Übergabe durch Königin Agnes

Die Kantonsspital Baden AG ist nun offiziell die Besitzerin des 600 Millionen Franken teuren Neubaus. Der grosse Umzug steht bevor.
Der Neubau «Agnes» des Kantonsspitals Baden in Dättwil soll Anfang März den Betrieb aufnehmen. (Bild: zVg)

Das Projekt Agnes der Architektin Christine Nickl-Weller ging im März 2016 als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Realisiert wurde es von einem Generalplanerteam unter der Leitung von Stefano und Maurizio Ghisleni, Inhaber der Firma Ghisleni Partner AG. Mit der Schlüsselübergabe übertrugen sie nun offiziell die Verantwortung für das Gebäude an die Kantonsspital Baden AG (KSB), vertreten durch Präsident Daniel Heller und CEO Adrian Schmitter.

Es handelte sich dabei um ein – im wahrsten Sinne des Wortes – historisches Ereignis. Königin Agnes von Ungarn aus dem Haus Habsburg war es, die der Stadt Baden 1349 ein Spital stiftete, das seitdem stets mit der medizinischen Entwicklung Schritt hielt. Damals befand sich das Spital gegenüber der katholischen Pfarrkirche in der heutigen Altstadt Badens und diente gleichzeitig als Armenhaus. Königin Agnes – dargestellt von Salomé Jantz – war es auch, die offiziell den Schlüssel für den KSB-Neubau überreichte.

Architektonisch steht das achtstöckige neue Gebäude im Zeichen von Healing Architecture. Charakteristisch sind die elf Innenhöfe, die Tageslicht bis in die Untergeschosse bringen. Die hellen Räume sind in warmen Pastelltönen gehalten und von Holz geprägt, ebenso die Aussenfassade. Von allen Bettenzimmern hat man einen Blick ins Grüne. Dieses Ambiente soll einerseits zur Genesung der Patientinnen und Patienten beitragen und andererseits das KSB zu einem attraktiveren Arbeitsort für die Mitarbeitenden machen.

Ein intelligentes Spital
Für die Gebäudetechnik war die Firma Siemens Building zuständig. Der Neubau verfügt mitunter über einen Echtzeitortungsdienst, bei dem Tausende von Sensoren dem Personal helfen, per App medizinisches Equipment ausfindig zu machen. Ein ebenfalls App-basiertes Navigationssystem erleichtert den Patientinnen und Patienten sowie den Mitarbeitenden die Orientierung auf dem Spitalgelände. Seit Anfang des Jahres finden im Neubau zudem regelmässig Besichtigungen und Trainings statt, sodass sich die Mitarbeitenden nach dem Umzug im neuen Gebäude auf Anhieb zurechtfinden können. Allein in den Operationssälen fanden und finden bis zum Umzugstermin insgesamt sechs Simulationen statt, um die Mitarbeitenden mit den Räumlichkeiten und den neuen Abläufen und Prozessen vertraut zu machen.

Für Siemens Healthineers, spezialisiert auf Bildgebungsgeräte, und den OP-Ausstatter Olympus wiederum ist das KSB ein Referenzspital, das im Gesundheitswesen neue Massstäbe setzt. Und schliesslich stattet das Pharmaunternehmen Roche das neue Spital mit einer modernen und automatisierten Laborstrasse aus.

«Die gesamte Gebäudeautomation ist unglaublich. Das Haus steuert sich letztlich autonom. Es wird sich irgendwann sogar selbst korrigieren können, weil alles komplett vernetzt ist», sagt Stefano Ghisleni. Sein Bruder Maurizio ergänzt: «Vereinfacht gesagt, ist es eines der innovativsten und digitalsten Gebäude, ummantelt mit Kunststein und einer Weisstannenholzfassade, in dem eine integrale Energieversorgung steckt. Damit ist es energieeffizient.»

