Als in der Zürcher Tonhalle 2012 der in Ennetbaden ansässige Pianist Oliver Schnyder, der Violinist Andras Janke und der Violoncellist Benjamin Nyffenegger zusammen auftraten, schlug die Geburtsstunde des Oliver-Schnyder-Trios. Das renommierte Ensemble musiziert jetzt in der Konzertreihe von Marina Korendfeld in der reformierten Kirche Baden.
Einsätziger Vorläufer
Von Sergei Rachmaninoff (1873–1943) spielt das Oliver-Schnyder-Trio nicht das allgemein bekannte, dreisätzige «Trio élégiaque» in d-Moll op. 9 aus dem Jahr 1893, sondern das einsätzige, ebenfalls als «Trio élégiaque» bezeichnete Vorläuferwerk in einem Satz. Es steht in g-Moll, trägt keine Opuszahl und entstand binnen weniger Tage nur ein Jahr vor dem grossen Geschwisterstück. Trotz seiner sehr kurzen Entstehungszeit lässt das Werk weder an Ausdruckskraft noch an formaler Geschlossenheit zu wünschen übrig. Sein sangbares Hauptthema erweist sich als Ohrwurm und drückt dem hoch romantischen Werk den Stempel des Elegischen auf. Die Grundstimmung und ein abschliessender Trauermarsch schaffen eine direkte Verbindung zum monumentalen Hauptwerk des Abends, zum einzigen und einzigartigen Klaviertrio in a-Moll op. 50 von Peter Tschaikowsky (1840–1893).
Genau zehn Jahre vor Rachmaninoffs Trio-Erstling hatte Tschaikowsky mit seinem rund 45 Minuten dauernden Klaviertrio ein höchst eindrückliches Gedenkstück für einen russischen Kollegen beendet. Sein Trio trägt die Widmung «A la mémoire d’un grand Artiste», womit der Komponist seinen Freund Nikolaj Rubinstein (1835–1881) meinte, der sich als Pianist, Komponist und Pädagoge einen Namen gemacht hatte.
Vielerlei Variationen
Das mit einer wehmütigen Melodie des Violoncellos beginnende, schon nach wenigen Takten zu geradezu orchestraler Klangfülle anschwellende Meisterwerk besteht aus zwei extrem grossen Sätzen.
Ist der erste, vom Komponisten bescheiden «Pezzo elegiaco» betitelte Kopfsatz ein ausgedehntes Klagelied mit bewegten Partien voll kraftvoller Akkordblöcke, so setzt sich der zweiteilige zweite Satz, «Tema con Variazioni» überschrieben, aus einem lyrischen Thema in E-Dur und elf Variationen zusammen. Diese könnten nicht abwechslungsreicher sein, enthalten sie doch ein Scherzo, einen Walzer, eine Fuge und eine Mazurka im Stil von Chopin.
Als ebenso gewichtiger Teil II schliesst sich dieser Variationenkette die mit einem Trauermarsch ausklingende «Variazione finale» an.
Durch die ungewöhnlichen Dimensionen provoziert, schrieb der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick 1899, das Klaviertrio gehöre «zu der Klasse der Selbstmörder unter den Kompositionen, zu jenen, welche durch unbarmherzige Länge sich selbst umbringen». Er konnte damals nicht wissen, dass sich Tschaikowsky seiner in der Petersburger Gesellschaft geächteten Homosexualität wegen sechs Jahre früher hatte selbst umbringen müssen.
Samstag, 18. Januar, 19.30 Uhr
Reformierte Kirche, Baden