinem Studium eine journalistische Laufbahn einzuschlagen. «Ich glaube, die Idee, einen Roman zu schreiben, war bei mir schon sehr früh da», entsinnt sich der Autor. «Als mein erster Sohn noch klein war und ich mich abends um ihn kümmerte, war Schreiben eine ideale Nebenbeschäftigung.» Dabei entstanden die ersten Geschichten über den Kriminalkommissar Benedikt Müller, dessen Abenteuer Zehnder über fast zwei Jahrzehnte hinweg zu einem Gesamtwerk aus zehn Romanen ausbauen würde. «Ursprünglich hatte ich vor, meine Geschichten als Groschenromane zu veröffentlichen. 2012 nahm ich Kontakt mit dem Emons Verlag in Köln auf, wo man mich ermutigte, meine Geschichten zu Romanen auszuarbeiten.» Die Zusammenarbeit mit dem Verlag erwies sich als äusserst fruchtbar. Neben den Abenteuern von Kommissar Benedikt Müller publizierte Zehnder dort den Bildband «Zürich in den 1970er Jahren» sowie einen Band mit poetischen Kriminalkurzgeschichten.

Rätselhafter Tod in Basel
Für sein literarisches Schaffen wurde Zehnder 2015 mit dem Zürcher ­Krimipreis ausgezeichnet. Der 272-seitige Kriminalroman «Müller und das letzte Gefecht» erschien im Oktober 2024.

Der Roman spielt in einem bitterkalten Basler Winter. An der Dorenbach-Promenade wird ein Erfrorener gefunden. Der ehemalige Banker, dem das Schicksal schwer mitgespielt hatte, wurde offensichtlich verprügelt, alles andere ist vorerst unklar. Kriminalkommissar Müller und seine Equipe stehen vor einem Rätsel. Gemeinsam mit seinem früheren Kollegen Manfred Bucher nimmt Müller die Ermittlungen auf. Bald weisen die Spuren in eine Richtung, die den beiden Detektiven ganz und gar nicht gefällt.

Gegner in den eigenen Reihen
Wer Kriminalromane mit durchdachten und ebenso ausgefallenen Handlungen schätzt, ist bei den Abenteuern von Zehnders Kriminalkommissar Benedikt Müller genau richtig. Seine Romane um den Basler Kommissar Müller hat der Schweizer Journalist und Autor in den letzten zwölf Jahren zu einem inhaltlich diversen und zugleich in sich stimmigen Gesamtkunstwerk geformt. Nun fühlt Zehnder aber die Zeit gekommen, sich neuen literarischen Projekten zuzuwenden. «Ich dachte mir, zehn ist eine gute Zahl, um die Reihe abzuschliessen», erläutert er. «Ich bin inzwischen dabei, neue Ideen auszuarbeiten, das wird aber noch einige Zeit dauern.»

In seinem letzten Abenteuer lässt Zehnder seinen Kommissar gegen seine eigenen Leute antreten. Die Ermittlungen nehmen zahlreiche unerwartete Wendungen und offenbaren die Schattenseiten Basels sowie die Untiefen der menschlichen Existenz. Mit diesem temporeichen letzten Roman schickt Zehnder seinen Kommissar in den wohlverdienten Ruhestand.

Umso grösser ist die Vorfreude des Autors, Benedikt Müllers letztes Abenteuer am 19. Januar um 16 Uhr im Birmenstorfer Gemeindehaus zu präsentieren. «Ich freue mich auf jede Lesung, auf diese aber besonders. Ich stelle meine neuen Bücher jeweils bei mir im Quartier in Basel vor, die Lesung in Birmenstorf ist aber definitiv ein zweites Heimspiel.» Dazu verspricht er kurzweilige Unterhaltung. Denn obwohl Krimis naturgemäss nicht ohne Verbrechen auskommen, achtet Zehnder immer darauf, dass weder bei seinen Romanen noch bei seinen Lesungen der Humor auf der Strecke bleibt.