Widrigkeiten getrotzt
Bei Beginn der Planungen stand das KSB vor der Grundsatzfrage, ob man das Bauvorhaben mit einem Total- oder Generalplaner in Angriff nehmen soll. «Wir entschieden uns für das Generalplanermodell. Rückblickend war das der richtige und wichtige Entscheid», sagt Adrian Schmitter und erklärt: «Mit einem Generalplaner konnten wir das Projekt laufend optimieren und aktuelle Erkenntnisse einfliessen lassen. So wird unser Spital bei der Inbetriebnahme nicht bereits zehn Jahre alt sein, sondern auf dem neuesten Stand der medizinischen und technischen Entwicklung. Mit einem Totalunternehmer wäre das weder möglich noch bezahlbar gewesen.»

Die Flexibilität, die es erlaubte, noch bis vor wenigen Monaten Projektanpassungen vorzunehmen, hat ihren Preis. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf ungefähr 600 Millionen Franken. Rund zwei Drittel der Summe hat das KSB aus eigenen Mitteln finanziert, den Rest mittels Anleihen auf dem Kapitalmarkt. «Es ist nicht selbstverständlich, dass wir den Bau realisieren konnten, zumal es viele Stolpersteine wie Corona, Lieferengpässe und zuletzt die Teuerung gab», sagt Adrian Schmitter.

Trotz allen technischen Finessen spricht Adrian Schmitter von einem Zweckbau, denn «der Sinn und Zweck des Gebäudes besteht darin, den Patientinnen und Patienten in unserem Einzugsgebiet die bestmögliche medizinische Behandlung zu bieten.»

Königin Agnes von Ungarn, verkörpert von der Schauspielerin Salomé Jantz, überreicht KSB-CEO Adrian Schmitter (links) und Verwaltungsratspräsident ­Daniel Heller den Schlüssel für den Neubau. (Bild: zVg)

Hilfe von umliegenden Spitälern
Eröffnet wird der KSB-Neubau am 25. Februar, anschliessend erfolgt der Umzug vom alten ins neue Spital – eine gewaltige logistische Herausforderung. Damit geht eine Planungs- und Bauphase zu Ende, die 2015 mit der Lancierung des Projektwettbewerbs begann. Der Umzug vom alten ins neue Spital soll in fünf Tagen erfolgen. Für die Patientinnen und Patienten sowie die Bevölkerung gibt es dabei keine Einschränkungen: Ob Geburten, Notfälle, Operationen, Therapien oder Sprechstunden – der Spitalbetrieb läuft während des Umzugs rund um die Uhr weiter. Um die höchstmögliche Patientensicherheit zu gewährleisten, werden die umliegenden Spitäler ihre Kapazitäten während des Umzugswochenendes des KSB erhöhen. So soll sichergestellt werden, dass Ambulanzfahrzeuge in der heissesten Phase des KSB-Umzugs Patientinnen und Patienten mit akuten Gefährdungen bei Bedarf in andere Spitäler bringen können.

Ein letzter Kraftakt steht noch bevor
Bereits am am 13. Februar starten die Vorbereitungen für den eigentlichen Umzug. In dieser Phase werden die Lager im Neubau mit Materialien bestückt, Arbeitsplätze eingerichtet sowie die medizinische und technische Infrastruktur betriebsbereit gemacht.

Der Kernumzug findet von Donnerstag, 27. Februar, bis Montag, 3. März, statt. In dieser Phase werden die Patientinnen und Patienten über unterirdische Verbindungswege vom alten ins neue Spital verlegt. Der Betrieb im alten Haus wird sukzessive heruntergefahren, während er im neuen Gebäude aufgenommen wird. Als letzte Abteilung wird die Geburtenklinik im Verlauf des Montags ihre neuen Räumlichkeiten beziehen. «Die Inbetriebnahme unseres Neubaus ist minutiös geplant», versichert Adrian Schmitter.

Tatsächlich abgeschlossen wird die Verlegung vom alten ins neue Spitalgebäude Beim zwischen dem 4. und 14. März. Sobald sich alles übrige Material, das zwar wichtig, aber nicht absolut betriebsnotwendig ist, im Neubau befindet, ist das Mammutprojekt KSB-Neubau fertig.