Ein Schmetterling entfaltet sich

Mina Stern (12) singt morgen mit ihrem Lied «Butterfly In A Glass» im TV-Sender Kika um den Sieg im Songwritingwettbewerb «Dein Song».
Mina singt morgen am 14. März im Finale von «Dein Song» um den Sieg. (Bild: Andrea Enderlein | ZDF)

Ein Dreivierteljahr ist es her, als Mina Stern der Jury beim Casting für die 17. Staffel von «Dein Song» den Atem raubte. Das Trio sang ihre Ballade «Butterfly In A Glass», bei der sich die zierliche Badenerin selbst am Piano begleitet hatte, sogar spontan nochmals mit ihr gemeinsam. Singer-Songwriter Kelvin Jones lobte, das Lied müsste eigentlich nur noch einen Rap-Part haben. Vergangene Woche, im Halbfinale, feierte die neueste Version ihres Songs Premiere – mit einer von ihr geschriebenen Rap-Strophe und mit Verve vorgetragen, als hätte sie nie etwas anderes als Hip-Hop gemacht. Ihre Wahl in den Kreis der sieben Finalteilnehmenden war nur noch Formsache.
«Eigentlich war das nur ein Spruch, aber wenn ich deinen Rap jetzt höre, ist er so krass gut, dass es nicht nur ein Witz gewesen sein kann, sondern mein Bauchgefühl wieder einmal recht hatte», erklärte Jones nach ihrem Auftritt lachend. Wer aber denkt, Mina wäre nur auf seinen Zug aufgesprungen, irrt. «Ich stand schon vorher auf Acts wie Macklemore oder Nina Chuba und war vom Besuch des Hip-Hop-Musicals ‹Hamilton› mit meinen Eltern total begeistert», erzählt das Jungtalent Mina, die ihren Song kurz nach dem Casting mit der Rap-Strophe ergänzte und später auf Ibiza mit ihrer musikalischen Patin der Sendung, der Deutsch-Rapperin Aisha Vibes, ausfeilte und aufnahm.
«Mein ursprüngliches Ziel war, das Casting zu überstehen, nun ins Finale gekommen zu sein, übertrifft alles», schwärmt Mina, die ihren ersten Auftritt vor Publikum vor anderthalb Jahren im Programm «Song Circle» hatte, den ihr Vater Adrian Stern und Pianist Hendrix Ackle mehrmals pro Jahr in der Badener Stanzerei veranstalten. Ihr Vater habe sie gefragt, ob sie einen Song kenne, den er dort spielen könne. Sie schlug ihm «Back To December» von Taylor Swift vor, worauf er antwortete, «aber nur, wenn du mitsingst!». Auf die Idee, bei «Dein Song» teilzunehmen, kam Mina, als sie 2023 mit der ganzen Familie die letzte Staffel geschaut hatte und es alle toll fanden, dass beim Erfolgsformat des von ARD und ZDF getragenen Kinder- und Jugendsenders Kika nicht Glamour und Klatsch im Vordergrund stehen, sondern Song und Auftritt.

Nachwuchssängerin Mina Stern steht im Finale der Kika-Sendung «Dein Song». (Bild: Andrea Enderlein, ZDF)

Weniger nachdenken, einfach machen
«Kaum hatte sich Mina nach dem Finale entschlossen, sich fürs Casting zu bewerben, sagte sie, als wir wieder zusammen auf dem Sofa sassen, sie wolle uns etwas vorsingen», erinnert sich Adrian Stern. Mutter Mylen Yang ergänzt, dass ihre Tochter Wort und Melodie schon so geschickt verbunden habe, dass «Butterfly In A Glass» in den Grundzügen fertig gewesen sei. Schliesslich nahm sie die Version für die Bewerbung im Studio ihres Vaters auf.
«Als ich den Text schrieb, hatte ich das Bild von einem Schmetterling, der aus einem Glas ausbrechen will, im Kopf», erklärt Mina. «Dieses Bild spiegelte meine Gefühle, als sich Freundschaften und andere Dinge in meinem Leben veränderten. Ich fühlte mich in den Gedanken, die ständig darum kreisten, gefangen. Ich merkte: Wenn ich mich befreien will, sollte ich weniger nachdenken, sondern einfach machen.»
Eine Zwölfjährige, die so reif und talentiert ist, erwarb beim Casting- und Songwritingcamp in den Niederlanden schnell den Respekt und die Zuneigung der Jury sowie ihrer Kolleginnen und Kollegen, obwohl sie deutlich jünger ist als die Konkurrenz. «Die Liebe zur Musik, die uns verbindet, trug wohl dazu bei, dass das Alter gar nie zum Thema wurde», analysiert Mina. «Ich war aber selbst erstaunt, da es in der letzten Staffel viel mehr jüngere Bewerbende gab.»
Noch zwei Jahre jünger als Mina ist ihre Schwester Juno. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, mit ihrer jüngeren Schwester einmal ein Duo zu bilden, betont sie zuerst, dass sie Juno sehr gern habe, obwohl sie sich auch streiten würden. «Musik zu machen, ist nicht so ihr Ding, aber sie spielt leidenschaftlich Fussball, besser als ich», verrät sie schmunzelnd. Beide verbindet ausserdem die Begeisterung fürs Tanzen. Mina nahm vor zwei Wochen sogar noch an einem Workshop teil, den Tanz und Kunst Königsfelden im Oederlin-Areal in Rieden für Jugendliche durchführte. Bei ihnen lassen wirklich der Musiker und die Sportlehrerin als Eltern durchblicken.

Fans mit Car ans Finale
Mutter Mylen, die Mina zu den vorherigen Drehs begleitet hat, fuhr mit ihr bereits am Dienstag zu Proben für das Finale nach Köln. Der Rest der Familie, Verwandte und Freunde, darunter Kolleginnen aus der Oberstufe im ­Badener Burghalde-Schulhaus, reisen am Freitagmorgen mit einem von «Dein Song» zur Verfügung gestellten Car hinterher. Im Gegensatz zum Fernsehpublikum, das telefonisch und online abstimmen kann, wer den Titel und 5000 Euro Talentförderung gewinnt, können diese 35 Fans lediglich Einfluss nehmen, indem sie im Fernsehstudio für Mina Stimmung machen. «Es wäre schön, wenn ich gewinne, aber ich würde den Sieg auch allen anderen gönnen», gibt sich die einzige Schweizerin im Feld bescheiden, tut das aber aus einer Position der Stärke, zählt sie doch zu den Favoritinnen.
Ihre Mutter wundert das nicht. «Wenn Mina etwas will, ist sie auch in anderen Bereichen extrem fokussiert und zieht ihren Plan hartnäckig und ausdauernd durch.» Der Vater ist stolz: «Mina hat sich seit dem Casting enorm entwickelt. Wenn sie ihr Lied singt, klingt es jedesmal anders. Sie ist als Sängerin und Persönlichkeit zu einer jungen Frau gereift.» Mina selbst freut sich besonders, dass ihr Selbstbewusstsein gewachsen ist und sie ihre Schüchternheit vor der Kamera ablegen konnte. «Das Wichtigste ist jedoch, dass ich aus mir heraus schreibe, was mich gerade beschäftigt, und nicht, was mir bei anderen Musikerinnen gefällt.»
Das zweistündige «Dein Song»-­Finale mit Mina, das von Luca Hänni und Jeannie Wagner moderiert wird, ist morgen Freitag, 14. März, um 19.05 Uhr live bei Kika zu sehen. Am Voting beteiligten kann man sich per Telefon oder unter voting.kika.de.