Bereits seit dem 1. Januar 2024 ist Siwasit Müller der überbetriebliche Bildungsverantwortliche für die Spitex Nord Ost Aargau (NOA) AG und die Spitex RegioKirchspiel. Ende Januar haben die beiden Spitex-Organisationen zur Pressekonferenz nach Ehrendingen geladen, um über die bisher einzigartige Zusammenarbeit zu berichten. Umrahmt wurde Müller dabei von den Geschäftsleitern Gabriel Bürgisser (NOA) und Adrian Hofstetter (RegioKirchspiel).
Gemeinsam decken die beiden Spitex-Organisationen ein Einzugsgebiet von 44 000 Einwohnern in 19 Gemeinden ab. Dafür beschäftigen sie 65 beziehungsweise 70 Mitarbeitende. Insgesamt 15 Lernende und Studierende fallen dabei in den Verantwortlichkeitsbereich von Siwasit Müller.
Kein Konkurrenzdenken
Man sei in den letzten Jahren bei der Ausbildung von Personal an Grenzen gestossen, heisst es von den beiden Geschäftsleitern. Nach mehreren Anläufen, die durch Fusionen immer wieder unterbrochen wurden, hat es nun endlich geklappt mit der Zusammenarbeit der eigentlich in Konkurrenz stehenden Organisationen.
«Die Frage war: Wie können wir auch zukünftig die beste Ausbildung anbieten?», sagt Adrian Hofstetter. Knappe Ressourcen und steigende Anforderungen für die Spitex und ihr Personal waren zwei der Gründe für den «Sprung ins kalte Wasser». Man möchte den Mitarbeitenden am Ende auch etwas zurückgeben, und das Angebot der Weiterbildung sei eine Möglichkeit.
Nachdem es im Frühling 2023 den Auftrag für eine Zusammenarbeit bei der Weiterbildung gab, folgten im Sommer 2023 die Gespräche. Man wollte dem Projekt und Müller selbst die notwendige Zeit geben, um sich in die beiden Betriebe einzuleben.
Spitex-Fachmann
Müller selbst arbeitet bereits seit 2016 in Spitex-Organisationen und hat dabei vom Pflegehelfer über den Pflegefachmann bis zum Berufsbildner fast alle Bereiche kennengelernt. Dabei sei er im Multigenerationen-Team der beiden Organisationen auch der «Anwalt der Jungen». Zu seinen Aufgaben zählen auch die Lern-, Trainings- und Transfertage, bei denen die beiden Betriebe nun neu individuell auf die eigenen Bedürfnisse eingehen können. Die steigenden Anforderungen an das Spitex-Personal und dessen Weiterbildung hängen auch mit einer Verschiebung im Gesundheitswesen zusammen, wie Hofstetter erklärt. So verlassen Patienten heute deutlich früher das Spital, weil viele der Aufgaben auch ambulant durchgeführt werden können. Teils zum Wohle der Patienten, teils aus Kostengründen. Aber für die Bedienung von Schwerkranken zu Hause benötigt es neben der Ausrüstung natürlich auch das nötige Fachwissen. So würden sich bestimmte Arbeiten in einem Akutspital und bei der Spitex heute kaum noch unterscheiden.
Ein Beispiel sei der PICC-Katheter, welcher über die Oberarmvene eingeführt wird und bis in den Herzvorhof führt. Über ihn lassen sich ambulante Infusionstherapie durchführen und Medikamente verabreichen. Vor 10 bis 20 Jahren sei das noch kein Thema gewesen in der ambulanten Betreuung.
Nach einem Jahr blickt man durchweg positiv auf die Zusammenarbeit zurück. Müller mache einen «super Job», sei ein Charakter und bringe viel Fachwissen mit, wie Gabriel Bürgisser erklärt. Dass man zukünftig alle Ausbildungsstufen anbieten kann, sei ein klarer Erfolg. Ebenso die Qualifikation für die Berufsmeisterschaft Swiss Skills in diesem Jahr. Die Synergien der vertieften Zusammenarbeit wirken sich zudem auf die Kosten aus. Eine Fusion der beiden Organisationen ist dagegen aktuell kein Thema, auch wenn die Spitex-Landschaft ständig in Bewegung ist.