Mit dem Dreirad rund um Afrika

Corinne und Oliver Beccarelli haben eine fünfjährige Abenteuerreise hinter sich, die sie am 21. Februar an der Kanti Baden rekonstruieren.
Weder vom Wetter noch von mechanischen Pannen liessen sich Corinne und Oliver Beccarelli aufhalten. (Bild: zVg)

Oliver (48) und Corinne (52) Beccarelli haben eine aussergewöhnliche Abenteuerreise gemacht. Ursprünglich hatten sie zwei Jahre geplant, schliesslich waren sie über fünf Jahre unterwegs, und zwar auf einem motorisierten Dreirad einmal rund um den gesamten afrikanischen Kontinent. Über 60 000 Kilometer voller Herausforderungen, faszinierender Begegnungen und unvergesslicher Erlebnisse.
Am 21. Februar rekonstruieren sie ihre Reise an der Kanti Baden und nehmen das Publikum mit auf das Abenteuer ihres Lebens. In ihrem Erlebnisvortrag geben sie anhand von Bildern, Videos und Geschichten Einblick in die Schwierigkeiten, die eine Umrundung Afrikas mit einem Dreirad – ein dafür eigentlich völlig ungeeignetes Fahrzeug – mit sich bringt, und berichten von den Begegnungen mit Menschen und fremden Kulturen, für die sich die Strapazen lohnen.

Zweite und letzte Chance
«Corinne und ich hatten schon vor ­vielen Jahren den Traum, einmal mit dem Jeep Afrika zu umrunden», erinnert sich Oliver Beccarelli. «Tatsächlich zogen wir 2010 los, kamen aber nicht sehr weit.» Der Wunsch, dieses Ziel zu erreichen, liess die beiden nach ihrer Rückkehr in die Schweiz aber nicht los, und so beschlossen sie, 2017 einen neuen Versuch zu wagen. Anders als beim ersten Versuch entschieden sie sich, die Reise in einem Motorrad mit Beiwagen anzutreten. «Corinne wollte mit dem Auto gehen, ich mit dem Töff, das Dreirad war am Ende unser Kompromiss», meint ­Oliver Beccarelli. Im Mai brachen sie vom Oberaargau aus auf, um den afrikanischen Kontinent zu umrunden. Schon bevor die eigentliche Reise begann, galt es, zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen.
Der ursprüngliche Plan sah vor, die gesamte Strecke innerhalb von zwei Jahren zurückzulegen. «Es wurde uns aber schnell klar, dass zwei Jahre für unser Vorhaben nicht ausreichen würden, was uns früh vor die Entscheidung stellte, ob wir die Reise abbrechen oder verlängern sollten», erklärt Oliver Beccarelli. Dieses Mal war das Paar aber fest entschlossen, seinen Traum in die Tat umzusetzen. «Wir wussten, dass es wahrscheinlich unsere letzte Chance war, eine solch grosse Reise mit Zelt und Motorad umzusetzen.» Die vorgesehenen zwei Jahre reichten am Ende nicht einmal für die Hälfte der geplanten Strecke. Erst im Juli 2022, nach über fünf Jahren – die Coronapandemie hatte die Rückkehr weiter verzögert –, kehrten Corinne und Oliver Beccarelli mit unzähligen Abenteuern und unglaublichen Geschichten im Gepäck wieder in der Schweiz zurück.

Geschichten aus Afrika (Bild: zVg)

Grenzen von Mensch und Maschine
Mitten in der Wüste Omans und auch später in den Bergen Äthiopiens ­stiessen die beiden Abenteurer erstmals an die Grenzen ihres Motorrads und mussten ihr Gefährt unter extremen klimatischen Bedingungen in schweisstreibender Arbeit am Laufen halten. In Tansania tauchten sie in
das Leben der letzten traditionell lebenden indigenen Völker Ostafrikas ein, während sie im Ostkongo die beeindruckende Dschungelwelt der Gorillas erlebten. «Dort besuchten wir den Schweizer Gorillaforscher Carlos Schuler und erhielten einen fas­zinierenden Einblick in die heraus­fordernde Arbeit der Ranger im Kahuzi-Biega-Nationalpark», so Oliver ­Beccarelli.
Als die Welt wegen Corona 2020 beinahe zum Erliegen kam, befanden sich die beiden Reisenden gerade bei Freunden auf einer Wildnisfarm in Namibia. Als besagte Freunde nach einer Geschäftsreise nach Südafrika aufgrund der Reisebeschränkungen nicht mehr nach Namibia zurückkehren konnten, fanden sich Corinne und Oliver Beccarelli unverhofft in der Rolle von Wildhütern wieder. Schliesslich lebten sie fast ein Jahr lang als Nashorn- und Wildnisaufpasser in einer riesigen Quarantänezone und sammelten in dieser abgeschiedenen Gegend einmalige Lebenserfahrungen.

Nachhaltiger Eindruck
Die wahre Herausforderung erwartete sie jedoch auf ihrem Rückweg von Namibia in die Schweiz, den sie über Land, Wasser und Dschungel bestritten. Dank ihrem mittlerweile erprobten Organisations- und Improvisationstalent und ihrer Fähigkeit, überall Kontakte zu knüpfen, gelang es ihnen trotz anhaltenden Reisebeschränkungen, eine Grenze nach der anderen in Richtung Schweiz zu überqueren. Dabei setzten sie beispielsweise mit einem Fischkutter von Namibia über das Meer in den Kongo. Dort wollten die beiden einen abgelegenen See im Herzen des Kongobeckens erkunden, wo gemäss einer ­alten Legende der letzte Dinosaurier leben soll – eines der anspruchsvollsten Unterfangen auf ihrer gesamten Reise, das nur wenige Abenteurer je gewagt haben.
Zurück in der Schweiz stellten ­Corinne und Oliver Beccarelli fest, dass ihre fünfjährige Rundreise sie auch nach deren Beendigung nicht loslässt. Seither folgten mehrere längere Aufenthalte in verschiedenen afrikanischen Ländern. Und inzwischen hat das Paar begonnen, in Simbabwe eine alte Lodge auf Vordermann zu bringen, die es dereinst betreiben möchte, um so einen kleinen Beitrag für die dortige Wirtschaft und Tourismusindustrie zu leisten. Bis es so weit ist, geben Oliver und Corinne Beccarelli Interessierten bei ihren Vorträgen einen Eindruck davon, mit wie viel Herzlichkeit sie bei ihrer Reise empfangen wurden, obwohl die Verständigung manchmal nur mit Händen und Füssen möglich war.

Freitag, 21. Februar, 19.30 Uhr
Aula, Kantonsschule, Baden
theslowriders.ch