Jubiläumslesung mit Mónica Rojas

100 Bücher: Feierliche Jubi­läumslesung des «Club de Lectura en Español» mit Autorin Mónica Rojas in der Stadtbibliothek Baden.
Seit 14 Jahren trifft sich der Lesezirkel Spanisch regelmässig in der Stadtbibliothek. (Bild: zVg)

Der Lesezirkel der Stadtbibliothek Baden bietet Sprach- und Literaturinteressierten eine abwechslungsreiche Veranstaltungsreihe, die kulturellen Austausch auf einzigartige Weise fördert. Seit dem Start des spanischen Lesezirkels im Jahr 2011 haben die Teilnehmenden gemeinsam unter Moderation einhundert Bücher auf Spanisch gelesen und diskutiert. Diese Erfolgsgeschichte zeigt, wie wirkungsvoll das Interesse an Sprache und Kultur kombiniert werden kann und wie gut sich eine Bibliothek als Begegnungsort dafür eignet.

Das Eintauchen in Geschichten ist oft ein stilles Vergnügen, das Lesende für sich geniessen. Wer jedoch ein Bedürfnis verspürt, sich mit anderen über das Gelesene auszutauschen, dem ermöglicht genau das die Stadtbibliothek Baden. Geleitet von Moderatoren, können Teilnehmende in den verschiedenen Lesezirkeln miteinander ins Gespräch kommen. In Baden wird die ganze Bandbreite angeboten: Von klassischer und aktueller deutscher Literatur bis hin zu Werken von englischen, französischen, italienischen und spanischen Autorinnen und Autoren.

Jubiläumslesung
Im Januar 2025 feierte der «Club de Lectura en Español» sein hundertstes gemeinsam gelesenes Buch. Zu Gast war Mónica Rojas. Die gebürtige mexikanische Autorin las aus ihrem Roman «La Niña Polaca». Ihr Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert, beleuchtet die Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg und die Entstehung von Kleinpolen in Mexiko. Diethilde Stein, Projektleiterin Kommunikation der Stadtbibliothek Baden, freut sich: «An der Jubiläumsfeier nahmen mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer als sonst teil. Nach der Lesung luden wir die Gäste ein, sich mit der Autorin zu unterhalten und gemeinsam den ‹Club de Lectura en Español› der Stadtbibliothek Baden zu feiern.»

Im Rahmen einer Jubiläumslesung gab die mexikanische Autorin Mónica Rojas in einem Interview auch einen Einblick in ihr Leben und ihre literarische Arbeit. Auf die Frage, wie der Titel ihres Lebens als Buch lauten würde, antwortete sie selbstironisch: «Das schwierige Leben einer schwierigen Frau.»

Aktuell vertieft sich Rojas in das Werk «Unmöglicher Abschied» der Literatur-Nobelpreisträgerin Han Kang, ein Buch, das sie sehr beeindruckt. Als prägende Inspirationsquellen nannte sie vier aussergewöhnliche Frauen: Sor Juana Inés de la Cruz, eine mexikanische Dichterin aus dem 17. Jahrhundert, die sie für ihre Stärke und ihr Talent bewundert; Elena Poniatowska, eine bedeutende Schriftstellerin und Journalistin, deren Hintergrund ihrem eigenen gleicht; sodann die Historikerin, Soziologin und Autorin Cristina Rivera Garza, deren Arbeit sie tief inspiriert, und die Schriftstellerin Liliana Blum, die sie als Grenzgängerin bewundert.

Ein zentraler Punkt des Gesprächs war ihr Roman «La Niña Polaca» – Das polnische Mädchen –, der auf Zeitzeugenberichten und intensiven Recherchen basiert. Mit diesem Werk möchte Mónica Rojas den Opfern des Stalinismus eine Stimme geben und zur Sichtbarmachung von verdrängter Geschichte beitragen.

Die Autorin gewährte zudem Einblicke in ihr aktuelles Projekt, das noch in diesem Jahr erscheinen soll. Es handelt sich um eine persönliche und zugleich historische Erzählung, die sich mit den Erfahrungen und Wunden der Frauen ihrer Familie auseinandersetzt – von der Zeit der Eroberung über die mexikanische Revolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zum Studentenmassaker von Tlatelolco 1968.